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PR Rotes Imperium 02 - Requiem für Druufon

PR Rotes Imperium 02 - Requiem für Druufon

Titel: PR Rotes Imperium 02 - Requiem für Druufon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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bedankt hatte.
    Unendlich oft hatte er diese letzte Sekunden im Leben seines Sohnes seziert, doch nie eine befriedigende Antwort gefunden. Er hatte die Aufnahmen der Überwachungskameras betrachtet, jede einzelne Einstellung; er hatte sie filtern lassen und mit unzähligen Tricks durchforstet. Doch warum sich sein sterbender Sohn bedankt hatte, war ihm trotz aller Versuche nicht klar geworden. Er war nicht verrückt gewesen, das war ihm klar - aber welchen Grund gab es für seine Prophezeiung, und welchen Grund hatte sein Dank?
    Moiwoas Arm stieß gegen Bavos Schulter. Die Druuf schien es nicht einmal zu bemerken, öffnete in aller Ruhe ihr rotes Gewand und schlug es auseinander. Der Stoff raschelte wie ein Haufen moderiger Blätter.
    Ein schwarzes Etwas kam zum Vorschein, das an ihrer Brust klebte. Es war kugelförmig und glänzte feucht. Deshalb also hatte Bavo den flüchtigen Eindruck erhascht, die Druuf sei dick - sie trug ein kleines Kind unter ihrem Gewand.
    Die Druuf hob es von ihrer Brust; winzige Händchen, deren Innenflächen mit einer schleimigen Masse bedeckt waren, lösten sich schmatzend von der Haut der Mutter. Sie bog fingerlange Ärmchen und Beinchen zur Seite. »Verzeiht, dass ich euch das Baby zeige«, kam es aus ihrem Translator, den sie am Hals trug, »doch ich muss es versorgen.«
    Noch nie hatte Bavo etwas von Druuf-Babys gehört oder gar eines gesehen; er interessierte sich allerdings auch nicht dafür, wie dieses Volk seine Nachkommen gebar oder versorgte. Für diese Art von Details hatte er nicht die weite Reise auf sich genommen.
    Jaakko hingegen schien hocherfreut. »Ich danke für dein Vertrauen. Es ist bei Weitem nicht selbstverständlich, dass du dein Kind unseren Blicken aussetzt.«
    Das Baby lag nun auf Moiwoas zusammengelegten Handflächen. Es mochte kaum vierzig Zentimeter messen, winzig für ein körperlich großes Volk wie die Druuf. Es rührte sich nicht, sondern lag steif und starr. Unwillkürlich erinnerte es Bavo an eine zu groß geratene Schabe, wie sie im Unterholz des Papierwalds auf Suaphim unterwegs gewesen waren.
    Suaphim ... Schon seit einer Ewigkeit hatte er nicht mehr an seinen Heimatplaneten gedacht. Eine irrwitzige Überlegung schoss ihm durch den Kopf - wie es wohl Mali erging? Er verscheuchte diesen Gedanken. Sie lebte womöglich noch, falls Suaphim nicht von den Strahlenkanonen der Terminalen Kolonne vernichtet worden war. Aber für ihn selbst war seine Jugendliebe seit einem Jahrtausend tot - längst hatte sich die Grenze zwischen den Kosmen auch zwischen seine Erinnerungen geschoben.
    Moiwoa bettete das Kind auf ihren Beinen, hob die rechte Hand zum Mund und würgte einen Batzen zähflüssigen Schleim hervor. Der Geruch nach Kampfer und Moschus wurde nahezu übermächtig. Die Druuf verteilte den Schleim gleichmäßig auf der Haut des Babys, indem sie den winzigen Leib sanft massierte.
    »Wir gebären komatös«, sagte sie. »Unsere Nachkommen leben die ersten Wochen in Symbiose mit uns. Viele denken, es sei unangebracht, dass Wesen aus fremden Völkern uns bei der Brutpflege beobachten, doch ich werde wochenlang mit euch zusammenarbeiten, und es wird sich ohnehin nicht vermeiden lassen. Also zeige ich euch mein Kind sofort und verheimliche es nicht vor euren Wahrnehmungen. Außerdem werden eure Blicke ihm und seiner Kontinuität nicht schaden.«
    Geradezu widerwillig beobachtete Bavo, wie Moiwoa ihr Kind wieder an die Brust hob und sich dieses an der Haut festsaugte. Der Anblick hatte eine ekelerregende Faszination inne. Die Wissenschaftlerin schloss das rote Gewand, gerade als die Plattform das offene Meer verließ und auf ein Haus zusteuerte, das versteckt zwischen steil aufragenden Klippen auf einer Anhöhe lag.
    Die Wellen prallten ungebremst gegen die zerklüftete Steilwand. Weiße Gischt stob meterhoch und ließ immer wieder die Silhouetten von langhalsigen Vögeln mit breiten Flügeln verschwimmen, die über dem Wasser ihre Kreise zogen. Die Schwebeplattform passierte eines der Vogelwesen in wenigen Metern Abstand; es präsentierte in einer unmissverständlichen Drohgebärde einen Schnabel, in dem spitze Reißzähne blitzten. Gerade als die Plattform ihm an nächsten stand, stieß es in die Tiefe und versank in den Fluten.
    Sie landeten auf der Anhöhe im Schatten des Hauses, das drei Stockwerke hoch aufragte und offensichtlich von einem Architekten mit deutlichem Hang zur Spielerei geplant worden war. Filigrane Türmchen standen auf dem flachen Dach wie

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