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PR Rotes Imperium 03 - Die Zukunftsbastion

PR Rotes Imperium 03 - Die Zukunftsbastion

Titel: PR Rotes Imperium 03 - Die Zukunftsbastion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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vier Leuten mit Maschinenpistolen. Ich sah das Mündungsfeuer, sah den ersten von seinen Leuten Blut spucken, sah den Kopf des zweiten platzen, sah, wie es dem dritten beide Oberschenkel zerriss. Drei der vier Männer von Valerossios waren tot, Valerossios aber jagte Kugel um Kugel aus seinen beiden Colts, 44 Magnum.
    Für einen irrwitzigen Moment empfand ich Dankbarkeit, nichts mehr hören zu müssen.
    Bowman kniete, vom Hals war nichts als einige Strähnen Fleisch übrig, der Kopf kippte zur Seite weg und hing nur noch an einem Faden Haut wie ein Jo-Jo. Die Smaragde glitten aus seinen Händen.
    Der Brustkorb des letzten von Valerossios' Männern explodierte ohne ersichtlichen Grund. Der Gestank nach verbranntem Fleisch schnürte mir die Kehle zu.
    Ich sah Valerossios auf Smalya anlegen, auf ihn zugehen und schießen. Die rechte untere Prothese fetzte weg. Ich entsicherte die Waffe, stützte die Ellenbogen auf, legte meine rechte mit der Waffe in die linke Hand, zielte über Kimme und Korn in die Mitte seines Brustkorbes und drückte ab.
    Wieder kein Laut. Der Rückschlag fuhr mir dumpf in den Oberarm. Die Patronenhülse klatschte gegen die Wand, von der Wand gegen meine Wange und verbrannte mir die Haut.
    Valerossios war stehen geblieben, als wäre er gegen ein unsichtbares Hindernis gelaufen.
    Er sackte ein und kniete. Ich kam auf die Beine und ging langsam, die PPK mit ausgestreckten Armen im Anschlag, auf ihn zu.
    »Wo ist sie?«, fragte ich ihn. »Wo ist Carmen?«
    Er sah mich verständnislos an, öffnete den Mund, aber es kam nur blutiger Schaum über seine Lippen. Ich verfluchte mich, dass ich nicht besser gezielt hatte, irgendwohin, auf irgendein nicht lebensnotwendiges Organ.
    Er blubberte etwas. Blutblasen bildeten sich wie von einem roten Kaugummi und platzten mit winzigen Spritzern. »Du hast ja keine Ahnung«, röchelte er. »Überhaupt keine Ahnung.« Dann sank sein Oberkörper nach vorne, bis er mit der Stirn aufschlug. Es gab ein trockenes Klock. Da lag er, wie in ein Gebet an einen toten Gott versunken.
    Wir saßen in einem Herrenzimmer mit Billardtisch und Bibliothek. Braune Möbel, braune Bücherrücken in den deckenhohen Regalschränken, moosgrünes Billardtuch.
    Smalya hatte sein Bein repariert und saß da fast wie ein Mensch. Selbstverständlich waren seine Augen alles andere als menschlich, und seine Art, mit zwei Händen eines Arms Tasse und Untertasse zu halten, wirkte - nun ja, als hätte einen der Teufel zum Tee geladen, um, sehr britisch, über die Galopprennen von Ascot zu plaudern.
    Ich trank meinen Kaffee schwarz und leichenbitter.
    »Ich fürchte, ich werde eine Enttäuschung für Sie sein«, sagte Mauloch Smalya. Er schien das Gemetzel völlig vergessen zu haben. Vielleicht kannte er Gefühle wie Trauer oder Entsetzen nicht. Vielleicht konnte ich aber auch nur seine unmenschliche Mimik nicht deuten. »Glauben Sie mir, ich habe selbst oft über die Lage der Dinge nachgedacht. Oder glauben Sie es mir besser nicht, denn es ist nicht ganz die Wahrheit.« Er seufzte, und das bekam er immerhin ziemlich menschlich hin. Ich unterbrach ihn nicht, ließ ihn zu Wort kommen. »Immer wieder habe ich darüber nachgedacht: Was mache ich auf dieser Welt? Warum bin ich nicht auf Houhhomn? Wie bin ich hergekommen? Dann kommt mir ein Raumschiff in den Sinn.«
    Er dachte angestrengt nach.
    »Schildern Sie mir dieses Raumschiff«, bat ich. Er tat es. Ich nickte und sagte: »Ein Pagodenraumschiff. So eines liegt auf dem Raumhafen von New York.«
    »Ja. Ich weiß. Man hat es mir gesagt, und ich war einmal dort, oder besser: Ich habe dahin gewollt. Aber mein Ausflug ... nun, er verlief sich. Ich landete stattdessen in China Town und ging chinesisch essen.« Er lachte sehr sonor. »Meine Güte... ich weiß sogar noch, was ich gegessen habe: San Kwak ... Seezunge, mit Krabbe gefüllt.«
    »Aha«, sagte ich und nippe vom Kaffee.
    »Alles Wichtige verrutscht an den Rand. Aus der Ferne, aus den Augenwinkeln scheint alles klar und deutlich, aber wenn ich genau hinzusehen versuche, wenn ich mich einer Sache näher widme, löst sie sich auf in Flecken, Farben, leere Muster, Gerüste. Als ob alles in Pixel zerfällt und dann ein Sturm die Pixel auseinanderbläst. Kennen Sie das auch?«
    »Nein. Wie hieß der Chinese?«, fragte ich.
    »Mein San-Kwak-Chinese?« Er lachte. »Warten Sie. Wan Chang. Das Restaurant hieß Wan Chang's Garten der Gaumenfreude. Oh, wenn Sie wissen wollen, ob es eine gute Adresse ist - ich

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