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PR Rotes Imperium 03 - Die Zukunftsbastion

PR Rotes Imperium 03 - Die Zukunftsbastion

Titel: PR Rotes Imperium 03 - Die Zukunftsbastion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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übernächsten Raum, erst der war von diesem Korridor aus zugänglich, dann durch das Durchgangszimmer zurück.
    Verwirrend.
    Ich ging weiter und öffnete die nächste Tür. Was ich bislang an Einrichtungsgegenständen gesehen hatte, war nobel und exquisit, fast museal, aber es blieb im Rahmen dessen, was man sich an Möbeln in einem solchen Herrensitz vorstellte.
    Aber hier...
    Im Raum hing der schwache, süßliche Geruch hohen Alters. Inmitten des Zimmers stand ein wuchtiger runder Holztisch, aus dessen Zentrum eine steinerne oder eiserne Säule ragte, die über und über mit mir unbekannten Zeichen beschriftet war. Das ganze wirkte phallusartig, auch wenn knapp unterhalb der Eichel - der Turmspitze - ein winziger Balkon wie für Puppen den Turm umlief.
    Ansonsten befanden sich zwei Treppen auf dem Tisch, ebenfalls wie aus einer Puppenstube, mit unglaublich fein gedrechselten Geländern. Die beiden Treppen winkelten sich mehrfach ab und endeten in einem Spiegel, der von der Decke bis fast auf den Tisch herabhing.
    Unter dem Fenster stand ein schmales Bett, auf dem eine Volantdecke lag. Zwei zarte, goldgeränderte Gläser standen auf einem rot lackierten Tablett, daneben ein Bocksbeutel mit brauner Flüssigkeit. Ich zog am Stöpsel, er kam mit einem leisen Plop heraus. Ich schnupperte daran. Es roch nach Äther oder etwas Ähnlichem, vielleicht Laudanum.
    Ich ging weiter. Auch die Tür ins Allerheiligste war unverschlossen.
    Ich wusste nicht, was ich erwartet hatte: eine Bibliothek? Ein Büro? Ein Billardzimmer? Es war nichts von alledem. Es war überhaupt nichts Menschliches in diesem Raum.
    Ein langer, rechteckiger Schrank aus Glas erstreckte sich im Zentrum des Raumes vom Boden bis zur Decke. Ein völlig durchsichtiger, völlig leerer Schrank, oder ein riesiges leeres Aquarium - ich hatte keine Ahnung. Seine Kanten waren aus Messing oder einem anderen, fast goldenen Metall.
    Rings um das gläserne Gebilde waren vier ringförmige Sitzbänke angeordnet, die auf runden Stempeln ruhten - alle vier niedrig wie für Kinder.
    An der Wand hing in Augenhöhe ein Gemälde - jedenfalls hielt ich es beim ersten Anblick dafür. Man sah drei gekrönte, hölzerne Figurinen, die bemalt waren. Die linke wirkte äffisch, sie fletschte ihre langen Zähne und trug eine Art blaugrünes, reich gemustertes Kostüm. Die rechte Figurine wirkte wie ein Pin-up-Girl, das sich junge Soldaten an den Spind kleben oder Truckfahrer in ihre Kabine. Sie hatte einen blauen Badeanzug an; die Hände kokett in die Hüfte gestemmt, reckte sie ihre beeindruckenden Brüste dem Betrachter entgegen. Die zentrale Figur war fast doppelt so groß wie ihre beiden Begleiter. Sie war weiblich, völlig nackt und bis ins jede Detail naturalistisch dargestellt. Alle drei trugen fantastische Kronen.
    Die Dreiergruppe wurde umgeben von etlichen Vögeln, grazilen Wesen, Kolibris und Eisvögeln. Jedenfalls dachte ich das auf den ersten Blick. Dann entdeckte ich, dass die Tiere doppelte Flügelpaare besaßen wie Libellen und dass ihre Leiber nicht nur feingliedrig waren und deswegen durchsichtig wirkten, sondern dass ihre Haut tatsächlich transparent war. Unendlich langsam schlugen die Tiere mit ihren Fittichen, flogen scheinbar dem Betrachter entgegen. Wie aus unvorstellbarer Ferne hörte ich sie leise kreischen.
    Unwillkürlich trat ich einen Schritt zurück. Ich spürte mein Herz bis zum Hals schlagen, mein Mund schmeckte bitter.
    Der Visor zeigte, dass ich den Tresor direkt hinter diesem Gemälde finden würde.
    Ich packte zu. Der Rahmen fühlte sich eiskalt an. Ich verkniff mir einen Schrei, schreckte zurück, blies mir in die Hände und zog die Handschuhe über. Die infernalische Kälte drang durch das Leder, aber ein paar Augenblicke später lag das Gemälde - oder was immer es sonst war - auf dem Boden.
    Ich sah die mattgraue Stahltür des Safes, glatt und fugenlos. Kein Schloss darin, kein Zahlenstellrad, kein Hinweis darauf, wie dick die Panzerung oder wie die Zuhaltung beschaffen war.
    Neben der Stahltür sah ich ein quadratisches Feld, auf dem die Ziffern von Null bis Neun tastbar waren.
    Im Visor hatten sich die grüne und die gelbe Markierung fast übereinander geschoben. Bis hierher und nicht weiter. Mir war klar, dass man einen Zahlenkode eingeben musste, aber ich hatte nicht einmal einen Tipp bekommen, wie viele Stellen dieser Kode haben sollte.
    Möglicherweise löste eine falsche Ziffernfolge Alarm aus.
    Ich dachte an Carmen und hätte schreien

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