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PR Rotes Imperium 03 - Die Zukunftsbastion

PR Rotes Imperium 03 - Die Zukunftsbastion

Titel: PR Rotes Imperium 03 - Die Zukunftsbastion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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gemacht, dem Verschieben und Verstellen der Schälchen zu folgen. Wie hatte Paomg über Mauloch Smalya und seine Leute gesagt? »Sie sollen ein Faible für Zauberkunststückchen haben.«
    Also hatte ich die einzige Stelle im Auge behalten, wo sich der Smaragd vernünftigerweise befinden konnte.
    »Nun?«, drängte Smalya.
    Ich streckte meine Hand aus und griff die eine Hand des Houhhom, die den Stein zu Beginn des Spiels unter die Schale gelegt zu haben schien.
    Auch Smalyas Hand fühlte sich feucht und glatt an wie ein Pflanzenstängel, aber nicht so kühl wie bei dem Geschöpf am Lagerfeuer auf dem Raumhafen, sondern heiß, fast kochend. Ich zuckte zurück, griff gleich wieder zu, drehte die Hand um. Dort, in der Fuge zwischen zwei Fingerwurzeln, lag der Gazini-Smaragd. Ich pflückte ihn heraus. Smalya ließ es geschehen.
    Der Houhhom blickte mich entgeistert an und brummte in seinem Bass: »Was habe ich getan?«
    Was dann geschah, war gespenstisch. Mauloch Smalya erschlaffte wie ein aufblasbares Gummitier, aus dem schlagartig jede Luft entwichen war. Ich sprach ihn an, aber er reagierte nicht. Ich stand auf, schüttelte ihn an der Schulter. Er fühlte sich leicht und zerbrechlich an wie Balsaholz. Quälend langsam hob er den Blick. Ich schaute in seine sonderbaren, entgeisterten Augen. »Was habe ich getan?«, wiederholte er, dann brabbelte er etwas in einer Sprache, fremdartig, ohne menschlichen Anklang.
    Auch die übrigen Gazini-Smaragde, die noch auf dem Tisch lagen, wirkten verändert, wie erloschen. Ich griff danach. Die Libellenvögel kreischten gequält auf, und einige versuchten, mit dem Schnabel nach mir zu hacken. Ich wischte sie behutsam zur Seite, nahm die Smaragde an mich und steckte sie in meine Manteltasche.
    Die Kreaturen flatterten schwach und krank, erhoben sich kaum vom Tisch, einige stürzten ganz herab und blieben liegen, andere ermatteten und lagen regungslos da wie tot.
    Ich verließ das Haus Smalyas unbehelligt.
    Als ich auf die Straße trat, bemerkte ich, dass ein neuer Geruch in der Luft lag, ein noch nie wahrgenommenes Aroma, beißend, alles durchtränkend wie der Geruch von Feuer, zugleich süß wie Vanille.
    Ich stand da, witternd wie ein Tier. Obwohl ich diesen Duft noch nie gerochen hatte, und obwohl es einen Duft wie diesen auf dieser Welt nicht geben konnte, erkannte ich ihn.
    Die ganze Welt roch widerlich nach Triumph.
    Einen Herzschlag lang rauschte es in meinen Ohren wie beim Untertauchen, mir schwindelte, und ich fürchtete die Orientierung zu verlieren. Ich stand erstarrt.
    In mir war ein einziger Gedanke, und es war nicht einmal mein Gedanke. Ich hatte ihn Smalya sagen hören, und er hatte sich in mir eingenistet. Nun hallte er in mir nach, und statt dass ich ihn mir aneignete, war es, als ob dieser Gedanke sich mich zu eigen machte: »Was habe ich getan?«
    Ich saß den nächsten Tag in meinem Büro und wartete auf den Anruf des Mannes, der in die Position von Valgerossios nachgerückt war als Mittelsmann zwischen mir und der alten Lady. Niemand rief an. Ich klopfte mit dem Gazini-Smaragd auf die Tischplatte. Ich starrte auf das Telefon, aber es ließ sich nicht zwingen.
    Stattdessen meldete sich gegen Abend Deborah Rhodan fernmündlich bei mir. Ihre Stimme klang dünn, und zwischen dem, was sie sagte, und dem, was ich sagte, lagen sekundenlange Pausen wie bei einem Gespräch nach Japan oder Europa.
    »Es ist wegen meines Bruders«, sagte sie.
    »Perry Rhodan«, sagte ich.
    Pause.
    »Haben Sie schon eine Spur?«
    »Nein.«
    Pause.
    »Es ist dringend«, sagte sie.
    Ich wollte ihr widersprechen. Ich wollte bitter auflachen und ihr sagen, dass es andere, dringendere Dinge gäbe, dass ein Irrer eine Frau, die in gewissen Grenzen meine Frau war, in Stücke schnippelte, dass die ganze Welt ein dringender Fall wäre, eine Welt, mit Fremden so gesättigt, dass sie gar nicht mehr unsere Welt war, was aber außer mir niemand zu bemerken schien. Ich sagte: »Ich weiß. Es tut mir leid.«
    Pause.
    Ihre Stimme klang immer dünner, schwindender, sie sagte: »Vielleicht ist er einfach zu Hause, und wir wissen es nur nicht.«
    »Ja«, sagte ich nur.
    »In Manchester.«
    Es klackte in der Leitung. Sie hatte unvermittelt aufgelegt.
    Ich verschränkte die Arme im Nacken und kippelte ein bisschen mit dem Stuhl. Mir ging durch den Kopf, was Deborah Rhodan gesagt hatte: Vielleicht ist er einfach zu Hause.
    Vielleicht war ja auch Carmen mittlerweile wieder zu Hause. Ich wählte ihre Nummer.

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