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PR Rotes Imperium 03 - Die Zukunftsbastion

PR Rotes Imperium 03 - Die Zukunftsbastion

Titel: PR Rotes Imperium 03 - Die Zukunftsbastion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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schloss die Augen, öffnete sie wieder, erblickte mein Spiegelbild in der Schachtwand. Der Bart verdeckte schlecht, wie ausgemergelt ich war. Ich sah aus wie ein Abenteurer aus einem B-Movie der Dreißiger jähre auf dem Tiefpunkt seiner Karriere.
    Während ich so auf mein Spiegelbild starrte, veränderte sich die Wandung. Sie wurde durchscheinend, und ich entdeckte einen Gang dahinter. Das Licht im Gang fiel aus verschiedenen, diffusen Quellen. Ich kniff die Augen zusammen, pendelte am Seil, kam der Wandung näher und versuchte mich festzuhalten. Natürlich glitten meine Hände ab.
    Etwas bewegte sich im Gang, eine schlanke, flackernde Silhouette. Immer transparenter wurde das Material, die Wandung löste sich anscheinend auf.
    »Mr Walker?«, hörte ich Endrit rufen. »Mr Walker, was geschieht dort unten ... das Licht...«
    »Was ist mit dem Licht?«
    »Es verändert sich. Es wird irgendwie dickflüssig, wie Sirup. Wir können Sie nicht mehr sehen!«
    »Seil etwas kommen lassen!«, rief ich und holte Schwung, schaukelte in Richtung Schachtmitte. Das Seil rutschte einige Handbreit ab, ich streckte die Beine wieder nach vorne zur Öffnung und landete im hohen Bogen im Gang. Die Wandung hatte sich aufgelöst.
    Es roch nach gewachstem Holz. Ich löste das Seil vom Körper und schaute der Gestalt entgegen, die näher kam. Gemessenen Schrittes, wie man so sagt, ruhig, unaufgeregt, ohne ihr Tempo zu beschleunigen oder zu verlangsamen.
    Als hätte sie mit meiner Ankunft gerechnet.
    Es war eine Frau, sehr jung, vielleicht 20 oder 30 Jahre alt. Ihr kastanienrotes Haar war zu einem schimmernden Dutt hochgebunden, ihre Brille mit dem dünnen Metallrahmen wirkte streng und altmodisch.
    Ihre Kleidung nicht.
    Sie steckte in einer Art Korsett aus einem schwarzgrauen Metallic-Gewebe; der Reißverschluss am Brustlatz war, obwohl das Oberteil bereits stark dekolletierte, einige Fingerbreit herabgezogen. Die kurze Hose ließ die Schenkel bis knapp unterhalb der Hüfte unbedeckt; Strumpfhalter für die Strümpfe aus schwarzer Seide.
    Über diesem Korsett trug sie eine kurze Jacke aus demselben metallischen Material, hüftlang, lange Ärmel, und ein hoch ausgestülpter Kragen, der ihren Hals in weitem, offenem Bogen umfasste. Die Mixtur aus dieser fast obszönen Kleidung mit dem gestrengen Gesicht wirkte traumhaft und aufreizend.
    »Mr Rhodan? Perry Rhodan?«, fragte sie. Ihre Stimme klang kühl, unbeteiligt.
    Ich nickte.
    »Sie werden erwartet!«
    »Erwartet von wem?«
    Sie kaute mit ihren strahlenden Zähnen ein wenig auf ihrer rosa glitzernden Unterlippe, als müsste sie sich etwas weit Zurückliegendes in Erinnerung rufen. »Vom Bibliothekar natürlich«, sagte sie dann. »Weswegen sonst wären Sie hier?«
    Ich hätte sagen wollen: Wegen des Schatzes des Schwarzen Königs. Aber in dieser Umgebung hätte es so abseitig und unzeitgemäß geklungen, als würde man sich unter Erwachsenen als Sammler von Barbiepuppen outen.
    »Gehen wir«, sagte sie und drehte mit einem beeindruckenden Hüftschwung ab. Ich folgte ihr. Der Gang war mit langen, polierten Holzbrettern ausgelegt, eine Mischung aus Parkett und den Böden, wie sie auf schnellen Radrennbahnen gelegt werden. Man hatte unterschiedliche Holzarten verarbeitet, sodass der Boden wie ein abstraktes Mosaik wirkte. Es war ein angenehmes Gehen. Die Decke des Ganges hing niedrig und fiel zur rechten Seite schräg ab, beide Seitenwände waren nach außen gewölbt. Hin und wieder schwang sich die Decke zu einer weiten zeltartigen Ausbuchtung empor und öffnete sich für einige Meter nach außen, und ich blickte in eine formenlose Helligkeit, in ein mildes Tageslicht, obwohl draußen kein Tag war, keine Zeit, keine Welt.
    An diesem Ort war ich zum ersten Mal restlos davon überzeugt, mich nicht in einer Realität, wie ich sie kannte, aufzuhalten, sondern in dem Mentalen Symposion, eine Sphäre aus einem ganz anderen Gewebe, ein Kosmos aus quantronischen Rechenimpulsen und menschlichen Visionen.
    Unverhofft endete der Gang. Ich trat in eine Halle, in einen kathedralenartigen Raum, dessen Decke zugleich wie in Falten herabhing und zwischen den Falten spitzwinklig in schwindelnde Höhen strebte. Auch diese Decke war anscheinend aus polierten Hölzern zusammengesetzt, die allerdings leicht bläulich schimmerten Decke und Boden spiegelten sich ineinander. Im Licht, das sich hier zwischen Boden und Decke auf eine neuartige Art zu verdichten schien, bewegten sich Dutzende, Hunderte Menschen und,

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