PR TB 007 Die Zeitspringer
Agent
müßte wissen, daß r-Strahlung in diesem Ausmaß
und als Folge einer langsamen Kernverschmelzung nur drei Ursachen
haben kann: erstens die Tätigkeit einer normalen Sonne, zweitens
die Explosion einer Hitzebombe und drittens das Durchgehen eines
Gravo-Generators. Fall eins scheidet ohne Zweifel aus, denn wir
befinden uns nicht auf einer Sonne, sondern auf einem Planeten; Fall
zwei ist zumindest unwahrscheinlich. Wer eine Hitzebombe zündet,
verfolgt damit einen bestimmten Zweck. In unserem Fall nur den, uns
zu vernichten. Dieser Zweck wurde nicht erreicht, folglich ist er gar
nicht beabsichtigt gewesen, wenn wir unseren Gegnern nicht
ausgesprochene Dummheit unterstellen wollen, was mir fernliegt.
Anders ist es mit dem dritten Fall, dem Durchgehen eines
Gravo-Generators. Das bedeutet allerdings, daß im Krater
irgendein Schwebefahrzeug vernichtet wurde. Ich tippe auf einen
Gleiter, sonst wäre die Wirkung anders gewesen.“
„Sir!“ rief der zurückkehrende Roboter. „Draußen
im Kraterinnern muß ein Gleiter explodiert sein. Die Restmasse
jedenfalls läßt darauf schließen.“
„Sehen Sie!“ triumphierte Bully. „Was sagt Ihr
‘Blitzgehirn’ dazu, Sharpson?“
„Ich gebe mich geschlagen“, murmelte der Agent
widerwillig. „Dadurch ist aber das Problem noch nicht gelöst;
und Winston ist auch noch nicht wieder erwacht“, setzte er
hinzu.
„Hm!“ machte Bully. „Immerhin haben wir einen
Hinweis. Wir befinden uns dort, wo wir von der Wirkung eines
Transmitters erfaßt wurden. Das stimmt doch, nicht wahr?“
„Ich weiß nicht, worauf Sie hinauswollen, Sir“,
erwiderte Sharpson. „Ein Transmitter versetzt Materie. Aber in
unserem Fall hat er uns keinen Millimeter im Raum versetzt, Sir. Ich
weiß genau, wo ich gestanden habe, als...“
„Sie sagen es“, lächelte Bully ironisch. „Wir
sind keinen Millimeter im Raum versetzt worden
- wohl aber ein ganzes Stück in der Zeit!“
„Wie wollen Sie das beweisen?“ nörgelte Sharpson.
Bully deutete stumm auf die Stelle der Felswand, an der sich vor
kurzem noch der Ausgang zum Dschungel befunden hatte. Da Fels nicht
von selbst wieder zuwächst, blieb nur ein logischer Schluß.
Sie weilten in der Vergangenheit.
*
Nat Winston befand sich in einem seltsamen Dämmerzustand
zwischen Tod und Leben.
Er fühlte, daß ihn etwas daran hinderte, seinen Körper
zu brauchen. Das rief seinen Unwillen und seinen Widerstand hervor.
Andererseits sagte ihm eine innere Stimme, daß er, um das
Problem zu lösen, keinen Widerstand leisten dürfe, sondern
nachgeben müsse.
Ein USO-Agent war in vielerlei Hinsicht für seine Aufgabe
geschult. Das Schwergewicht seiner Ausbildung lag jedoch in der
Anerziehung eines unbeugsamen Willens. Das war ein unschätzbarer
Vorteil für jeden Agenten, doch in diesem Falle zwang es ihn zu
einem
Routineverhalten, das der Situation widersprach.
Aber noch konnte Winston nichts davon wissen.
Er kämpfte.
Von vornherein war es ein aussichtsloser Kampf, denn sein Gegner
hatte die bessere Position. Er beherrschte sein Unterbewußtsein
und damit die Körperregion, die bevorzugt mit Energie versorgt
wird.
Nat Winston unterlag - und wußte im nächsten
Augenblick, wer der Widersacher seines Verstandes gewesen war.
Es war der Symbiont.
Kein Symbiont hatte je vermocht, sich direkt mit dem Bewußtsein
seines Wirtes zu verständigen. Winstons Symbiont machte darin
keine Ausnahme. Aber er konnte etwas anderes tun.
Winston erhob sich wie in Trance. Er hielt die Augen geschlossen,
und sein Mund lallte unverständliche Laute. Nach und nach jedoch
wurden verständliche Worte daraus.
Bull, Sharpson und der Roboter Samson hörten die Geschichte
eines Volkes, das sich gegen seinen Untergang wehrte.
Es war die Geschichte des Planeten Tamlan.
Sie erfuhren, daß Tamlan von der Explosion der Sonne Alta
bedroht war - und mit Tamlan die intelligenten Wesen dieser Welt. Sie
erfuhren von den Versuchen, dem Untergang zu entrinnen und hörten
von dem Kybernetiker Poschtar und seinem Plan, die Zukunft mit
ZeitTransmittern aufzusuchen und zu beherrschen.
„Aber dieser Weg ist unmoralisch“, fuhr der Symbiont
durch Winstons Mund fort. „Wir Tamlaner können uns nicht
die Zukunft Untertan machen, ohne zugleich die Zukunft des ganzen
Universums zu gefährden. Deshalb zeigte uns der Biologe Hatran
einen anderen Weg auf, einen Weg, der unsere Rasse an die Zukunft
anpassen soll.
Zu diesem zweiten Weg bedurften wir der
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