PR TB 007 Die Zeitspringer
einem möglichen
Feind gegenüber im Nachteil war, wenn das, was hinter der Tür
kam, unbeleuchtet war. Gegen das helle Licht des Flurs mußte er
die ideale Zielscheibe abgeben. In einem solchen Fall jedoch, das
hatte er sich vorgenommen, würde er sofort schießen.
Auf sein Zeichen hin öffnete Winston die Tür.
Ein schwarzes Loch wurde sichtbar.
Bully blieb hochaufgerichtet und breitbeinig stehen. Mit beiden
Händen hielt er den überschweren Schocker des Robots,
preßte den Zeigefinger auf den Auflöseknopf und bewegte
die Mündung hin und her.
Die einzige Reaktion waren zwei gellende Schreie und der dumpfe
Fall einiger Körper.
Dann war es wieder still.
„Das sind keine Ebenbilder gewesen, Sir!“ flüsterte
Winston erregt.
„Sie könnten recht haben“, erwiderte Bully
nachdenklich. „Nehmen Sie Ihre Lampe. Wir sehen nach.“
Die Lichtkegel beider Lampen huschten zuerst über den
unebenen Boden und die kahlen Wände einer Höhle, ähnlich
der auf Jaspis. Dann verharrten sie zitternd auf einem dichten
Menschenknäuel.
„Terraner!“ stöhnte Winston.
Bully war blaß geworden. Er mußte daran denken, wie
leicht er statt des Schockers den Impulsblaster hätte verwenden
können. Wortlos schritt er zu der Gruppe hin und beugte sich
über eine der Gestalten. Mit der Hand glättete er die
grünweiße Armbinde.
„Milizsoldaten eines Kolonialplaneten...“ Er fühlte,
wie ihm plötzlich die Angst den Rücken hinauf kroch. Hatten
die Ebenbilder Poschtars schon die Kolonialwelten des Imperiums
angegriffen?
Er richtete sich abrupt auf und stürmte den langen Höhlengang
entlang.
Vor der Gestalt neben dem Gleiter hielt er erneut an.
Hinter ihm atmete Winston keuchend.
„Er sagt, das sei ein Ebenbild, Sir!“
„Warum ist es nackt?“ fragte Bully erschauernd.
„Die Ebenbilder sind ja nicht von einem Transmitter
transportiert worden“, erwiderte Winston, „sondern sie
werden erst von dem Umwandlerteil eines zum Zielort versetzten
Zweit-Transmitters als Kopie Poschtars hergestellt. Die ganze Sache
ist noch nicht ausgereift. Deshalb muß Poschtar seinen
Ebenbildern nachreisen und sie mit Waffen versorgen. Die reine
Anwesenheit Poschtars genügt scheinbar, daß die Ebenbilder
der betreffenden Welt eine sonst fehlende Eigeninitiative bekommen.“
„Also werden sie ohne seine Anwesenheit zu primitiven Wilden
oder gar zu stumpfsinnigen Androiden. Ich bin gespannt, ob wir
Poschtar auf dieser Welt ergreifen können. Gut, sehen wir
weiter. Hier geht es ins Freie.“ Bully trat durch den schmalen
Höhlenausgang und blinzelte verblüfft in den grünen
Himmel über dem roten Kurzgras.
Winston trat neben ihn.
„Er sagt, das sei die Welt, die wir Draco-neun nennen, Sir.“
„Ich dachte es mir schon“, gab Bully zurück. Im
nächsten Augenblick warf er sich zu Boden und zog Winston
ebenfalls herunter.
Dicht über ihrem Versteck brummte ein Hubschrauber vorbei.
Winston deutete nach den Zeichen am Rumpf.
„Es ist ein Fahrzeug der Kolonialwelt, Sir.“
„Okay!“ sagte Bully befriedigt. „Wenigstens
bedeutet das, daß Poschtar auf Draco-neun keine wesentlichen
Erfolge erringen konnte. Ich nehme an, unsere gefangenen’
werden uns mehr berichten können, wenn sie aufwachen.“
Er erhob sich und eilte zu dem immer noch reglosen Menschenknäuel
zurück. Eine Weile musterte er die verkrampften Gesichter, dann
zog er eine der Gestalten beiseite. Es war ein hünenhaft
gebauter Mann von schätzungsweise vierzig Jahren mit
dunkelblondem Kraushaar. Er trug die gleiche dunkelrote Kombination
wie seine Gefährten. Wahrscheinlich, weil Rot auf Draco-IX die
ideale Tarnfarbe war.
Die beiden Halfter in seinem breiten Gürtel bargen eine lange
Thermowaffe und einen kleinen Schocker.
Bully zog ein Augenlid hoch und leuchtete den Augapfel an. Dabei
stellte er fest, daß der Mann bereits das Sehvermögen
zurückerhalten hatte.
Ohne zu zögern schlug er ihm die flache Hand wieder und
wieder ins Gesicht, so lange, bis die geröteten Wangen zu
zittern begannen und der Krampf wich.
„Können Sie mich hören?“ brüllte er ihm
ins Ohr. Der Mann funkelte ihn wütend an.
„Bandit!“
Bully lachte erleichtert.
„Mach deinem Herzen Luft, mein Junge. Vielleicht hörst
du mir aber nebenbei auch zu. Das Ganze war ein Mißverständnis.
Schätze, daß wir beide den gleichen Leuten auf der Spur
sind.“
Der Mann begann zu fluchen.
Bully seufzte.
„Wir haben nicht viel Zeit. Darum will ich dir sagen, wer
ich bin. Mein Name
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