PR TB 008 Am Rand Des Blauen Nebels
mit. Wir
werden morgen abend abgeholt", sagte er kauend. Ragmar hörte
zu. „Wir werden eine Lotterie veranstalten, wer mitfliegt. Ich
allerdings nehme ohne Los daran teil."
Ragmar nickte.
„Und dann werden wir Perry Rhodan, dem Symbol der Macht
einer halben Galaxis, gegenüberstehen, in seine grauen,
unsterblichen Augen blicken und aus seiner feindgliedrigen Hand einen
Scheck entgegennehmen, einen Scheck über eine Million Solar. Und
es wird ein rauschendes Fest zu Stuarts Ehren gerüstet werden.
Sekt, Toast und so weiter. Und Terrania wird jubeln, von der
Weltpresse und dem Fernsehen ganz zu schweigen. Und endlich, nach
fast einem Jahr, werde ich wieder meinen Smoking anziehen dürfen."
„Smoking?" fragte Ragmar verwundert. „Da steckt
doch mehr dahinter als nur Terrania und Rhodan!"
„Richtig!" sagte Jared und stellte den Teller ab. „Ein
grünäugiges Mädchen, Eurasierin... hoffentlich gibt es
in dieser Stadt nette Lokale."
„Dich versteht kein Mensch", sagte Ragmar. „Hier,
unter den Leuten vom Schiff, gibt es so viele nette Mädchen.
Warum gehst du bis nach Terrania?"
„Mein Kind", sagte Jared ernst und nahm ihr die
Zigarette aus den Lippen, zog einmal und steckte sie wieder zurück,
„das verstehst du nicht. Ihr seid alle nett und lieb ... aber
ich habe größere Dinge im Sinn."
„Bindungen können lästig sein, wenn man nur den
Nachthimmel sieht?"
Jared war überrascht.
„So ist es", sagte er endlich. „Und dort, wo ich
eines Tages landen werde -und wenn es erst in vielen Jahren ist -,
ist der Ort, wo jeder allein ist. Ganz allein."
Dann schwieg er wieder.
Ragmar wollte etwas antworten, ließ es aber.
„Mein Gott", sagte Jared und sprang vom Tisch, „bin
ich müde. Ausgesprochen am Boden zerstört. Weckt mich, wenn
es vier Uhr ist."
Er ging, immer noch versonnen lächelnd, durch die Menge der
Studenten, an Hillac vorbei, hinaus zur Tür und über den
breiten Mittschiffskorridor in seine kleine Kabine. Dort zog er sich
aus, legte sich auf sein Lager und war binnen einiger Minuten
eingeschlafen.
2.
Jared Coln stand vor der aufgeklappten Tür seines Schrankes
und band die Krawatte. Er musterte sich im Spiegel und fand, daß
er zwar überarbeitet, sonst aber zufriedenstellend aussah. Es
war fünfzehn Minuten vor sieben Uhr. Jared war Vorzugsstipendiat
der Universität von El Paso und hatte für die Dauer der
Arbeiten am Schiff hier in Tucumcari ein winziges Appartement
gemietet. Auf dem Arbeitstisch, über dem eine Grafik Leonardo da
Vincis und ein Farbbild der Äußeren Sterne hingen, lag ein
kleines Orchideenarrangement in einer durchsichtigen Packung.
„Ich scheine etwas nervös zu sein", brummte Jared
und warf die leere Zigarettenpackung in den Abfallvernichter. Eine
knackende, blaue Flamme zerstäubte das Papier.
Neben dem Schreibtisch lehnte ein dunkelgrauer Leinenkoffer mit
Wäsche und Anzügen; Jared trug eine unauffällige, aber
elegante Reisekombination. Ein federleichter Staubmantel hing über
einer Stuhllehne.
„Hoffentlich läuft alles so, wie ich es ausgerechnet
habe", sagte Jared halblaut zu sich und schaltete den
Lautsprecher des Visiphons aus.
Um die Eigenart Jareds verstehen zu können, mußte man
ihn lange kennen. Er machte den Eindruck des eiskalten Zynikers, war
es aber nicht. Er war seit zehn Jahren unablässig darum bemüht,
einen Abstand zu den Dingen zu gewinnen, der ihn klarsehen ließ.
Es war, so schien es
ihm, gelungen. Stuart Rushbrook war fast das genaue Gegenteil von
Jared; ein präziser Denker, ein phantastischer Mediziner, dem
aber jede Geschäftstüchtigkeit fehlte. Gerade dieses
vorsichtige und teilweise riskante Lavieren zwischen Menschen und
Begebenheiten hatte Jared für seine Person und sehr zum Vorteil
für alle seine Freunde, zu einer Kunst entwickelt.
Jared war, man konnte es so nennen, gerissen.
Auch verstand er sich darauf, die Gedanken anderer Menschen zu
erraten und zu beeinflussen, soweit dieses möglich war.
„Doch", sagte er, „ich denke, sie wird kommen."
Dann lachte er.
Fünf Minuten vor sieben meldete sich die Vermittlung. Jared
drückte schnell einen Knopf neben der Schiebetür nieder und
eine Stimme sprach ihn an:
„Mister Coln?"
„Hier!"
„Vor dem Haus wartet ein Clipperzubringer und bei mir wartet
eine junge Dame auf Stuart Rushbrook. Ist er bei Ihnen?"
„Ich komme", versprach Jared und nahm seinen
Zeigefinger vom Ruf knöpf. Er griff nach dem Koffer, legte sich
den Mantel über den Arm, warf die brennende
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