PR TB 008 Am Rand Des Blauen Nebels
hielt größere Belastungen aus.
Niven kroch auf Händen und Füßen zum Boot zurück,
das auf den drei Raupen bedrohlich schwankte Faustgroße Tropfen
fielen aus den milchigbraunen Wolken und zerplatzten auf dem Fels.
Zusammen kämpften sich Gord und Elva zum Boot zurück.
Niven hatte eine schwere Zange in seinen stählernden
Anzugfingern und hielt die Schnüre in den Händen. Die
Maschinen liefen bereits. Niven kappte die Halteseile und sie fielen
schlaff zu Boden.
Die Tropfen wurden jetzt waagrecht über die Platte geweht,
prallten mit verheerender Kraft auf den Felsen auf und zerstäubten
dort in lauter kleine Kügelchen, die nach allen Richtungen
davonrasten. Der Regen wurde dichter, trommelte einen Wirbel auf das
Panzerglas und überzog es mit einer Art Ölfilm. Die Kuppel
wurde innerhalb einiger Sekunden undurchsichtig.
„Verdammt -was ist das für eine neue Überraschung
dieser Welt?"
Gord, der seine Kaltblütigkeit bis jetzt bewahrt hatte,
schrie fast. Sofort erkundigte sich Aner aus der Steuerkabine.
„Ihr dort unten ... was ist bei euch los? Gefahr?"
„Es regnet", sagte Niven lakonisch, aber mit einem
Unterton von Panik in seiner Stimme. „Tropfen so groß wie
Männerfäuste! Sie knallen auf unseren Gleiter und bestehen
anscheinend aus öl oder einer ähnlichen Substanz. Die
Glaskuppel wird undurchsichtig."
„Ein automatischer Wischer ist eingebaut, Gord!" sagte
Aner schnell.
„Ich weiß", beruhigte ihn der Pilot. „Ich
werde ihn anwenden, sobald es nicht mehr regnet."
Jetzt flogen die schweren Tropfen nicht nur waagrecht, sondern
wurden in wirren Schleiern und Linien in allen Richtungen
herumgewirbelt. Das Außenschott war bereits geschlossen und
über den Kontakt mit dem Metall der Sitze und der Handgriffe
spürten die Insassen des Gleiters den rasenden Wirbel der
Schauer.
Hinter der Felsenbarriere, die das Plateau gegen das offene Land
abschirmte, fing sich der Sturm und bildete Turbulenzströmungen
in allen Richtungen. Zwanzig Minuten lang hockten die drei Menschen
in der kleinen Kabine, lauschten auf den Lärm und warteten, daß
dieser Überfall der Natur vorüberging. Schlagartig hörte
der Regen nach dieser Zeit auf. Gord schaltete den Wischer ein.
Erhitztes Gas strömte aus den feinen Düsen eines
bogenförmigen Arms, der einige Male über die
Panzerglaskuppel fuhr. Die Flüssigkeit, wie immer sie auch
beschaffen sein mochte, verdampfte sofort.
„Jetzt noch hinunter in den Talkessel, einsammeln und so
schnell wie möglich ins Schiff zurück!" sagte Elva mit
Nachdruck. „Lebend bekommt mich hier so schnell niemand mehr
hinunter."
„Ich starte ja schon, Mädchen", sagte Gord ruhig.
Niven mischte sich ein.
„Ich habe bisher nichts gesagt", meinte er, „um
nicht als Schwätzer zu gelten. Aber wenn nicht mindestens ein
Wunder geschieht, werden wir hier unten sterben, kaum, daß wir
einen Kilometer zurückgelegt haben. Von echtem Überleben
wird keine Rede sein."
„Hör zu", sagte Gord. „Niemand hält
dich für einen Schwätzer; ich unterstreiche deine Worte
hundertprozentig. Das Wunder - nun, ich glaube, wir alle
unterschätzen die Hirne einiger unserer Freunde. Sie, ich meine
die Gehirne, sind nicht nur ausgezeichnet, sondern auch verzweifelt.
Und nicht umsonst gibt es Tausende von Geschichten, die erzählen,
zu welch großen Dingen desperate Hirne fähig sind."
Während sie diskutiert hatten, war die Maschine in einer
sanften Kurve über den Grat geflogen, hatte sich gesenkt und in
der ruhigen Luft jenseits des Absturzes eine Landeschleife geflogen.
Jetzt befand sich der Gleiter einige Meter über dem Grund des
Talkessels. Gord hielt die Maschine in der Luft an, auf der Stelle
schwebend, suchte er nach eine Landemöglichkeit. Schließlich
senkte sich der Apparat nieder; der Pilot hatte gefunden, was sie
alle suchten, Einen kleinen Flußlauf, ein Stück Seeufer
und beginnenden Wald. Die kleine Schleuse auf der Seite des Beibootes
wurde geöffnet.
Eine Viertelstunde später waren die drei Späher fast
fertig.
Gord hatte mit seinem kleinen Antigravgerät einen der
merkwürdigen Bäume entwurzelt und verwendete nun das breite
Blatt einer Ultraschall säge, um einzelne Stücke dieses
Baumes zurechtzuschneiden. Er schnitt eine der mächtigen
Pfahlwurzeln ab, ein Stück aus dem unteren Stamm und ein
weiteres aus der Kronengablung. Auch ein Ast voller lederiger Blätter
von fahlbrauner Farbe und seltsam aussehenden Früchten
verschwand in dem kleinen Laderaum unterhalb
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