PR TB 008 Am Rand Des Blauen Nebels
Lunge gebracht; dort lud es seine Last ab -Ammoniak
wurde frei, Ammoniak, das dem CO2 der terranischen Verhältnisse
entsprach.
Das Herz.
Ein Muskel, der so lange arbeiten mußte, wie das Individuum
lebte. Feste und belastbare Muskelstränge kontrahierten die
Kammern, zogen ein Klappensystem auf und schlössen es wieder.
Während Stuart immer noch den Schlaf der Erschöpfung
schlief, wachte Acad. Immer noch herrschte tiefe Stille in der
JUMPING KANGAROO, die unaufhörlich durch das blaue Weltall um
die Wüstenei des Planeten rotierte.
Die Hand des Zellforschers schrieb, während der Blick
zwischen den Schirmen und den Kontrollen hin- und herhuschte. Die
Bewegungsautomatik hatte die beiden Wannen weitertransportiert und
hinter einem Druckschott abgeladen.
Hier herrschte bereits eine Stickstoffatmosphäre unter hohem
Druck. Hier strahlten Ultrarotlampen und hier war auch die Optik
wieder angehalten worden. Die Zeit der Ablösung kam näher.
Acht Stunden waren vorüber und Eerner Shui, der andere
Zellforscher, würde Acads Arbeit weiterführen. Stuart
schlief noch immer auf seiner Liege. Jetzt bewegte er sich leicht, um
sofort wieder stillzuliegen und weiterzuschlafen. Die beiden Schirme
zeigten ein verändertes Bild. Die neuen Körper waren in den
Grobumrissen ausgebildet.
Schimmernde Reflexe huschten über die Schirme. Man konnte
nicht unterscheiden, welche der Gestalten Jared war und welche Cende.
Acad wußte aber, daß rechts das Mädchen lag. Das
Herz des Forschers krampfte sich vor Furcht zusammen, wenn er an das
mögliche Ende dachte. Er sah vor seinem geistigen Auge, wie
Stuart Rushbrook mit dem schweren Impuls strahl er in der
Beibootschleuse stand und die Monster niederschoß.
Acad wischte sich den kalten Schweiß von der Stirn und
schrieb weiter.
„Während die Grobumrisse der Angepaßten
erschienen, zeigten die Röntgenschirme, daß der
Innenaufbau den bisher gewünschten und errechneten Weg geht. Wir
hoffen weiter."
Zeit: Null Uhr vierzig.
Stuart wachte auf, als Eerner Acad ablöste. Die drei Männer
blieben vor den Schirmen stehen. Atemlose Spannung erfüllte die
Biologen. Der Mediziner starrte auf das Werk seines Geistes, das die
Schirme zeigten. Zwei langgestreckte, plumpe Körper mit dunkler
Haut lagen in der Starre des magnetischen Fesselfeldes auf den Böden
der Platinwannen. Die Gesichtszüge waren unausgebildet, rund und
häßlich. Noch waren weder Zehen noch Finger zu sehen; nur
runde Hautstrümpfe, in denen es unaufhörlich arbeitete.
Die Drüsen ...
Die inkretorischen Drüsen steuerten sämtliche
Reifungsvorgänge des Körpers, der in den letzten
achtundvierzig Stunden einen Weg von der Zeugung bis zum neunten
Fetalmonat durchgemacht hatte. Wenn nur eine einzige Zelle der
Hypophyse nicht funktionierte, wenn das Pankreas ein Hormon
ausschied, das nicht hundertprozentig auf die Umwandlung der
Acrylpolymere einwirkte und den Wirkstoff im Novohaema verteilte -
die Folgen wären unausdenkbar. Der Vorgang war zu
korrigieren, aber dadurch erweckte man Jared und Cende nicht
wieder zum Leben. Die Wissenschaftler konnten nichts anderes tun als
warten.
Sie warteten noch einmal zehn Stunden.
Stuart, der unruhig durch sämtliche Kontrollräume des
Labors rannte, sich in jedes Gerät verkriechen wollte und
pausenlos rauchte, fühlte sich elend. Er konnte nichts essen und
hielt sich mit Kaffee und Kondensmilch aufrecht und mit Weckaminen
von Aralon.
Die zehn Stunden vergingen normal, aber Stuart empfand das Warten
als eine körperliche Qual. Es schien eine Ewigkeit zu dauern.
Eine Ewigkeit, die mit ängstlichen Gedanken, phantastischen
Vermutungen und drückenden Vorstellungen erfüllt war.
Man sah nicht durch die dunklen Scheiben des Labors. Nur die
beiden Röntgenschirme und der große Monitor, der über
ihnen hing, stellten die Verbindung dar. Während die Zeit
verstrich, legten Jared und Cende dreiundzwanzig Lebensjahre zurück.
Von der plasmatischen Verschmelzung ging die Entwicklung über
das Stadium des Neugeborenen, das Säuglingsalter, das neutrale
Kindesalter, die verschiedenen körperlichen Füllungen und
Streckungen, das bisexuelle Alter und die Pubertät. Der
beschleunigte Metabolismus war jetzt bei der endgültigen Reifung
angelangt. Jetzt bildeten sich die speziellen Zellverbände um.
Das Hirn erhielt aus der Erinnerungsmasse die Eindrücke und
das Wissen. Das Haar entstand, das Hörn der Nägel, die
Zähne und die Tastzellen der Haut. Wieder schaltete sich eine
Maschine ein;
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