PR TB 009 Invasion Der Puppen
in
der Dunkelheit. „Oder willst du, daß ich friere?"
Willenlos ging Kersh ins Zimmer und zog die Tür hinter sich zu.
Eine Sekunde später wurde der Raum von Licht überflutet.
Kersh schloß geblendet die Augen. Jemand lachte dröhnend.
Als Kersh sich an die Helligkeit gewöhnt hatte, sah er einen
riesigen Mann vor der Feuerstelle auf dem Boden hocken. Der Mann
grinste, und allein das ließ Kersh aufatmen. Er hatte diesen
Mann noch nie in der Kolonie gesehen. Nirgends war eine Puppe an ihm
zu entdecken.
„Wer ... sind Sie?" brachte Kersh hervor.
Der Riese kicherte. Ein verfilzter Bart bedeckte die untere Hälfte
seines Gesichtes. Er trug einen dicken, mit Pelz gefütterten
Mantel und Stiefel, die bis zu den Oberschenkeln reichten.
„Borghese", sagte der Mann. „Brent Borghese."
Das also war Borghese, der legendäre Einsiedler. Kersh kannte
verschiedene Geschichten, die in der Kolonie über diesen
vollkommen zurückgezogen lebenden Mann kursierten. Borghese
besaß eine Hütte mitten im Wald, in deren unmittelbarer
Nähe er ein Feld mit Quang-Früchten angelegt hatte.
„Warum sind Sie hier?" erkundigte sich Kersh.
„Niemand kehrt gern während der Nacht zu seinem Haus
zurück", erklärte Borghese. „Wenn ich in der
Stadt etwas zu erledigen habe, übernachte ich in Folleys Haus
und breche erst am nächsten Morgen auf." Er wies auf das
Feuer. „Hier ist es gemütlich, Junge."
Kersh fühlte sich zu diesem eigenartigen Mann hingezogen.
Aber sein Mißtrauen ließ ihn mitten im Zimmer
stehenbleiben.
Borghese streckte ihm eine Schüssel mit Quangsalat entgegen.
„Iß", sagte er.
Es schien den Einsiedler nicht zu kümmern, warum Kersh mitten
in der Nacht in Folleys Haus eindrang.
Gierig schielte Kersh nach dem Topf.
„Haben Sie eine ... eine Puppe?" fragte er zaghaft.
Borghese starrte ihn sprachlos an. „Eine Puppe? Ich weiß
nicht, was du meinst, Junge, aber wenn du mich zum Narren halten
willst, verschwinde besser."
Blitzschnell zog Kersh seine Puppe aus der Jackentasche. Die
Augenhöhlen waren leer.
„So eine Puppe?" erkundigte er sich.
„Was soll das?" brauste Borghese auf.
Kersh war überzeugt davon, daß der Kolonist nichts von
der Landung des Raumschiffes wußte.
„Wir sind in Gefahr", sagte Kersh schnell. „Wir
müssen irgend etwas unternehmen."
Borghese warf drei Heizsteine ins Feuer und stocherte mit einem
Metallstab darin herum. Abwesend starrte er in die Flammen. Kersh
fühlte, wie die Wärme sich über seinen Körper
ausdehnte und ihn müde machte. Er ließ sich neben Borghese
nieder und begann zu essen. Die Puppe legte er neben sich, so daß
der Einsiedler sie nicht erreichen konnte.
„Von welcher Gefahr sprichst du?" fragte Borghese
schließlich.
Kersh gab ihm die Schüssel zurück und berichtete ihm von
den Geschehnissen im Raumhafen. Borghese unterbrach ihn nicht, aber
sein Gesicht zeigte deutlich, daß er Kersh nichts glaubte.
„Du bist verängstigt, Junge", grollte er, als
Kersh seine Geschichte beendet hatte. „Gib mir die Puppe, damit
ich dir zeigen kann, daß alles in Ordnung ist."
Kersh warf sich über die Puppe und zog sich schnell vom Feuer
zurück.
„Geben Sie mir ein Messer", sagte er zu Borghese.
Borghese zuckte mit den Schultern und schob ein
Messer über den Boden. Kersh bückte sich und zerschnitt
die Kleider der Puppe. Ein einfacher Metallbehälter mit den
beiden Augenlöchern wurde sichtbar. Kersh nahm den Metallstab,
den Borghese als Feuerhaken benutzte, und schob ihn in eine
Augenhöhle. So befestigte er den Puppenkörper an dem Stab.
Mit zusammengebissenen Zähnen führte er das Metallgehäuse
über die Feuerstelle. Borghese sah ihm schweigend zu.
„Sehen Sie!" schrie Kersh auf.
Aus dem freien Augenloch quoll eine weißliche Masse, wand
sich wie unter Schmerzen und tropfte dann ins Feuer hinab. Kershs
Hände zitterten, aber er hielt den Puppenkörper über
das Feuer, bis er ausgelaufen war. Zischend verdampfte die weiße
Masse in den Flammen.
„Haben Sie es gesehen?" fragte Kersh.
Borghese stand auf.
„Soweit scheint deine Erzählung zu stimmen", gab
er zu. „Aber die ganze Angelegenheit kommt mir äußerst
phantastisch vor. Ich kann nicht glauben, daß ausgerechnet
Perry Rhodan sich auf Quentins Planet aufhält und von einer
Puppe beherrscht wird." Er starrte Kersh an. „Warum
wurdest du nicht von der Puppe verändert?"
Auf diese Frage wußte Kersh keine Antwort. Fast hätte
er Borghese gegenüber zugegeben, daß er sich
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