PR TB 009 Invasion Der Puppen
Borghese sein Herz schlagen. Ein Gefühl der
Kälte breitete sich über seinen Nacken aus. Mit steifen
Schritten erklomm er den Landesteg. Niemand stellte sich ihm in den
Weg.
Als er die Mitte des Landesteges erreicht hatte, rief jemand von
den Wagen aus: „Halt!"
Borghese wußte sofort, daß er gemeint war. Steller
konnte die Wagen noch nicht erreicht haben, aber er hatte die
Arbeiter durch Handzeichen offenbar verständigt. Außer dem
Einsiedler hielten sich noch sieben andere Kolonisten auf dem
Landesteg auf. Sie blieben stehen. Borghese setzte seinen Weg fort,
ohne sich umzuwenden.
„Haltet den großen Körper mit dem Bart!"
rief jemand von unten. „Er trägt eine tote Puppe."
Borghese lächelte grimmig. Er hörte, wie sie über den
Steg auf ihn zurannten. Das Trampeln ihrer Schritte klang wie ferne
Explosionen. Aus der Schleuse kamen mindestens ein Dutzend Männer
mit entschlossenen Gesichtern auf ihn zu.
Borghese riß den Säbel aus dem Gürtel und ging
weiter. Er überragte sie alle um Kopfeslänge. Sein Bart gab
ihm ein wildes Aussehen. Er war so gut wie verloren, aber er wollte
den Jungen retten.
*
Der dürre Mann neben Kersh hörte plötzlich auf zu
arbeiten und erhob sich. Scheu blickte Kersh sich um und sah, daß
alle Kolonisten die Arbeit niedergelegt hatten. Instinktiv fühlte
er, daß irgend etwas passiert war. Der Alte stand im
Haupteingang der Zentrale und winkte die Männer einen nach dem
anderen heraus. Zögernd erhob sich Kersh und bewegte sich
ebenfalls auf den Ausgang zu.
Als der alte Mann ihn sah, sagte er: „Du bleibst in der
Zentrale, dein Körper ist für einen Kampf zu schwach."
Kampf, Kampf, Kampf, klang es in Kershs Gedanken weiter. Er fühlte
das Blut in seinen Ohren sausen. War es einem Teil der Kolonisten
gelungen, sich der Puppen zu entledigen? Fand ein Angriff auf dieses
Schiff statt?
Oder hatte man Borghese bei einem Fehler ertappt?
Als alle Männer bis auf Rhodan und Kersh die Zentrale
verlassen hatten, zog sich auch der Alte zurück. Kersh war mit
Rhodan allein. Sein Herz schlug bis zum Hals. Seine Gedanken
fieberten der Rückkehr der Männer entgegen. Er mußte
erfahren, was mit Borghese geschehen war. In der Zentrale blieb es
ruhig. Kein Kampf lärm drang zu ihnen herein.
„Wir werden inzwischen die leichteren Arbeiten erledigen",
drang Rhodans Stimme an Kershs Gehör. Er riß sich aus
seiner Versunkenheit los. Jetzt, da Rhodan all seine Aufmerksamkeit
ausschließlich auf ihn konzentrieren konnte, mußte er
noch vorsichtiger sein.
Kersh gab sich Mühe, die angewiesenen Arbeiten gut, aber
nicht zu schnell auszuführen. Er achtete darauf, daß er
die trägen Bewegungen der Kolonisten imitierte.
„Diese Verkleidung nehmen wir herunter", entschied
Rhodan und zeigte auf eine farbige Plastiktafel. Er kam zu Kersh
herüber und machte sich an den Magnetverschlüssen zu
schaffen. Er war dem Jungen so nahe, daß Kersh ihn atmen hören
konnte.
Da schrie draußen auf dem Gang ein Mann.
Borghese!
Kersh fuhr zusammen, als habe ihn ein elektrischer Schlag
getroffen. Rhodans Arme kamen langsam herunter. Einen Augenblick sah
Kersh die Puppe des Großadministrators greifbar nahe vor sich.
Sie haftete fest an Rhodans Körper. Kersh packte mit beiden
Händen zu. Er fühlte, wie sich seine Finger um den
Puppenkörper schlössen.
„Nicht", sagte Rhodan.
Kersh zerrte an der Puppe, die wie festgeschweißt an Rhodan
hing. Da spürte er, wie sich Rhodans Hände um seinen Hals
legten. Er schrie vor Schmerz und Angst auf. Draußen im Gang
erhob sich Lärm, der sich rasch in Richtung auf die Zentrale
fortpflanzte. In Todesangst, mühsam nach Luft ringend, warf sich
Kersh mit aller Kraft nach hinten. Mit einem schmatzenden Geräusch
löste sich die Puppe. Kersh taumelte zurück und stolperte
über eine Kiste. Im Fallen wirbelte er herum. Aus den Augen der
Puppe ragten zwei sich windende Finger und tasteten vergeblich über
Kershs Hände.
Wie durch einen roten Nebel sah Kersh den Großadministrator
schwanken. Rhodan sagte irgend etwas, dann sank er in die Knie. Von
Ekel geschüttelt, schleuderte der Junge die Puppe davon und
kroch auf Rhodan zu. Die Zentrale schien erfüllt zu sein von
ihrem Stöhnen und Keuchen. Der Kampf lärm auf dem Gang
steigerte sich noch.
Kersh gelangte neben Rhodan an und beugte sich über ihn. In
den Augen des großen Terraners spiegelte sich Entsetzen.
Gleichzeitig sah Kersh Wachsamkeit in ihnen aufsteigen.
„Sir", schluchzte Kersh. „Wir müssen
Weitere Kostenlose Bücher