PR TB 013 Sternkolonie Troja
aufstieg. Niemals genoß Perry Rhodan die Behaglichkeit
seiner Klause stärker als in diesen Stunden der behaglichen
Unterhaltung mit seinem alten Freund. Besonders dann, wenn sie in der
Tat keine ernsten Probleme hatten und ihre Aufgabe einzig und allein
darin bestand, miteinander Meinungen auszutauschen. „Gibt es so
etwas wie eine Kollektivberufung? Könnte man sich vorstellen,
daß die Bevölkerung der Erde zu einer früheren Zeit
plötzlich den allgemeinen Drang zu einem ganz bestimmten
Wissenschaftszweig verspürt und von da an ausschließlich
das Studium dieses Zweigs verfolgt hätte?“
Homer setzte das Glas ab.
„Wir sind zu differenziert, Perry. Wir sind eine größere
Rasse als die Aras. Zu jedem beliebigen Augenblick der Geschichte war
es unmöglich, alle Menschen unter einen Hut zu bringen. Es ist
undenkbar, daß sich auf TERRA eine ähnliche Entwicklung
wie bei den Aras hätte anbahnen können.“
Perry lächelte ihn an.
„Das war nur eine Seite des Aspekts“, gab er zu
bedenken. „Vielleicht spüren die Aras gar keine echte
Berufung. Bedenken wir ihre Lage. Sie sind Abkömmlinge der
Ur-Arkoniden. Irgendwann in ihrer langen Geschichte müssen sie
in einer Umgebung gelebt haben, die ihr Äußeres
veränderte. Sie wurden zu den dürren, häßlichen,
zwei Meter langen Gestalten, als die wir sie heute kennen. Auf einmal
waren sie gekennzeichnet. Sie sprachen jedem humanoiden
Schönheitsideal
Hohn. Das muß sie... Sie lachen? Sie glauben nicht, daß
die Politik einer ganzen Rasse von einem Minderwertigkeitskomplex
bestimmt werden kann? Wie würden Sie dann das Prinzip
charakterisieren, nach dem die Politik von ARKON funktioniert? Oder
die neuesten Entwicklungen auf ARKON?“ Er beendete seinen
Protest, als Homer hastig abwinkte. „Einverstanden also. Ein
psychologischer Komplex kann sehr wohl
zum Ausgangspunkt einer Politik werden. Wie, wenn die Aras sich
sorgfältig den Kopf darüber zerbrochen hätten, wie sie
sich in der Milchstraße Geltung und Achtung verschaffen
könnten? Wie, wenn sie darauf verfallen wären, daß
die Biomedizin von allem das bisher am wenigsten erforschte,
nichtsdestoweniger aber aussichtsreichste Wissensgebiet ist? Auf
irgendeine Art erhoben sie daraufhin zum Gesetz, daß jeder Ara
mit einem gewissen Mindestmaß an Intelligenz Biomediziner
werden müsse. Sie arbeiteten zäh und verbissen, und heute
sind sie die hervorragendsten Mediziner der Galaxis. Wenn du im
Sterben liegst, dein Herz schon aufgehört hat zu schlagen und
dein Gewebe sich aufzulösen beginnt... ruf einen Ara, er macht
dich wieder lebendig.“
Homer lachte.
„Dann hätten sie ihr Ziel also erreicht“,
entgegnete er. „Sie sind angesehen und genießen überall
Achtung als die besten Ärzte, die die Galaxis aufzuweisen hat.“
Perry stieß den Zeigefinger durch die Luft.
„Eben das ist es, was mich nervös macht“, rief
er. „Auf dem Gebiet der Biomedizin können sie alles und
wissen sie alles, was es im Augenblick zu können und zu wissen
gibt.
Warum beschränken sie sich nicht auf ein Maß der
Forschung, das es ihnen erlaubt, ihren bisherigen Status als
Koryphäen beizubehalten. Warum schießen sie weit darüber
hinaus, betreiben ihre Forschung, als gälte es, das Geheimnis
der Urschöpfung möglichst schon in drei Stunden zu lösen,
und riskieren
dabei eine außenpolitische Schwierigkeit nach der anderen?“
Homer sah ihn nachdenklich an.
„Warum?“ fragte er.
„Weil“, antwortete Perry und lehnte sich tief in
seinen Sessel zurück, „man auch mit den Waffen der
Biomedizin Welten erobern kann und weil es unzweifelhaft ihr Ziel
ist, in der Galaxis nicht nur schlechthin eine wichtige, sondern die
beherrschende Rolle zu spielen!“
„Zeig mir eine Karte!“ verlangte Tiff.
Milton stand noch unter dem Eindruck des Schrek-kens der
vergangenen Nacht. Hastig begann er die Schubladen des Schreibtisches
zu durchsuchen, hinter dem vorgestern noch Babbo gesessen hatte.
Oliva hatte erklärt, sie wolle keinen Fuß mehr in das Haus
setzen, und Milton Klenke hatte als neuer Ortschef Babbos ehemaligen
Wohnsitz übernommen.
Tiff hatte die Nacht in Saris Haus zugebracht. Es war jetzt nicht
mehr besonders wichtig, was die Leute darüber dachten. Jedermann
war davon überzeugt, daß er, Tiff, mit seiner Warnung
recht gehabt hätte und daß Milton ein Narr gewesen sei,
ihm zu widersprechen.
Milton produzierte schließlich eine Landkarte, die den
gesamten Äquatorialkontinent zeigte,
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