PR TB 013 Sternkolonie Troja
Angst zu haben brauchte, wenn man wußte,
wie sie zu behandeln waren.
Krachend und polternd stieg Pebbe jetzt als erster über die
Barrikade. Tiff sah sich nicht um. Er erkannte Pebbe an seiner Art,
laut, fast pfeifend durch den offenen Mund zu atmen. Hinter Pebbe kam
Sari. Sie stieß einen halblauten Schrei aus, als sie die Kugel
erblickte.
„Pip, Kalo?“ fragte Tiff leise.
„Hier“, antworteten zwei Stimmen fast gleichzeitig.
„Wir kommen!“
Plötzlich begann die Kugel sich zu bewegen. Als hätte
sie nur darauf gewartet, daß alle Insassen des Lagers sich an
einer geeigneten Stelle versammelten, glitt sie über die
Lichtung auf die Palisade zu. Tiff spürte hinter sich hastige
Bewegung. Sari riß aus.
Tiff hob seine Waffe. Es war ihm nicht besonders wohl zumute bei
dem Gedanken, daß seine Theorie auch falsch sein könnte.
Er wollte darüber Bescheid wissen, solange noch Zeit zum
Weglaufen war.
Er drückte den Auslöser. Fauchend verließ das
grelle Strahlbündel den Lauf des Blasters. Er traf die Kugel
in der Mitte. Zunächst sah es so aus, als ließe das
leuchtende Gebilde sich nicht beeindrucken. Es glitt weiter auf die
Palisade zu, höchstens wurde es ein bißchen größer
und heller.
Tiff wollte gerade den Befehl zum Rückzug geben, da geschah
es.
Die Kugel hielt plötzlich mit einem Ruck an. Dann zerbarst
sie mit krachendem Knall. Eine wütende, kochendheiße Bö
schlug über den Männern zusammen und verbrannte ihnen die
Gesichter. Als sie die Augen wieder öffneten, war von der Kugel
keine Spur mehr zu sehen.
„Das ... das ist unmöglich!“ schrie Pip voller
Entrüstung.
Kalo und Pebbe starrten schweigend auf die Lichtung. Pebbe
räusperte sich schließlich und sah Tiff fragend an.
„Du weißt also, wie man ...“, begann er und
hielt mitten in der Frage inne, als schäme er sich seiner
Neugierde.
„Ja, ich weiß“, gab Tiff zu. „Ich will es
euch kurz erklären.
Die Kugel ist weiter nichts als die Überlagerung zweier
elektrostatischer Felder. Die Felder sind so angeordnet, daß
sie einander überall im Raum gegenseitig auslöschen, nur in
einer schmalen Zone, die die Gestalt einer Kugel hat, addieren sie
sich und erzeugen eine hohe Feldstärke.
Das Feld ist dort so stark, daß Atome polarisiert und
Elektronenhüllen deformiert werden.
Das Leuchten rührt von Elektronensprüngen her, die von
einer zur anderen der deformierten Elektronenbahnen ununterbrochen
stattfinden. Im großen und ganzen stellt die Zone einen
Kondensator dar. Die Polarisation der Atome führt dazu, daß
der Schwerpunkt der positiven Ladung auf dem einen Rand, der der
negativen Ladung auf dem anderen Rand der Zone liegt. Ein Ausgleich
zwischen beiden ist unmöglich, da es sich um elektrostatische
Phänomene handelt und es
zwischen den beiden Polen eines deformierten, polarisierten Atoms
natürlich keine leitende Materie gibt. Wie jeder Kondensator,
kann aber auch dieser durch die Einwirkung eines Wechselfeldes
entladen werden. Weiter nichts als das habe ich mit dem Blaster
bewirkt. Wie ihr wißt, handelt es sich bei dem Strahl eines
Blasters um ein Bündel elektromagnetischer Strahlung mit einer
mittleren Frequenz von rund zweihundert Millionen Megahertz. Es war
nicht die Energie als solche, die die Kugel zerstörte, sondern
die Tatsache, daß sie eine Frequenz besitzt. Der Kondensator
wurde entladen. Die deformierten Atome kehrten zu ihrer Normalgestalt
zurück. Der Vorgang entsprach einem gewaltigen Stromstoß,
der Luft erhitzte und durcheinanderwirbelte. Das ist das ganze
Geheimnis.“
Er musterte die Gesichter .der Männer. Kalo und Pebbe sahen
so aus, als hätten sie kein Wort verstanden. Sie lächelten
ihn an und nickten eifrig. Pip dagegen hatte nachdenkliche Falten auf
der Stirn und sah zu Boden.
„Es ist viel wert, wenn man was weiß“, bemerkte
Pebbe philosophisch und wandte sich um, um über die Palisade zu
klettern.
Kalo schloß sich ihm an, ohne ein Wort zu verlieren.
„Du kannst dich auch hinlegen, Pip“, sagte Tiff. „Es
ist immer noch meine Wache.“
Pip fuhr zusammen. Er sah Tiff an, als bemerkte er ihn eben erst.
„Ja, natürlich“, murmelte er.
Tiff sah ihm nach. Er wirkte wie der Mann, dem ein Übergescheiter
das Vergnügen geraubt hatte, die Leute mit seinen
Gruselgeschichten über Geister des Buschlands zu erschrecken.
Pip war gerade verschwunden, da hörte Tiff neben sich ein
Rascheln. Er wandte sich um und sah Sari aus der Dunkelheit
auftauchen.
„Ich bin eine Memme,
Weitere Kostenlose Bücher