PR TB 013 Sternkolonie Troja
die
Erinnerung zurück. Er war überfallen worden. Die Lichtkugel
war in Wirklichkeit eine Waffe gewesen, die ihn ausgeschaltet hatte,
bevor er sich wehren konnte. Er wußte nicht, um was für
eine Art von Waffe es sich handelte, aber er war fast sicher, daß
der pochende Schmerz in seinem Schädel von einem anderen Anlaß
herrührte. Es gab keinen Zweifel daran, daß die
unsichtbaren Angreifer Aras gewesen waren. Wenn sie wußten, daß
er ein terranischer Agent war, was er als sicher annahm, dann hatten
sie ihn sofort nach der Gefangennahme verhört und mit Hilfe von
Drogen alles interessante Wissen aus ihm herausgepumpt. Daher kam der
Schmerz.
Tiff wurde sich darüber klar, da seine Lage - und damit die
der Siedler auf TROJA - noch nie ungünstiger gewesen war als im
Augenblick. Er befand sich in der Gewalt des Gegners. Die Aras würden
dafür Vorsorge getroffen haben, daß er ihnen nicht
entweichen konnte. Die Siedler in Rockabye Bend und Eighteen Holes
wußten nicht, worum es ging, und selbst wenn sie es schließlich
begriffen, hatten sie keine Möglichkeit, um Hilfe zu rufen. Der
Hypersender war zerstört. Es sah in der Tat so aus, als wäre
der Fall TROJA zu Ende.
Tiff überwand den Schmerz und stand vollends auf. Er griff in
die Dunkelheit über sich, aber die Decke war zu hoch, als daß
er sie hätte erreichen können. Er tapp
te durch die Finsternis und stieß mit dem Fuß gegen
etwas Weiches, das sich knurrend zur Seite wälzte.
„Pip, bist du das?“
Das Weiche gab ein schnaufendes Geräusch von sich. Dann, nach
einer kurzen Pause, kam von unten her Pips helle, verwunderte Stimme:
„Wo... wo ist das hier?“
Tiff erklärte ihm, daß er das auch gern wüßte.
Pip war rasch wieder bei klarem Verstand. Er half Tiff, die
Finsternis zu durchsuchen und die Grenzen ihres augenblicklichen
Gefängnisses zu finden. Es stellte sich heraus, daß sie
sich in einem rechteckigen Raum von etwa vier mal sechs Metern
befanden. Eine Tür schien es nirgendwo zu geben. An den
Längswänden standen insgesamt vier aus Plastikbrettern roh
zusammengebaute Stellagen. Sie waren leer. Der Raum war ein Lager,
das die Aras im Moment nicht brauchten.
Noch etwas anderes stellten sie fest. Ein Teil ihres Gepäcks
war ihnen gelassen worden. Dazu gehörte ein beachtlicher Vorrat
an Proviant und Tiffs kleine Handlampe. Natürlich waren keine
Waffen mehr vorhanden, trotzdem hob der Fund den Optimismus der
beiden Gefangenen ganz erheblich. Der grelle Lichtkegel der Lampe
enthüllte ihnen außer der Tatsache, daß die Decke
des Raumes dreieinhalb Meter hoch lag und mit einer Kolonne von toten
Gasglühlichtern bestückt war, nichts Neues. Der Anblick der
Konservendosen jedoch brachte Tiff zu der Erkenntnis, daß er
ziemlich lange bewußtlos gelegen haben müsse, denn der
Hunger, den er plötzlich verspürte, war kaum mehr zu
unterdrücken. Pip gab zu, daß es ihm ähnlich erging.
Tiff griff aus dem Stapel wahllos zwei Dosen heraus und hielt eine
davon dem langen Scout hin. Pip winkte ab und verzog das Gesicht. Die
Lampe, die Tiff auf den Boden gelegt hatte, verbreitete ausreichende
Helligkeit, um das Etikett der Konserve erkennen zu lassen.
„Ich bin selten wählerisch“, sagte Pip, „aber
von Spaghetti mit Fleischklößen wird mir einfach
schlecht.“
Tiff stutzte. Pips Feststellung überraschte ihn, ohne daß
er im Augenblick sagen konnte, warum. Er suchte Pip eine andere Dose
aus. Sie hockten sich auf den Boden und aßen schweigend.
Plötzlich fiel es Tiff wieder ein. Die Dose, die er halbleer
weggeworfen und kurze Zeit später völlig leer wieder
gefunden hatte. Er hatte als selbstverständlich angenommen, daß
Pip sich über sie hergemacht hätte. Die Konserve hatte
Spaghetti mit Fleischklößen enthalten. Wenn Pip die
Wahrheit sagte, dann war er es nicht gewesen, der die Dose geleert
hatte. Sonst aber waren nur die drei Bewußtlosen in der Nähe
gewesen.
Folglich war einer von ihnen nicht so bewußtlos gewesen, als
es den Anschein machte. Tiff versuchte, sich ihn vorzustellen, wie er
anderthalb Nächte und einen Tag auf dem Rücksitz des Wagens
lag, starr und steif, krampfhaft bemüht, genauso auszusehen wie
die anderen beiden. Er mußte hungrig und durstig geworden sein.
Die Rast in jener Nacht gab ihm die erste Gelegenheit, seine
Bedürfnisse zu stillen. Während er und Pip die Zelte
aufbauten, trank er aus dem Wasserbehälter auf der Ladepritsche.
An die Konserventruhe heranzukommen, dazu hatte er keine Zeit.
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