PR TB 014 Die Nacht Des Violetten Mondes
worden, die er sich bei dem Rennen
vor eineinhalb Monaten zugezogen hatte. Toni lachte kurz.
„Was gibt es?“ fragte der Butler.
„Nichts, das wichtig wäre“, antwortete Toni.
„Randolph Keegy ist wieder auf den Beinen.“ „Und...
? fragte der Butler.
Tonis Fingerspitzen trommelten auf der Platte des Tisches, dann
sagte er ernst: „Nichts. Ich frage mich gerade, was ich
unternehmen werde. Ich pflege Dinge bis zum Schluß
durchzuführen. Nur... das Verfahren ist noch unklar.“
„Wie wäre es zur Abwechslung mit einem
mittelalterlichen Turnier?“ fragte D’Arcy. „Würde
es dich befriedigen?“
Er lachte spöttisch. Toni blieb gelassen und ernst.
„Kaum“, antwortete er kurz. „Dieses Mal mache
ich Schluß.“
Überrascht hörte der Butler den fremden, harten Klang in
der sonst gelangweilten Stimme des jungen Erben. In den letzten sechs
Wochen seit dem Tod Spencers hatte er mehr als einmal Gelegenheit
gehabt, sichtbare und deutliche Veränderungen an Anthony
festzustellen.
„Du machst ein Ende?“
„Richtig. Ich werde mir überlegen, wie ich es anfange.
Schnell und ohne Aufhebens. Ich finde einen Weg, verlasse dich
darauf.“
Seit einer bestimmten Nacht war das Verhältnis der beiden
Männer besonders eng und herzlich geworden: D’Arcy hatte
den wütenden und hilflosen Toni in der Kabine der MELBOURNE
besucht und lange mit ihn gesprochen.
„Hör doch damit auf“, sagte der Butler, „es
bringt niemandem etwas ein.“
Toni sagte hart: „Ich habe es Vater versprochen. Ein
Cimarosa steht zu seinem Wort. Hier schließe ich keinen
Kompromiß.“
D’Arcy wandte sich ab und sah über die Büsche des
Dachgartens hinweg. „Du billiger, kleiner Held“, sagte er
langsam. „Mich schaudert, wenn ich daran denke. Erbarmungslos
willst du einen kranken und seelisch zermürbenden Mann töten.
Ich dachte schon, du wärst erwachsen. Offensichtlich hat es
nicht einmal Dr. Terjesen geschafft “ Toni stand auf und
entgegnete: „Lasse bitte Nicoline aus dem Spiel. Darum geht es
nicht. Ich nehme keine
Rücksicht auf mich... Alistair muß gerächt
werden.“
D’Arcy blieb sitzen und hieb mit der flachen Hand auf den
Tisch, daß das Geschirr zu klirren begann. Ein Löffel fiel
mit silbernem Klang hinunter.
„Davon hat Alistair nichts. Er ist tot.“
„Ja. Er ist tot, wo Keegy bald sein wird. Ich werde ihm
sogar noch eine Chance einräumen. Verstehst du nicht, D’Arcy...
?“
„Das nicht.“
„Das ist meine Sache. Ich muß diesen Abschnitt meines
Lebens beenden. Ganz allein. Ich muß damit fertigwerden, und
ich werde es hinter mich bringen, so schnell ich kann.“
„Und dann?“ fragte der Butler ruhig.
„Dann werde ich mich um den Asteroiden kümmern müssen.
Ich glaube, ich habe meine Aufgabe erkannt.“
D’Arcy schwieg und schüttelte den Kopf. Das war nicht
das erstemal, daß er mit dem störrischen Temperament der
Cimarosas zusammengestoßen war und aus Klugheit nachgegeben
hatte; es war nicht zu ändern. Eher hätte man versuchen
können, den Lauf des Amazonas zu ändern.
„Vergiß nicht auszurichten, was ich dir gesagt oder
empfohlen habe!“ rief er Toni nach, ehe Cimarosa durch die
Glastür den Wohnraum seiner Dachwohnung betrat, sich die Jacke
überzog und den Lift nach unten nahm.
Er hatte sich mit Nicoline an der Plaza II verabredet. Nicoline
hatte in der City zu tun, und sie wollten einen Drink auf einer der
Terrassen nehmen. Toni ließ sich mit einem Antigravtaxi zum
angegebenen Treffpunkt fliegen und kam natürlich um zehn Minuten
zu früh an. Er setzte sich, bestellte einen Daiquiri und blickte
auf den Verkehr zu seinen Füßen hinunter. „Hallo,
Raumfahrer!“ Sie war es.
Er sprang auf. „Alles erledigen können?“ fragte
er. Sie nickte. Nicoline trug ein weißes Leinenkleid mit
grünen, breiten Steppnähten.
Nachdem sie das geschwungene Glas, das vor Toni stand, mißtrauisch
gemustert hatte, bestellte er für sie dasselbe. Dann sagte er:
„Übrigens - D’Arcy hat seine Schwäche für
rothaarige, junge Mädchen mit akademischen Graden entdeckt; er
läßt dich herzlich grüßen. Ich habe eine
Botschaft vor ihm an dich.“
„Fein. Welchen Inhaltes?“
„Ein Angebot. Ein sehr lukratives, aber ernstzunehmendes
Angebot. Bist du abenteuerlich veranlagt?“
„Säße ich sonst hier?“ fragte sie und bat
ihn um Feuer.
„Die Höhe des Rüstungsetats für die
terranische Flotte und die Wege der Frauen sind unbegreiflich. Wer
weiß?“
„Im Ernst. Was will die
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