PR TB 017 Der Flug Der Millionäre
einsatzbereit.
Mangold ging zum Positronengehirn. Eine Weile starrte er
unentschlossen auf die Schlüsseltasten, dann begann er, sie nach
einem ganz bestimmten Rhythmus einzudrücken. Garcia war neben
ihn getreten und versuchte, sich die Folge zu merken, aber er gab es
schnell auf.
Schließlich drückte Mangold zum Schluß eine rote
Haupttaste ein.
In dem mächtigen Gehirn begann es zu summen, dazwischen
ertönten seltsame Klickgeräusche, und schließlich
schob sich ein schmaler Plastikstreifen aus einem Schlitz. Mangold
nahm ihn und kehrte an seinen Platz vor den Kontrollen zurück.
Er gab Jerry Lancaster den Streifen.
»Die Programmierung des Kurses, Lancy.«
Börsinger beugte sich über ihre Schultern.
»Das soll der Kurs sein? Eine Folie?«
»Sie genügt«, sagte Mangold kurz und genoß
die Überlegenheit seines Wissens. Viel war damit allerdings
nicht anzu fangen. »Die Gazelle wird nach Einschalten des
Hypertriebwerkes automatisch auf Kurs gehen. Leider überbrücken
wir mit jeder Transition nur eine Entfernung von fünf
Lichtjahren, aber wir verringern die dazwischenliegenden Wartepausen.
Statt der üblichen halben Stunde warten wir nur fünf
Minuten. So wäre es theoretisch möglich, die alte Position
von >Wanderer< in etwa 27 Stunden zu erreichen. Leider aber ist
der Kunstplanet inzwischen auf seiner Bahn weitergewandert. Der Kurs
ist bekannt, nicht die variable Bahngeschwindigkeit. Wir werden also
dieser Bahn folgen und müssen früher oder später den
Planeten einholen.«
»Je eher wir >Wanderer< finden«, sagte Garcia
eisig, »desto besser für Sie. Und für Barbara«,
setzte er langsam hinzu.
Mangold starrte ihn wütend an, dann nickte er Lancaster zu.
»Fang endlich an, Lancy. Die Herrschaften haben nicht mehr
viel Zeit. Sie sind alt genug geworden.« Garcias Hand mit der
Pistole näherte sich Mangolds Kopf. »Seien Sie vorsichtig
mit Ihren Bemerkungen, Leutnant. Den Kursstreifen haben wir jetzt.
Wir brauchen Sie nicht mehr unbedingt…«
»Irrtum!« Mangold blieb ruhig sitzen und lächelte.
Er wunderte sich selbst über seine plötzliche Ruhe und
Überle genheit. »Sie brauchen mich noch eine ganze Weile.
Von meiner Mannschaft kennt niemand die Bahndaten >Wanderers<.
Nur ich. Und ich habe sie hier…« Er tippte sich gegen die
Stirn. »So, von mir aus können Sie mich jetzt erschießen.«
Garcia knurrte etwas Unverständliches und schob die Waffe in
die Hosentasche zurück. Börsinger ging zur Tür. »Ich
lege mich hin. Die letzten Stunden waren anstrengend, und ich bin
auch nicht mehr der Jüngste.« Er betrachtete seinen Stock.
»Bin gespannt, ob ich den später noch brauche, oder ob er
überflüssig wird.« Mabel wartete, bis die Tür
geschlossen war. »Der Trottel«, sagte sie scharf. »Seine
Sorgen möchte ich haben.«
6.
Nach der letzten Transition erloschen die Kontrollichter des
Positronengehirns, und es schaltete sich ab. Die Gazelle blieb im
Einsteinuniversum und glitt mit einer Geschwindigkeit auf dem alten
Kurs weiter, die knapp unter der des Lichtes lag.
Sergeant Jerry Lancaster, der auf dem Pilotensessel saß,
lehnte sich zurück und nickte Börsinger zu.
»Wir wären da. Von >Wanderer< ist nichts zu
sehen. Ich würde vorschlagen, daß Sie jetzt den
Kommandanten wecken. Er muß d en weiteren Kurs bestimmen.«
Börsinger sah hinaus in den mit fremden Sternen angefüllten
Raum. Selbst er als Laie erkannte, daß sie sich längst
nicht mehr im Sonnensystem aufhielten. Kein einziges der Sternbilder
- wenn es welche waren - kannte er. Alle Konstellationen hatten sich
bis zur Unkenntlichkeit verschoben. Ohne die technischen Hilfsmittel,
etwa der Arkoniden, würde sich kein Mensch mehr zurechtfinden.
Längst war die ferne Sonne im Gewimmel der Sterne untergegangen.
»Wie weit ist die Erde entfernt?«
»Eintausendsechshundert Lichtjahre.« Lancaster vergaß,
daß er der Gefangene des Mannes war, der gebeugt neben ihm saß.
»Noch vor fünfzig Jahren reine Utopie - heute ist es
Wirklichkeit. Eine unvorstellbare Entfernung, und wir haben sie in
etwas mehr als einem Tag bewältigt. Mit einem Schiff, dessen
Länge dreißig Meter beträgt. Begreifen Sie nicht, was
das für ein Wunder ist?«
Börsinger begriff es schon, aber sein Verstand war viel zu
nüchtern, es als solches anzuerkennen. Der Anblick der Sterne
faszinierte ihn, aber er würde es niemals zugeben, weil er
fürchtete, sich damit eine Blöße zu geben. »Na,
wenn schon.« Er stand auf. »Ich hole jetzt
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