PR TB 017 Der Flug Der Millionäre
eines hohen Berges. Die
Temperatur war erträglich, und es wehte ein erfrischender Wind.
»Jetzt können Sie nach Silber graben, Garcia«,
sagte er spöttisch. »Ich sehe mir die Gegend an.«
Die Zwischenlandung lohnte sich. Man konnte die Steppe nach Süden
hin bis zum Meer übersehen. Breit wälzte sich der Strom
mitten hindurch und verzweigte sich an der Mündung in tausend
Arme und Inselchen. Links erstreckten sich weite Wälder bis zum
Horizont, von riesigen Steppenlichtungen unterbrochen. Nach Norden zu
war das Gelände unwirtlicher. Gebirge reihte sich an Gebirge.
Mangold schrak zusammen, als er Garcia rufen hörte. Er drehte
sich um und sah den Südamerikaner wie verrückt herumtanzen
und unmißverständliche Laute ausstoßen. Börsinger
stand dabei und schüttelte den Kopf. Mabel tippte sich
vielsagend an die Stirn.
»Was ist passiert, Garcia?« fragte Mangold und lief zu
ihm.
Garcia deutete auf den steinigen Boden, bückte sich und nahm
einen Felsbrocken auf. Mangold erkannte auf den ersten Blick die
silbern schimmernden Erzadern darin.
»Silber, wie ich sagte! Ein unvorstellbares Lager. Die Adern
im Berg müssen meterdick sein, sonst könnte das
Zeug nicht lose herumliegen. Ich muß sofort die Schürfrechte
beantragen, ehe mir jemand zuvorkommt. Gucken Sie mich nicht so an,
Leutnant. Ich habe es zuerst entdeckt…«
»Sie Narr!« Mangold trat verächtlich mit dem Fuß
nach einem Erzbrocken. »Vm mir aus können Sie hier nach
Silber graben, bis Sie schwarz werden. Kommen Sie, Börsinger,
Mabel. Wir wollen ihn nicht abhalten.«
Garcia kam zur Vernunft. Zusammen mit den anderen kehrte er zum
Gleiter zurück. Noch ehe sie ihn erreichen konnten, sahen sie
plötzlich, daß außer ihnen noch jemand auf dem
Plateau war.
Ein Mann.
Er war alt, uralt, und trug einen langen Bart. Er ging langsam und
hoch aufgerichtet, und in seinen Augen brannte ein seltsames Feuer.
Eine Art Umhang hing von seiner Schulter und reichte bis zu den
Füßen.
»Wer ist das?« stieß Garcia hervor.
»Jetzt können Sie Ihre Schürfrechte beantragen«,
entgegnete Mangold.
So ruhig, wie Mangold tat, war er nicht. Er wußte, daß
der Fremde kein anderer als der sagenhafte Unsterbliche sein konnte.
Diesmal hatte er die Gestalt eines alten Mannes angenommen.
Der Alte mit dem Bart setzte sich auf einen Stein, von dem Mangold
nicht wußte, ob er vorher schon dagewesen war. Er tat es mit
einer Selbstverständlichkeit und Gelassenheit, die unwillkürlich
Achtung abverlangte. Als er sprach, tat er es mit einer abgeklärten
Ruhe, die zum Lauschen zwang und Aufmerksamkeit erheischte.
»Sie, Leutnant Mangold, können zuhören, aber ich
habe Ihnen nichts zu sagen. Das, was ich zu sagen habe, geht nur
diese drei an. Dort sind Steine. Setzen Sie sich.« Er nickte
ihnen zu, und dort, wo vorher keine Steine waren, lagen auf einmal
welche. Sie hatten die richtige Höhe und waren mit weichem Moos
bewachsen.
Stumm und unfähig, das Geschehen zu begreifen, nahmen Garcia,
Börsinger und Mabel Platz. Mangold blieb etwas abseits stehen.
Er rührte sich nicht. Ihm hatte der Unsterbliche nichts zu sagen
… ? Was sollte das bedeuten? War es ein gutes Zeichen, oder ein
schlechtes …?
»Ich weiß, warum Sie zu mir gekommen sind«,
begann der alte Mann mit den wissenden Augen. »Sie wollen die
Zelldusche, die Ihnen von Perry Rhodan verweigert wurde. Sie wollen
Ihr Leben verlängern, obwohl Sie die Ihnen von der Natur
zugebilligte Spanne fast durchschritten haben. Garcia und
Börsinger haben jeder noch etwa zehn Jahre, Mabel Rushton
sogar noch achtzehn. Das genügt Ihnen nicht?
Dabei gab das Leben Ihnen alles, was Sie sich wünschten. Sie
besitzen Macht und Reichtum, womit Sie sich alles kaufen konnten -
außer Liebe, natürlich. Sie sind gesund geblieben und
kannten niemals ernstliche Erkrankungen. Und doch sind Sie
unzufrieden. Sie begingen sogar ein Verbrechen, um hierher zu
gelangen. Und nun wollen Sie die Zelldusche.«
Er schwieg und sah sie der Reihe nach an. Mangold fühlte
Erleichterung. Der Unsterbliche wußte alles. Es war nicht
nötig, ihm Erklärungen zu geben. Er würde also auch
wissen, welches seine Motive waren und daß er nicht wegen der
Zelldusche gekommen war.
»Jeder Sterbliche hat den begreiflichen Wunsch, sein Leben
zu verlängern und den Tod hinauszuzögern«, fuhr der
Alte fort und sah durch die drei Menschen hindurch, die vor ihm
saßen. »Aber er weiß auch nicht, was er damit
anrichtet. Er stört den Lauf der Dinge, wie
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