PR TB 021 Das Tödliche Paradies
den Berg
hinaufzog, und bog in eine Seitenstraße ein. Der Unterschied
zwischen der Oberstadt und anderen Stadtteilen war sofort erkennbar.
In der Oberstadt gab es außer der Hauptverkehrsader keine
mehrstöckigen Straßen. Da sich aber gerade hier der
Großteil der Bevölkerung konzentrierte, war der Verkehr
beträchtlich und bereitete selbst dem elektronisch
gesteuerten Mietwagen manchmal Schwierigkeiten.
Die Häuser schienen hier höher als sonstwo. Die Straßen
wurden immer enger und finsterer. Die schmalen Bürgersteige
waren gedrängt voll von Menschen, meist Banzos und Zirkos.
Der Wagen vollführte eine zweite Schwenkung und bohrte sich
in eine finstere Schlucht von weniger als fünf Metern Breite,
deren Wände, nur von wenigen Fenstern durchbrochen, sich
schmutzig und grau der entfernten Sonne entgegenstreckten.
Ron empfand plötzlich Bedauern. Die Zirkos hatten solche
Häuser nicht gekannt, bevor die Terraner kamen. Ein paar vom
geraden Weg abgekommene Siedler hatten sich hier niedergelassen und
rasch eine Menge Zirkos deren Anzahl in keinem Verhältnis zu
ihrer eigenen stand, nach sich gezogen. Die Stadtverwaltung war
gezwungen worden, Unterkunft für die Minderbemittelten zu
schaffen, und sie hatte es so tun müssen, wie ihre Geldmittel es
zuließen. Wohnmaschinen gigantischen Ausmaßes waren
entstanden. Den Vorschriften der Sozialfürsorge war damit Genüge
getan - und mehr hatte niemand erreichen wollen.
Der Wagen hielt an. Ron entrichtete das Fahrgeld. Sie stiegen aus
und gönnten den Augen ein paar Sekunden, sich an das Dämmerlicht
zu gewöhnen. Im Vergleich mit den Hauptverkehrsstraßen der
Oberstadt gab es hier wenig Betrieb. Ein paar müde Gestalten,
nichtsdestoweniger mit einem fröhlichen Lächeln auf dem
Gesicht, trotteten an den Häuserwänden entlang. Von weiter
oben kam das Gekreisch einer Frau. Ron sah in die Höhe und
bemerkte einen neugierigen Beobachter, der den Kopf hastig durchs
Fenster zurückzog, als er sich entdeckt wusste.
,Das ist es, Sir“, sagte Meech und deutete auf eine mit
buntem Glas ausgelegte Tür auf der linken Straßensei te.
Oberhalb der Tür hing ein altes Schild. Auf dem Schild stand;
PANNEE, ZIRR, IMPORTIERTE GETRÄNKE. Lofty rümpfte die Nase.
„Du treibst dich vielleicht ‘rum“, sagte er zu Meech.
Ron deutete auf die Tür. ,Los. Gehen wir ‘rein!“
Meech bildete die Vorhut. In seinem wohlgepflegten Anzug und mit
der würdevollen Eleganz, mit der er sich zu bewegen pflegte,
wirkte er in dieser Umgebung völlig fehl am Platze. Als er
jedoch die Tür öffnete und in das graue Gewölk des
Schankraums vorstieß, gab er sich wie einer, der PANNEE, ZIRR
und IMPORTIERTE GETRÄNKE schon lange zu seinem Stammlokal
gemacht hatte.
Der Raum war voll von Leuten und Lärm. Ron versuchte, den
Qualm zu durchdringen und schätzte die Ausmaße des
Schankraums auf zehn mal fünfzehn Meter. Die Decke lag fünf
Meter hoch über dem Boden. Die vier Fenster klebten dicht
darunter und waren so klein, dass sie mit den drei Fluoreszenzlampen,
so trübe die auch sein mochten, nicht konkurrieren konnten.
Der Eingang befand sich am unteren Ende der Längswand.
Gegenüber lag die Bartheke, die bis auf einen Zwischenraum von
etwa drei Metern die ganze Wand entlang reichte. Der Zwischenraum lag
diagonal gegenüber der Tür. Ron nahm an, dass es dort zur
Küche ging. Der Raum zwischen der Bar und der Fensterwand war
mit Tischen und Bänken vollgestellt, dass vom Fußboden
kaum mehr etwas zu sehen war.
Der Eintritt der Fremden verursachte beträchtliches Aufsehen.
Mit der schrankenlosen Neugier, mit der man hierzulande allem Neuen
begegnete, wurden Ron und seine Begleiter angestarrt.
Ron suchte sich einen Tisch im Hintergrund des Raums, etwa in der
Mitte zwischen Bar und Fensterwand. Die Bank stand unmittelbar an der
Stirnwand. Als Ron sich setzte, hatte er das beruhigende Gefühl,
dass ihn von hinten niemand angreifen konnte. Lofty ließ sich
neben ihm nieder. Meech mit seinem positronischen Gehirn konnte es
sich leisten, auf der anderen Seite des Tisches zu sitzen.
„Hier bedient man sich selbst“, erklärte er und
zeigte zur Bar hinüber. Hinter der Theke hantierten zwei Männer.
Jst einer von ihnen der Chef?“wollte Ron wissen.
,Links, Sir. Von ihm habe ich die Informationen über Storn.“
,Lade ihn ein“, trug Ron ihm auf. ,pr soll sich auf ein Glas
zu uns setzen.“
Meech stand auf und ging zur Bar. Nach einer Weile kehrte er mit
vier Gläsern und einem der beiden
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