PR TB 021 Das Tödliche Paradies
Was war es, das
ihm bevorstand? Er überdachte die Frage, aber die Freude am
Ausruhen war stärker als seine Neugierde. Er schloss die Augen
und hörte, wie Crane neben ihm mit metallischen Dingen
hantierte. Ein kräftiger Druck legte sich auf seinen Schädel.
Kühles Metall berührte ihn an den Handgelenken und am Hals.
Ein merkwürdiges, kribbelndes Vibrieren ging von den
Metallstücken aus und durchdrang den Körper mit einer Flut
warmer Wohligkeit.
,Es ist soweit“, sagte Howard Crane, und seine Stim me
schien aus weiter Ferne zu kommen. Mehr sagte er nicht. Im nächsten
Augenblick schien das Bett unter Ron zu explodieren. Er fühlte
sich mit einem kräftigen Ruck in die Höhe gehoben und
spürte, wie brennende, grelle Hitze ihn von allen Seiten zu
umgeben begann. Dicht vor ihm erschien Howard Cranes Gesicht, zu
einer Fratze verzerrt. Das Licht der Halle hatte sich verändert.
Es war stärker geworden und zuckte im selben Rhythmus, in dem
der mörderische Schmerz durch Rons Körper pulsierte. Ron
versuchte die Arme zu heben, aber kräftige Gewichte hielten sie
unten. Er neigte sich zur Seite, um an Crane vorbeizusehen. Die
Gesichter der Menge, die das Bett umstand, erschien wie ein blasser
Strich in der schmerzenden Helligkeit.
Die Wand der Halle dagegen war plötzlich klar geworden. Ron
sah eine Reihe blitzender, funkelnder Glasscheiben. Jede Scheibe
deckte eine Nische im Fels. Jede Nische enthielt einen durchsichtigen
Behälter mit einer gelben Flüssigkeit. In jedem Behälter
schwamm der reglose Körper eines zwergenhaften Wesens.
Für den Bruchteil einer Sekunde zuckte die Wahrheit durch
Rons gemarterten Verstand. Für eine winzige Zeitspanne wusste
er, dass er in eine Falle gegangen war, dass der hypnotische Befehl
trotz all seiner Vorsicht ausgelöst worden war und dass er
verloren war, wenn er sich nicht sofort und mit aller Kraft wehrte.
Die Einsicht kam zu spät. Eine neue Welle von Schmerz
überschwemmte sein Gehirn und löschte das Bewusstsein aus.
Die Dunkelheit war vollkommen. Das Bewusstsein, seiner Existenz
kaum gewahr, schwamm in wohliger, einschläfernder Wärme.
Nur ein einziger Wunsch war wach.
Der Wunsch, Verbindung aufzunehmen.
Das Bewusstsein begann zu rufen. Seine Gedanken strahlten durch
die Finsternis, auf der Suche nach einem anderen Geist. Schwerfällig
artikuliert, von unbeholfener Gestalt, taumelten sie durch die fremde
Dunkelheit.
Und fanden schließlich ein Ziel.
Die Reaktion war Staunen. Der andere Geist hatte nicht erwartet,
angesprochen zu werden. Er fragte: „Wer ist das?“
Das Bewusstsein selbst war erstaunt. Es fühlte den Drang,
sich mitzuteilen. Es wusste, woher diese Kenntnis auch immer kam,
dass es ringsum eine große Menge anderer Bewusstseine gab, mit
denen es in Kontakt treten wollte. Es wusste, dass man darauf
wartete, dass es sich meldete. Die anderen waren vorbereitet.
Was bedeutete also die Frage?
,Was bedeu tet die Frage?“dachte das Bewusstsein.
Jch will wissen, wer du bist“, kam die Antwort. Jch bin in
Gefahr. Ich bin gefangen.“
Gefangen. Gefahr. Längst vergessene Begriffe, die in dem
Bewusstsein ein merkwürdiges Echo hervorriefen. Es fing an, über
seine eigene Lage nachzudenken. Es erinnerte sich an die erste Frage
des Fremden. Wer ist das?
Wer war es?
Ich…
Nicht ich! Ich ist ein Nichts. Etwas fehlte. Eine Bezeichnung. Ein
Zeichen. Ein Merkmal.
Ein Name!
„Weiß nicht“, antwortete das Bewusstsein. „Wer
bist du?“
,Pass auf“, antwortete der Fremde. ,Da sind eine Menge
Zuhörer ringsum. Sprich nur mit mir, verstan den? Die anderen
sind
gegen uns!“
„Verstanden“, antwortete das Bewusstsein. ,Wer bist
du?“
Die Reaktion erfolgte zögernd. Schwache Impulse schlichen
sich durch die Dunkelheit. Der fremde Geist hatte Schwierigkeit, sich
auszudrücken. Das Bewusstsein empfand es deutlich. Es wartete.
Der Fremde gewann an Ausdruckskraft. Die Folge der Impulse wurde
rascher, die Impulse selbst kräftiger und prägnanter.
Das Bewusstsein lauschte aufmerksam. Zuerst verstand es nichts.
Dann begannen die Impulse einen vertrauten Rhythmus zu klopfen. Das
Bewusstsein versuchte, sich zu erinnern. Es kannte diesen Rhythmus.
Es hatte ihn früher schon vernommen, und mit ihm verband sich
eine vertraute Vorstellung, eine Bezeichnung, ein Name …
Lofty… !
Lofty Patterson!
Schreck zuckte durch das Bewusstsein. Der Name durchdrang das
Dunkel wie ein Bündel grellen Lichts, rasch und scharf wie
ein Blitz.
Ich selbst, dachte das
Weitere Kostenlose Bücher