PR TB 021 Das Tödliche Paradies
hatten die vertrauten Ausstrahlungen eines verwandten
Bewusstseins empfangen und den Angriff unterbrochen. Ron sah ein,
dass er Halee das Leben verdankte.
Wenigstens für den Augenblick. Es war leicht zu sehen, wie
die Sache weiterging. Die Mächtigen standen im Dienst einer Idee
- was für eine Idee das auch immer sein mochte. Die
Einverleibung der Bewusstseinsinhalte der beiden Terraner war das
Gebot des Augenblicks. Die Mächtigen würden sieh davon
nicht abbringen lassen. Halees Eingriff brachte sie nur für
kurze Zeit ins Wanken. Sobald sie Halees Motiv durchschaut hatten,
würden sie weiter vorstoßen.
Ron wusste, was er zu tun hatte. Es würde ein Wettrennen
werden - zwischen der Leistung seines Blasters und den
paramechanischen Fähigkeiten der Mächtigen. Er zerstörte
das Steuergerät, sie bauten es wieder auf. Die frage war, wessen
Kräfte zuerst erlahmten.
Ron stand auf. Noch immer hörte er das erstaunte Rumoren der
Mächtigen und Halees ruhige, kräftige Forderung:
,Lasst ihn in Ruhe!“
Er winkte Lofty zu sich heran.
,Such die Wände ab“, befahl e r ihm. ,Ls gibt eine
Menge verborgener Türen. Hinter einer davon wirst du deine
Sachen finden. Was wir brauchen, ist der Blaster!“
Lofty nickte eifrig und lief davon. Ron hob den Lauf seiner Waffe
und legte auf den Kasten an. Bevor er jedoch auf den Auslöser
drücken konnte, geschah etwas Merkwürdiges.
Hinter ihm entstand ein Geräusch. Er drehte sich um und sah,
dass Meech Hannigan und eine Gestalt, die er nicht erkennen konnte,
aus dem Nichts materialisiert waren.
Meech war sofort auf den Beinen, wie es seiner ungeheuren
Reaktionsfähigkeit entsprach. Ron wollte ihn ansprechen, aber
der Robot wehrte ab.
Jch verstehe, Sir. Ich lese sowohl Ihre Gedanken als auch die des
Mädchens. Es gibt noch eine Reihe anderer, unverständlicher
Reflexe. Ich glaube, ich weiß, was ich zu tun habe.“
Vor dem Kasten kniete er nieder. Mit einer Geschicklichkeit, die
organische Hände niemals entwickeln würden, löste er
die Frontplatte des Kastens und kroch so tief in das Gerät
hinein, wie es ihm dessen Aufbau gestattete.
Ron wartete. Er hatte volles Zutrauen zu dem Robot, dessen
Kenntnisse um ein Hundertfaches größer waren als alles,
was selbst ein geniales organisches Gehirn an Wissen und Erfahrung
speichern konnte. Meech war derjenige, der Rettung bringen konnte,
wenn Rettung überhaupt möglich war. Für ihn zählte
es nicht, dass das Steuergerät ein Erzeugnis einer fremden
Technik war. Für ihn galt nur die Logik der Atomkerne, der
Mesonen, Elektronen und Positronen. Wenn es einen Ausweg aus dem
Dilemma gab, dann würde er ihn finden.
Die Gestalt, die mit Meech zugleich materialisiert war, erhob sich
schließlich vom Boden. Ron erkannte Corry Rand. Corry sah aus
wie ein Mann, der ein paar Augenblicke zuvor mitten durch die Hölle
gegangen war. Die buschigen Haare hingen ihm wirr ins Gesicht. Die
Augen waren blutunterlaufen, und er torkelte, als hätte er einen
heftigen Schock erlitten.
Corry wankte auf Ron zu und wies mit zitterndem Arm auf Meech, von
dem er nur noch die Beine aus dem Steuergerät hervorragen sah,
und keuchte:
,Großartiger Mann, das! Hat uns mitten aus dem schwersten
Feuer gerettet!“
Bis jetzt gab es für Ron noch nicht einen einzigen Hinweis
darauf, auf welche Weise Corry und Meech so plötzlich in die
unterirdische Halle gelangt waren. Er war neugierig, die Geschichte
zu erfahren. Aber im Augenblick gab es wichtigere Dinge zu tun. Noch
stand Halee starr und mit geschlossenen Augen, mit ihren letzten
mentalen Kraftreserven den Angriff der
Mächtigen abwehrend. Noch war nicht sicher, dass Meech einen
Ausweg finden könnte.
Das erstaunte Gemurmel der Mächtigen hatte inzwischen
aufgehört. Sie begannen zu fragen.
,Welches Recht hast du, uns aufzuhalten?“
Halees Antwort kam zögernd und mit schwindender Kraft:
Jhr habt kein Teil an ihm! Lasst ihn in Ruhe!“
Sie war nicht mehr fähig, logisch zu antworten. Sie konnte
nur den Befehl wiederholen, mit dem sie den ersten Angriff der
Mächtigen gebrochen und zurückgeworfen hatte. Ron spürte,
wie der Schutzwall zu bröckeln begann, den sie um ihn und seine
Begleiter herum aufgerichtet hatte.
,Du stellst dich gegen den Plan“, warnten die Mächti
gen. ,Du scheinst eine der unseren zu sein. Deine Gedanken sprechen
die vertraute Sprache. Aber du hast kein Recht, so zu sprechen. Sag
uns, warum wir die Fremden verschonen sollen!“
,Lasst ihn in Ruhe“, antwortete Halee.
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