PR TB 023 Der Einsame Von Terra
Frauen nicht ansprechen, die Bannmeile nicht zu verlassen - das
sind die Einschränkungen. Wie lange werden Sie bleiben?«
Veronoff sah auf, und Seymour begegnete einem forschenden Blick
aus schwarzen Augen. Die kurzen, fleischigen Hände des Mannes
gefielen ihm nicht.
»Ich habe den Eindruck - Lesser übrigens auch -, daß
Sie uns nicht besonders mögen, Mr. Alcolaya. Darf ich den Grund
erfahren?«
Die Stimme des massigen Terraners war flach und etwas heiser, aber
keineswegs unangenehm. Seymour drehte sich halb herum und entgegnete:
»Aber sicher, Mr. Veronoff. Sehen Sie, hier ist alles
geregelt und aufeinander abgestimmt. Jeder Fremde bringt in diesen
Tanz neue, ungewohnte Takte, und die sind es, die ich fürchte.
Es hat nichts mit persönlicher Abneigung zu tun, eher mit meiner
Stellung hier. In dem Augenblick, in dem der Gleichlauf der Dinge
gestört wird und ernste Folgen für den Bestand der
Handelsstation hat, werde ich gehenkt. Und begreiflicherweise ziehe
ich andere Vergnügungen vor.«
»Verständlich, äußerst verständlich«,
lächelte Veronoff dünn. »Wir haben die Dauer unseres
Aufenthaltes nicht festgelegt. Wollen Sie unsere Papiere sehen?«
Gelangweilt winkte Seymour ab. Er gab sich bewußt
herausfordernd und lässig; vielleicht konnte er einen der Männer
zu einer winzigen Unvorsichtigkeit provozieren.
»Ihre Papiere interessieren mich nicht. Wären Sie nicht
ausgezeichnet, hätte man Sie bereits bei der Ankunft verhaftet.
Wie lange, schätzen Sie, werden Sie brauchen, um Bilder und
Schnitte gemacht zu haben?«
Catrailhac hob abschätzend beide Hände. »Die
Crest-Foundation-Expedition nach IV Amboina brauchte sieben Monate,
um ihren Katalog zu vollenden. So ungefähr ist es auch hier -
ein ziemlich gut bekannter Planet, dessen Spezimen mehr geordnet als
entdeckt werden müssen. Ich glaube, daß wir in einem
halben Jahr Terrazeit fertig sind.«
»Das bedeutet, daß ich ein halbes Jahr unruhig
schlafen werde und versucht bin, beijeder Gelegenheit zu glauben, man
habe Sie umgebracht, weil Sie in Ihrer Unwissenheit Dinge getan
haben, die Sie hätten nicht tun sollen. Bitte, denken Sie
daran.«
»Jede Sekunde, Mr. Alcolaya«, sagte Veronoff und
lächelte dünn. »Wir werden Ihre Ratschläge
beherzigen.«
»Ich hoffe es für Sie«, sagte Seymour hart und
stieß sich vom Tisch ab. »Denn wenn Sie es nicht tun,
werde ich Sie persönlich ausweisen. Ich bin hier, neben der
Mutter der Klans >Master next Good<, wenn Sie diesen Ausdruck
kennen. Denken Sie auch daran.«
»Wir versprechen es. Arbeiten Terraner immer so gut
zusammen?«
Als Seymour jetzt grinste, schien es den beiden Männern, als
entblöße ein Raubtier seine Fänge. Mit nicht mehr
überhörbarem Sarkasmus erwiderte der Mann vor ihnen:
»Das kommt darauf an, wie der Ausdruck Zusammenarbeit
ausgelegt wird, meine Freunde.«
Veronoff war beleidigt.
»Ich verstehe nicht, Mr. Alcolaya...«
Seymour ging zur Tür.
»Das ist auch völlig unnötig«, antwortete er
und ging.
*
Die breiten Reifen des Wagens knirschten auf dem weißen
Kies, der um das flache Haus aufgeschüttet war. Die Wachen
hatten Seymour durchgelassen; jetzt war er hier oben, etwa auf
gleicher Höhe mit dem Niveau des Raumhafens. Dichte Wälder
von Ssagiskoniferen trennten die beiden Bezirke, den der Wohnhänge
und den Turm, in dem Seymour wohnte. Die glatten, wie aus schwarzem,
polierten Marmor wirkenden Stämme wuchsen bis zu einer Höhe
von vierzig Metern, der Spitzkegel der Äste und Ästchen
dieser seltsamen Gewächse wirkte zu groß für den
Baum. Lange Nadeln von blauer Farbe, biegsam und von der Größe
eines Schreibstiftes, lagen unter den Stämmen und faulten.
Harziger Geruch erfüllte die Luft und kämpfte gegen den
Fischgestank des Hafens an.
Hier residierte die Mutter der Klans.
Mauern aus Bruchstein, weiß verfugt, gehämmerte Gitter
vor großen Fenstern und der wohlgeordnete Luxus, aus Verehrung
und Macht geboren. Ein Dach aus versiegeltem Holz und ein pedantisch
gepflegter Park. Seymour stieg aus und bemerkte, wie die beiden
Wächterinnen aus den Nischen neben der breiten Tür traten.
Junge Mädchen von ausgesuchter Schönheit, nicht älter
als ein terranisches Mädchen von zwanzig Jahren. Sie trugen das
Haar dicht an den Schädel gelegt, im Nacken durch einen eisernen
Ring zusammengehalten in einem lockeren Strang. Mit den
Schnellfeuergewehren terranischer Produktion sahen sie aus wie
Kreuzungen zwischen rassigen Jagdhunden und antiken Bildern
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