PR TB 023 Der Einsame Von Terra
blauen Wälder um K'tin Ngeci und die beiden Häfen
weiß wie von frischgefallenem Schnee. Nicht einmal die Gerüche
des Basars und des Fischerhafens konnten dagegen ankämpfen.
*
Quattaghan beendete seine Erzählung, atmete tief ein und sah
Seymour an. In seinem Blick waren Bitten, Vorwürfe, Angst und
Wachsamkeit, zu einem kaum zu deutenden Ausdruck vereint. Beide
Männer schwiegen lange.
Seymours Augen wanderten über den weißen Stein des
Tempelchens, hinunter zum Strand. Alles war gelb und weiß; dort
unten waren bunte Farbtupfen zu sehen. Die Decken, das Segel, das
Boot, und das Mädchen.
»Konntest du alles verstehen, Terraner?« fragte
Quattaghan fast unnatürlich ruhig.
Seymour sagte: »Ja, natürlich.«
»Und deine Gedanken darüber?«
»Augenblicklich noch Chaos.«
Sie wandten sich um und begannen, zu Corinna und dem Boot
zurückzugehen. Vanga sank langsam in den Nachmittag, und der
Wellengang wurde etwas stärker.
»Es ist fast nicht zu begreifen«, versuchte Seymour
seine Gedanken wiederzugeben, »daß Tau Ssagis so lange
geheimbleiben konnte. Sonst wäret ihr schon ausgerottet worden.
Wenn wertloses Zeug wie Gold schon ganze Völker sterben läßt,
dann dürfte es hier wegen Tau zu größeren Aktionen
gekommen sein. Schließlich sicherte es den Wesen, auf deren
Metabolismus es anspricht, so etwas wie ewige Gesundheit.«
»Und die Folgen?«
Seymour blickte Quattaghan von der Seite an. Das raubvogelartige
Gesicht des alten Shand'ong wirkte wie stets verschlossen und
schweigsam;jedoch wußte Seymour, wie sehr Gedanken quälen
konnten. »Wir werden versuchen, Ruhe zu halten. Zuerst warten
wir und behalten alles genau im Auge. Ich kann, in meiner Eigenschaft
als Raumhafenleiter, Start und Landung einesjeden Schiffes
unterbinden und kann veranlassen, daß binnen weniger Stunden
auchjedes Schiff angehalten wird. Es ist natürlich unmöglich,
das Geheimnis weiterzugeben, ohne diesen Planeten zu verlassen -
direkt oder indirekt.« »Welche Chancen haben wir?«
fragte Quattaghan.
»Alle«, antwortete Seymour. »Es ist nicht das
erstemal, daß ich in solchen Situationen siege.«
Quattaghan lächelte erleichtert, als er sagte:
»Und sicherlich auch nicht das letztemal!«
»Hoffen wir es«, sagte Seymour und zog die Schultern
hoch. Sie waren am Boot angelangt.
Corinna spielte mit Tecko, der auf ihrer Hand saß und sie an
den Fingern zupfte. Sie sah auf, als die beiden Männer
zurückkamen. Die Bräune ihres Körpers hatte sich unter
dem harten Licht Vangas verstärkt, und ihr Haar wurde von dem
Wind aus dem Gesicht gerissen. Seymour bückte sich, suchte seine
Sonnenbrille hervor und setzte sie auf.
»Wasjetzt, Sey?« fragte Corinna schläfrig. »Jetzt
werden wir versuchen, den großen blauen Fisch zu fangen.
Deswegen habe ich das Boot gemietet. Hilfst du mir, Quattaghan?«
Quattaghans Grinsen war zweideutig, als er laut antwortete.
»Selbstverständlich helfe ich dir, den großen
Fisch zu fangen.« Sie verstauten die Gegenstände, die sich
auf dem Sand befanden, wieder im Boot, dann ging Seymour schnell zu
Corinna hinüber, hob sie auf und rannte mit ihr durch das
knöcheltiefe, aufspritzende Wasser hinaus zum Boot und setzte
sie ab. »Du wirst jetzt leider deinen dekorativen Platz
aufgeben und dich festhalten müssen, Corinna. Die Fahrt wird
etwas stürmischer werden.«
»Weshalb?« fragte sie. »Warte ab und sieh«,
erwiderte Seymour.
Der Pilzanker wurde eingebracht, Quattaghan schob das Boot vom
Sand, schwang sich über Bord und blieb breitbeinig mitten im
Boot stehen. Der Motor brummte auf, eine Spur brodelnden Gischtes
entstand, erweiterte sich pfeilförmig, und das Boot hob sich
vorn aus dem Wasser. Es raste davon. Seymour winkte Corinna heran,
erklärte ihr kurz die Handhabung der einfachen Steuerung und
überließ ihr seinen Platz. Die Richtung, in die sich der
Kunststoffkörper entfernte, war nördlich -immer entlang der
Küste. Inzwischen hatte Quattaghan den Deckel eines Kastens
geöffnet, zog das gestern geschossene Wild heraus und schnitt
mit einem Messer große Fleischfetzen ab, die in hohem Bogen
hinter dem Heck ins Wasser flogen. Seymour setzte die Angel zusammen.
Ein Brecher kam über und überschüttete die drei mit
einem Hagel aufblitzender Tropfen; das Boot schien über das
Wasser zu fliegen. Hin und wieder knallte der Bug hinunter auf die
Meeresoberfläche,
warf eine Bugwelle auf und Spritzer, die hoch in die Luft
taumelten und zusammenfielen. Fünf Stäbe aus
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