PR TB 023 Der Einsame Von Terra
wartete
gespannt auf die Analyse.
Niemand sprach. Vanga stand nahezu senkrecht am Himmel, brannte
herunter. Sand, der von halbhohen Wellen auf den Strand geworfen
wurde, schien zu zischen und lagerte sich ab, um von der
zurückflutenden Welle wieder mitgenommen zu werden. Aus dem
kleinen Wäldchen der Insel roch es betäubend nach blühendem
Ssagis.
Seymour sprach weiter.
»Die Analyse ergab, daß es unmöglich sei, diesen
Stoff zu synthetisieren und in größeren Mengen
herzustellen. Außerdem war nicht mehr festzustellen, wie man
sich Nachschub besorgen konnte. Man hatte herausfinden können,
daß auf alkoholischer Grundlage ätherisches öl mit
einer Menge von hormoneilen Zusätzen in diesem Fläschchen
gluckerte. Mehr nicht. Das geschah vor rund einem halben Jahr. Und
nun fing man in der Marandpharm - so nennt sich diese Gesellschaft -
an zu begreifen, daß man herausfinden müsse, wie dieser
Stoff hergestellt wird. Gleichzeitig schickte man Leute aus, die
herausfinden sollten, wie die genauen Koordinaten dieser mysteriösen
Welt Shand'ong heißen. Nun, das ist bei unseren großen
Archiven keine Kunst; innerhalb weniger Tage waren die Zahlen da. Und
Corinna wurde damit beauftragt, hierherzufliegen und nachzusehen, was
sich machen ließe. Bevor dieser Auftrag offiziell bekannt
wurde, floh sie. Auch hierher. Sie dachte in typisch weiblicher
Logik, daß man sie hier am wenigsten suchen würde. Du
weißt, wovon ich spreche?« Langsam nickte Quattaghan,
schwieg aber.
Wieder das Wispern der geisterhaften Stimme in Seymours Hirn.
Der Tecko sagte: »Er weiß es genau. Er hat nur noch
nicht an den Namen gedacht - er kämpft aber noch immer.«
Auf der Insel, mitten in dem riechenden Ssagiswald, stand ein
kleiner Tempel, mehr ein überdachtes Haus, in dem Nkalay, die
Mutter aller Klans, von Zeit zu Zeit einige Tage der Meditation
verbrachte. Dann war die Insel bedingungslos »h'sayz« -
tabu fürjeden anderen Besucher.
»Sie nahm einiges Geld, kaufte sich zwei Karten für
eine Passagierkabine in einem Frachter, benutzte aber nur eine davon
und bestach den anderen Kapitän. Sie kam hier an, gab sich als
Chemikerin aus -was sie natürlich ist, sogar mit einem
akademischen Titel - und fand Arbeit im kleinen Labor der Cimarosa
Holding. Gestern nacht hat sie mir alles erzählt. Sie fürchtete,
daß die Bekanntgabe dieses Planeten in der Öffentlichkeit
einen Sturm auslösen würde, der sich hier entlädt.
Kannst du dir vorstellen, daß Glücksritter aller Planeten
hier sich um dieses Mittel streiten? Daß sie Unfrieden in euer
Volk tragen und Totschlag, daß sie sich gegen mich stellen und
daß schließlich die Truppen Rhodans diesen Planeten
bevölkern, um ihn zu schützen - vermutlich sind vorher
bereits alle Terraner mit langen Messern oder Strahlern umgebracht
worden. Kannst du dir dies alles vorstellen?«
»Er kann«, antwortete der Tecko, und: »Er ist
entsetzt über das, was sich zugetragen hat. Er weiß auch
nichts davon, daß ein einziger Shand'ong es gewagt haben
sollte, das Mittel in fremde Hände zu legen.«
»Kannst du dir das absolute Chaos vorstellen, Quattaghan?«
bohrte Seymour weiter.
Der alte Shand'ong nickte schweigend. Dann fragte der Terraner:
»Und wie heißt dieses Mittel, mit dem sämtliche
Leiden der Eingeborenen kuriert werden, wenn sie h'sayz sind? Nicht
einmal Korco-Aghan hatje einen Kranken eures Volkes behandeln
dürfen.« Quattaghan schwieg immer noch.
Dann, nach einer langen Weile des Schweigens, fragte er seinen
Freund:
»Aus welchem Grund ist Corinna hierhergeflohen?«
»Sie sagte mir - und ausnahmsweise war ich geneigt, einer
Frau zu glauben -, daß sie jeden Abgesandten ihrer Firma
erkennen und mir als dem Hafenleiter melden würde. Sie dachte,
nach ihrem Fortgang würde die ganze Angelegenheit als
undurchführbar gelten. Aus diesem Grund machen mich im Moment
Fremde auch sehr unruhig.«
»Sie wollte also Shand'ong irgendwie schützen?«
»So unglaublich edel das klingen mag, Quattaghan ...ja!«
antwortete Seymour und zündete sich eine Zigarette an. Er war
mehr als erregt, bemühte sich aber, es nicht zu deutlich zu
zeigen.
Der Tecko sagte:
»Er glaubt es, und er glaubt dir. Und ich sage dir noch
dazu, auch Corinna sagte die Wahrheit. Ich höre schon seit
Minuten ihre Gedanken mit.«
»Ausgezeichnet«, sagte Seymour zu dem Tierchen.
»Sagtest du etwas?« erkundigte sich Quattaghan.
»Nein«, erwiderte Seymour unbewegt, »ich dachte
nur laut.«
»Das ist natürlich
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