PR TB 024 Baumeister Des Kosmos
und den Leuten, die er jetzt
sah.
Unwillkürlich kam ihm der Verdacht, daß zwischen Janas
Verhalten und der Veränderung, die inzwischen mit der Stadt vor
sich gegangen war, ein Zusammenhang bestehen müsse. Ebenso wie
Jana, als er sie anschrie, schien auch die Stadt aus einer Art
Dämmerzustand erwacht zu sein. Er war plötzlich nicht mehr
so sicher, daß er es war, der Janas Bewußtsein zur
Rückkehr veranlaßt hatte. Wahrscheinlich war, zufällig
im selben Augenblick, eine weitaus tiefgreifendere und umfassendere
Veränderung mit dieser ganzen Welt vor sich gegangen.
Jelly war stumm vor Schreck. Bei anderer Gelegenheit hätte er
seinem Triumph über die richtige Vorhersage in lauten Tönen
Ausdruck gegeben. Aber selbst sein kleiner Verstand schien zu
erkennen, daß hier etwas nicht mit rechten Dingen zuging.
„Zufrieden, Schnüffler?"
Das war Janas Stimme, beißend und voller Hohn.
„Nennen Sie mich nicht Schnüffler", antwortete er
grob. „Ich bin in eine fremde Stadt verschlagen und habe
wenigstens das Recht zu erfahren, wo ich hier eigentlich bin."
„Preparation City", erklärte Jana, und ihre klare
Stimme drang mühelos über den Lärm des Verkehrs
hinweg.
„Das ist ein schöner Name", bemerkte Lon.
„Sie kommen aus einer anderen Stadt?" wollte Jana
wissen.
Lon bemerkte zu spät, daß sie eine Falle für ihn
aufgebaut hatte.
„Ja", antwortete er beiläufig und versuchte
fieberhaft, sich einen Namen auszudenken.
Das erwies sich als unnötig.
„Sie lügen", stellte Jana sachlich fest.
„Auf dieser Welt gibt es nur eine Stadt - Preparation City!"
„Haben Sie eine Ahnung!" konterte Lon. „Sie waren
da oben zu lange eingesperrt. Inzwischen hat es hier eine Menge
Veränderungen gegeben."
Er war froh, daß ihm das eingefallen war. Ob er Jana damit
beeindruckte, war nicht zu sehen. Sie schwieg. Vor dem Tor ging eine
Gruppe von drei Frauen vorüber. Eine von ihnen warf einen
neugierigen Blick in den offenen Hauseingang, dabei konnte Lon ihr
Gesicht sehen. Es verblüffte ihn wegen seiner Ähnlichkeit
mit Janas Zügen. Unter normalen Umständen hätte er
behauptet, die Frau müsse Janas Schwester sein.
„Sie wollten uns etwas zeigen", brachte er ihr zur
Erinnerung. „Oder war das schon alles?"
Jana schüttelte den Kopf.
„Nein, kommen Sie!"
Sie traten hinaus auf die Straße. Lon hatte kaum Zeit, sich
richtig umzusehen, da hatte Jana einem anscheinend leeren Fahrzeug
gewinkt und es zum Straßenrand dirigiert. Lon erkannte, daß
der Wagen dieselbe Antriebsart benutzte wie die terranischen
Gleitfahrzeuge. Er bewegte sich auf einem künstlichen
Schwerefeld und benutzte Düsenströme aus komprimierter Luft
für geringfügige Fahrtkorrekturen, während die
eigentliche Lenkung mit Hilfe des
regulierbaren Feldes erzeugt wurde.
Die Verglasung öffnete sich automatisch. Lon sah drei
hintereinanderliegende Sitze, jeder für zwei oder drei Personen
gedacht. Links vorne lag der Sitz des Chauffeurs, obwohl das
Fahrzeug, wie sie soeben gesehen hatten, sich auch selbst steuern
konnte. Jana ließ sich hinter dem halbkreisförmigen
Steuerrad nieder. Lon zwängte sich neben sie, während Jelly
auf dem mittleren Sitz Platz nahm. Das Glasdach schloß sich.
Der Wagen schoß vom Straßenrand fort in den Verkehr
hinein. Das Fahrzeug war schallisoliert. Der Verkehrslärm drang
nicht ins Innere.
„Wohin jetzt?" erkundigte sich Lon.
„An einen Ort, der Ihr ganzes Interesse erregen wird",
antwortete Jana. Lon hörte den Spott in ihrer Stimme.
„Na schön, Mädchen", sagte er gemütlich.
„Aber Jelly und ich, wir sind beide recht gut bewaffnet, und
wir trauen euch Leuten aus Preparation City nicht so ganz über
den Weg.
Sie sind also besser beraten, wenn Sie nicht versuchen, uns in
irgendwelche gefährliche
Situationen zu bringen."
Zum erstenmal, seitdem er sie kannte, lächelte sie. Es war
kein freundliches Lächeln, aber trotzdem betrachtete er es als
Fortschritt.
„Angst, Schnüffler?" erkundigte sie sich. „Warten
Sie - ich zeige Ihnen etwas."
Bevor er etwas dagegen unternehmen konnte, steuerte sie den Wagen
wieder zum Straßenrand hinüber. Das Fahrzeug kam mit einem
Ruck zum Stehen. Jana schwang das Dach auf und stellte sich auf den
Sitz. Etwa zehn Meter entfernt bewegte sich eine Gruppe von
Fußgängern. Jana rief ihnen zu:
„Kommt her, und seht euch das an! Ich habe hier zwei
Fremde..."
Die Fußgänger kamen auf den Wagen zu. Es waren zwei
Männer und vier Frauen. Die Frauen sahen wiederum
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