PR TB 024 Baumeister Des Kosmos
Lebens. Luke fragte sich, wie es geschehen konnte, daß
ein Planet, der sich in regelmäßiger Rotation um seine
Achse drehte, nur über einem Teil seiner Oberfläche eine
Atmosphäre haben konnte. Er bemühte sich, in seiner
Erinnerung einen ähnlichen Fall zu finden, aber es gab keinen.
Das Phänomen widersprach allen Gesetzen. Luke schüttelte
den Kopf und versuchte, seine Gedanken zu ordnen. Da erschien auf der
Mattscheibe das Bild einer Stadt. Zuerst glaubte er an eine
Halluzination. Er reckte sich in die Höhe und rief:
„Faerber, bemerken Sie etwas Auffälliges?"
„Jawohl, Sir, wir fliegen über eine Stadt." Luke
beugte sich wieder über den Bildschirm. Er hatte sich nicht
getäuscht. Dort unten lag eine Stadt. Sie war nahezu kreisförmig
angelegt, und im Gegensatz zu irdischen Städten wurde die
Bebauung an den Rändern nicht allmählich dünner,
sondern endete abrupt an einer unsichtbaren Grenzlinie. Diesseits der
Grenzlinie lag die weite Grasebene. Jenseits ...
Luke bekam große Augen. Jenseits der Stadt dehnte sich eine
weite Fläche, deren glatter Belag im Licht der Sonne schimmerte.
Auf der Fläche erhoben sich, zu endlos langen Reihen geordnet,
turmartige Gebilde, die aus aufgereihten Kugeln zu bestehen schienen.
Hastig vergrößerte Luke die Leistung des Teleskops. Die
Kugelgebilde rückten näher heran. Es konnte keinen Zweifel
mehr geben. Diese Objekte paßten genau auf die Beschreibung des
fremden Fahrzeugs, das die EX-2997 vernichtet hatte.
Luke brauchte eine Weile, um sein Gleichgewicht wiederzufinden.
Die EX-2997 war von einem einzigen dieser Schiffe zerstört
worden. Da unten aber standen Tausende. Die glatte Fläche
erstreckte sich Hunderte von Kilometern weit in alle Richtungen. Luke
hatte nie zuvor einen solch riesigen Raumhafen gesehen.
Er verlor das Gefühl für Zeit. Ein zweites Mal schreckte
ihn Faerbers Stimme aus dem Brüten.
„Wir treten in die Nachtzone über. Der Beginn des
atmosphärelosen Gebiets liegt zweitausend Kilometer voraus!"
Das Bild wurde dunkel. Faerber schaltete auf Ultrarotbeobachtung.
Die Raumschiffe erschienen jetzt als weiße Punkte, während
die riesige Fläche des Raumhafens in mattem Grau strahlte. Die
Dichte der Schiffe nahm jetzt ab. Nach ein paar Minuten waren
überhaupt keine weißen Punkte mehr zu sehen. Die matte
Strahlung, die vom Bodenbelag des Landefelds ausging, endete wie mit
der Schere abgeschnitten. Dahinter lag undurchdringliche Dunkelheit.
Die LAGOS befand sich wieder über dem atmosphärefreien Teil
des Planeten.
In Luke Garners gequältem Verstand jagten sich die Gedanken.
Was sollte er tun? Sollte er eine Landung versuchen? Die Technologie
des Gegners schien der irdischen überlegen. Aber die Welt dort
unten machte einen verlassenen Eindruck. Zumindest war sie äußerst
dicht besiedelt. Die Raumschiffe schienen nur dort abgestellt zu
sein. Es gab keine Anzeichen dafür, daß sie sich vor
kurzem noch bewegt hätten oder in Kürze starten würden.
Vielleicht war das Risiko einer Landung nicht allzu groß!
Luke war noch zu keinem Entschluß gekommen, da wurde ihm die
Entscheidung aus der Hand genommen. Er starrte immer noch auf den
Bildschirm, obwohl es da außer tiefer Schwärze nichts zu
sehen gab.
Plötzlich jedoch waberte gleißende Helligkeit über
die kleine Scheibe. Luke fuhr geblendet zurück. Er hörte
jemand aufschreien. Im nächsten Augenblick packte ihn ein
mörderischer Ruck, hob ihn aus dem Sessel und schleuderte ihn
vornüber auf das Schaltpult.
Alarmsirenen gellten. Männer schrien. Mühselig kam Luke
wieder auf die Beine. Der Aufprall hatte ihm die Luft aus den Lungen
getrieben. Er rang nach Atem und versuchte, seiner Verwirrung Herr zu
werden.
Sie waren angegriffen worden. Das Licht, das er gesehen hatte, war
die Reaktion des Schirmfelds auf die heimtückische Salve.
„Notleistung auf die Schirmfelder!" dröhnte seine
Stimme durch das Gewirr im Kommandostand. „Feuerleitoffiziere -
halten Sie sich bereit zum Vergeltungsschlag."
Dann saß er wieder hinter seinem Schaltpult. Die LAGOS
kippte ab und raste in einer steilen Kurve auf die Nachthälfte
des Planeten zu.
4.
„Ja", antwortete Lon gepreßt, „hier ist
jemand. Haben Sie keine Angst, wir kommen als Freunde." Die
Stimme hatte äußerst weiblich geklungen. Und sie hatte
Interkosmo gesprochen. Lon schossen eine Menge merkwürdiger
Gedanken durch den Kopf. Er kam jedoch zu keinem Resultat. Das
Geräusch sanfter Schritte klang plötzlich wieder auf, und
dann
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