PR TB 026 Die Fischer Des Universums
Schultern.
»Woher kommt die Energie, die das alles bewerkstelligt,
Frangois? Dazu gehören Millionen von Gigawatt. Wenn die
entsprechenden Kraftwerke auf jenem Planeten
stünden, hätten die Energietaster uns das verraten.«
»Was uns unverständlich ist, muß noch lange nicht
unmöglich sein, Aissa!«
Bhugol nickte bedächtig.
Er konnte sich Frangois' Logik nicht verschließen.
Schließlich war alles unbegreifbar, was seit dem Austritt aus
dem Linearraum geschehen war. Irgendwo mußte es eine Erklärung
dafür geben. Warum sollte man sie nicht aufjenem Planeten
suchen?
»Also gut«, sagte er entschlossen. »Wir gehen so
nahe heran, daß wir Einzelheiten der Oberfläche erkennen
können.«
»Halt!« riefSam plötzlich.
Aissa wandte sich um und wölbte die Brauen. Sam hielt eine
Symbolfolie in der Hand. Das ausklingende Arbeitsgeräusch der
Positronik bewies, daß er seine Berechnungen beendet hatte.
»Wir haben keine Zeit, den Planeten anzufliegen«,
verkündete Sam mit vor Aufregung vibrierender Stimme.
»Warum nicht?« fragte Aissa erstaunt.
Sam holte tief Luft und trat näher. Er sah kurz auf den
Symbolstreifen in seiner Hand.
»Wir bewegen uns mit zehnmillionenfacher
Lichtgeschwindigkeit, nicht wahr?« Er wartete die Bestätigung
nicht ab, sondern fuhr fort: »Seit dem Wiedereintritt in den
Normalraum sind etwa vierzig Minuten vergangen.«
»Oh, jetzt verstehe ich!« sagte Aissa. »Weiter!«
»Die LANCET legt in der Minute 19,283 Lichtjahre zurück.
Das wären seit dem Verlassen des Linearraums rund 771
Lichtjahre. In etwa zwölf Stunden und zehn Minuten werden wir
unser Zielgebiet hinter dem Perseus-Arm passieren. Behalten wir
unsere wahnwitzige Geschwindigkeit bei, verlassen wir weitere
einunddreißig Stunden später endgültig unsere
Galaxis. Einen Tag später wären wir von Terra so weit
entfernt, daß wir niemals mehr aus eigener Kraft zurückkehren
könnten.«
»Mein Gott!« flüsterte Anna.
»Keine Ursache zur Aufregung! « sagte Frangois. »Wir
wußten schließlich, daß wir nicht stillstehen.
jetzt wissen wir wenigstens, wieviel Zeit uns für die
Untersuchung des Planeten bleibt.«
»Sie sind wahnsinnig, Frangois!« sagte Sam. »Glauben
Sie wirklich, wir könnten uns so ohne weiteres wieder aus dem
unbegreiflichen Einfluß lösen und davonfliegen?« Er
lachte hysterisch. »Ich habe die Positronik auch danach
gefragt. Sie gibt mit vierundsechzig Prozent Wahrscheinlichkeit an,
daß dieser Raumsektor von einer Blase übergeordneter
Energie umgeben ist, die sowohl unsere Geschwindigkeit hervorruft als
auch einen wirksamen Schutz gegen aufgestaute interstellare Materie
bildet. Ganz abgesehen davon, daß man nicht mit
zehnmillionenfacher Lichtgeschwindigkeit plötzlich diesen Schutz
verlassen kann - sie ist außerdem zu groß für den
Eintritt in den Linearraum.«
Frangois ließ ratlos die Schultern sinken.
»Wir können doch aber nicht einfach nichts tun, Sam
...«
Aissa lächelte unvermittelt.
»Doch, wir können eine ganze Menge tun. Sam hat nur
übersehen, daß seine Argumente einen weiteren Schluß
zulassen.«
»Und der wäre?«
»Wir brauchen uns nicht zu beeilen, da wir aus der
Energieblase sowieso nicht entkommen können. Also haben wir Zeit
genug, den Planeten zu untersuchen. Befindet sich dort der
Energieerzeuger, dann werden wir auch Mittel und Wege finden, ihn
abzustellen - oder zu zerstören.«
»Sie können sich ganz auf meine Fähigkeiten
verlassen, Sir«, sagte Ben, der Roboter.
Der Planet füllte den Frontschirm nahezu völlig aus.
Aissa schaltete die Sektorvergrößerung ein und ließ
den kreisförmigen Ausschnitt langsam über die Oberfläche
wandern. Als erstes fiel ihm die üppige, dunkelgrüne
Vegetation auf. Das ließ ihn stutzen. Wären die Pflanzen
dort der Thermosynthese fähig gewesen, hätten sie des
Chlorophylls nicht bedurft. Außerdem war es dort unten hell,
ohne daß Aissa eine Lichtquelle erkennen konnte. Die Landschaft
war in rötliches Licht getaucht.
Er kniff die Lider zu, als ein heller Lichtreflex ihn blendete.
Dann öffnete er sie behutsam wieder. Kein Zweifel, das war eine
Wasserfläche. Sie war zu klein, um mehr als ein Binnensee zu
sein.
Aber wo war das Licht, das sie widergespiegelt hatte?
Die Sterne waren viel zu weit entfernt. Ihre Leuchtkraft konnte
vernachlässigt werden. Was also leuchtete hier? Was gab den
Pflanzen die grüne Färbung? Was ließ eine
Wasseroberfläche zu einem Spiegel werden?
Plötzlich zuckte Aissa
Weitere Kostenlose Bücher