PR TB 026 Die Fischer Des Universums
Nebel.«
Frangois erbleichte.
»Dann befinden wir uns noch immer im Zwischenraum, Aissa!
Sam, kontrollieren Sie sofort die Stärke des Kalupfeldes!«
»Der Kalup ist ausgeschaltet«, erwiderte Sam leise.
Aissa lachte. »Anna, welche Vermutung haben Sie?«
»Wir bewegen uns mit Überlichtgeschwindigkeit«,
antwortete die Biologin, ohne zu zögern.
»Und der Planet?« brauste Frangois auf. »Wollen
Sie mir einreden, er bewege sich ebenfalls mit
Überlichtgeschwindigkeit? Oder wie erklären Sie sich sonst,
weshalb wir relativ zu ihm stillstehen und zum Universum nicht?«
Aissa winkte ab.
»Du solltest mit deinen Berechnungen beginnen, Frangois.
Aber führe zuerst eine Netztastung mit dem Hypertaster durch.«
Während Frangois an die Arbeit ging und von Sams Platz her
das ununterbrochene Summen der Positronik herüberklang, zündete
Bhugol sich eine Zigarette an und starrte hinaus in den Raum.
»Haben Sie schon eine Theorie?« fragte Anna flüsternd.
Aissa schüttelte den Kopf.
»Bevor wir nicht alle Daten erfaßt und verarbeitet
haben, ist das Aufstellen von Theorien sinnlos. So etwas wie hier hat
es noch nie in der Geschichte der Raumfahrt gegeben. Zumindest hat
niemals jemand davon berichtet.« Er lachte bitter. »Oder
es gab keinen, der hinterher davon berichten konnte.«
»Wie meinen Sie das?« fragte Anna ahnungsvoll.
»Ich will versuchen, Ihnen das zu erklären. Sicher
wissen Sie, daß die durchschnittliche Dichte interstellarer
Materie 10-26 Gramm pro Kubikzentimeter beträgt. Das ist wenig.
Stellen Sie sich meinetwegen vor, durchschnittlich entfiele ein
Staubkorn auffünf Millionen Kubikmeter Nichts. DieserVergleich
simplifiziert natürlich stark.
Bei Geschwindigkeiten unterhalb der des Lichts ist diese Dichte
vernachlässigbar gering. Aber je näher man der
Lichtgeschwindigkeit kommt, um so mehr und um so rascher nimmt die
relative Dichte zu. Beim Überschreiten der LG-Grenze innerhalb
des Normalraums käme es zur Katastrophe. jedes Raumfahrzeug
müßte infolge des Reibungswiderstandes zu einer Lichtkugel
anschwellen und verglühen.«
»Aber wir existieren noch«, sagte die Biologin
atemlos. »Also bewegen wir uns nicht mit
Überlichtgeschwindigkeit!«
»Warten wir ab!« Kapitän Bhugol sah mit
maskenhaftem Lächeln zum Ersten Offizier. Frangois hielt einen
Auswertungsstreifen in der Hand. Er schien jedoch seinen Augen nicht
zu trauen, denn er schüttelte fortwährend den Kopf.
»Nun, mein Junge?«
Frangois' Kopf ruckte nach oben. Er machte ein Gesicht, als wäre
er seinem eigenen Geist begegnet. Seine Augen schienen durch den
Kapitän hindurchzusehen.
»Das ... das gibt es doch gar nicht!« stammelte er.
Aissa spürte, wie alles Blut aus seinem Gesicht wich. Seine
Handflächen wurden kalt und feucht. Schmerzhaft schlug das Herz
bis zum Hals. Nur mühsam zwang er sich dazu, geduldig zu warten.
Endlich vermochte Petit weiterzusprechen. Seine Worte waren
allerdings kaum zu verstehen.
»Unsere Relativgeschwindigkeit zu den Leitsternbildern
beträgt - zehnmillionenfache LG... !«
Aissa schloß die Augen.
Er versuchte sich vorzustellen, wie das Phänomen zustande
kam. Die LANCET
befand sich innerhalb des Normalraums. Soviel stand fest. Es
schien aber auch festzustehen, daß sie sich mit
zehnmillionenfacher Lichtgeschwindigkeit durch die Galaxis bewegte.
Das waren zwei Unmöglichkeiten. Die dritte Unmöglichkeit
bestand darin, daß der geortete Planet ebenfalls von dem
Phänomen betroffen wurde ...
Wortlos nahm Kapitän Bhugol den Auswertungsstreifen entgegen
und studierte die Werte. Allmählich entspannte er sich. Ein
Zusammentreffen so vieler Unmöglichkeiten war unwahrscheinlich.
Er befahl Sam, den Wahrscheinlichkeitsgrad der Phänomene von
der Positronik durchrechnen zu lassen. Danach befahl er Ben zur
Zentrale, damit er die Meßinstrumente überprüfe.
Unterdessen hatte Frangois eine weitere Beobachtung gemacht, die
ebenso unwahrscheinlich erschien wie alle vorhergehenden.
Aissas Gesicht wurde grau, als Frangois berichtete.
»Ich entsinne mich, daß die Taster eine
Wärmeausstrahlung des Planeten registrierten, Frangois. Du hast
recht, es erscheint unwahrscheinlich, daß ein Planet mitten im
leeren Raum konstante Wärmewerte zeigt, ohne von einer Sonne
beschienen zu werden. Wie hoch, sagtest du, sei die
Oberflächentemperatur?«
»Konstant zweiundzwanzig Grad Celsius.«
Aissa dachte nach.
Zweiundzwanzig Grad Celsius war eine geradezu ideale Temperatur
für die Existenz von
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