PR TB 026 Die Fischer Des Universums
richtig, wenn da nicht etwas
anderes wäre. Wurgh wollte Anna zu seiner Partnerin machen.
Dabei ist sie nicht viel kleiner als ich. Oder besser umgekehrt: Sie
mußte Wurgh ebenso als Riesin erscheinen wie ich seinen
Rassegenossen als Riese erscheine.«
»Wohin sind wir nur geraten!« Frangois stöhnte.
»Die Thutas können doch nicht einmal so und einmal so
empfinden!«
»Beruhige dich«, sagte Aissa trocken, »dort
kommt soeben die Lösung anmarschiert.« Er deutete nach
rechts, in die Richtung des großen Zentralgebäudes.
Eine Tür hatte sich in der scheinbar fugenlosen Wand
geöffnet. Die einzelne Person war bereits einige Meter davon
entfernt und näherte sich mit langsamen, unbeholfen wirkenden
Schritten.
»Sie haben recht, Sir«, tönte Bens Stimme aus dem
Telekom. »Die Frau löst das Problem für uns.«
Es handelte sich tatsächlich um eine Frau.
Sie war bedeutend größer als die männlichen
Thutas, mindestens 1,80 Meter groß, schätzte Aissa. Aber
eine andere Eigenschaft unterschied sie noch krasser von den Zwergen.
Sie war unglaublich dick, und der lose hängende,
halbdurchsichtige Umhang hob ihre Speckwülste eher noch hervor,
als daß er sie verhüllte. Bei jedem Schritt gerieten die
Fleischmassen in zitternde Bewegung. Aissa spürte, wie sich eine
Gänsehaut auf seinem Körper bildete. Er stöhnte
unterdrückt. Wäre die Frau völlig nichthumanoid
gewesen, er hätte ihren Anblick ungerührt ertragen. Doch so
glich sie völlig einem menschlichen Wesen - nur war sie das
genaue Gegenteil des terranischen Schönheitsideals.
Für eine halbe Minute waren Aissa und Frangois unfähig
zu handeln.
Ben dagegen blieb völlig unberührt. Er stufte die
Thuta-Frau zwar als häßlich im terranischen Sinne ein,
aber er besaß keinen Gefühlssektor, der gegen den Anblick
revoltieren konnte. Dagegen erkannte er fast mit der Intuition eines
Heiratsschwindlers seine Chancen.
Mit beinahe graziöser Bewegung drehte er sich um. Dann
marschierte er federnd der Frau entgegen.
Frangois begann nervös zu kichern.
»Du lieber Himmel! So etwa muß es aussehen, wenn ein
Auerhahn eine Riesenqualle umbalzt, Hat dieser Roboter denn keine
Spur von Geschmack!«
Aissa lächelte. Er hatte sich wieder in der Gewalt. Nachdem
die Außenmikrophone einreguliert waren, zündete er sich
seelenruhig eine Zigarette an. Draußen war Ben bei der
Thuta-Schönen angelangt. Er verbeugte sich mit vollendeter
Eleganz. Jedes sein er Worte war deutlich innerhalb des Shifts zu
hören. Die Frau antwortete ihm. Allerdings sprach sie nicht
Terranisch.
Im ersten Augenblick wunderte sich Aissa darüber. Doch dann
sagte er sich, daß nur Wurghs Androind im Schiff gewesen war
und die Sprache der Menschen analysiert hatte. Daß er seine
Kenntnis nicht weitergab, ließ einen weiteren Schluß
aufdie Psyche derThutas zu. Diese Leute mußten ausgeprägte
Individualisten sein.
Aissa schaltete den Translator synchron mit dem Telekom.
Draußen mußte Ben das gleiche mit seinem eingebauten
Translator getan haben. Jedenfalls benutzte erjetzt die
Thuta-Sprache, und die Frau schien ihn zu verstehen.
»Ein ausgesprochener Charmeur!« rief Frangois voller
ehrlicher Bewunderung aus. Doch dann verfinsterte sich sein Gesicht.
»Er soll es nur nicht wagen, mit Anna genauso umzuspringen!«
Bhugol nahm sich im stillen vor, mit Frangois bald ein ernstes
Wort zu reden. Der leichtentflammbare Franzose konnte eine Gefahr für
den Zusammenhalt des Teams werden, wenn er sich in die Biologin
verliebte. Nach Aissas Meinung gehörte Liebe nicht in den
Weltraum und schon gar nicht in ein kleines Kontaktschiff.
»Horghida heißt sie«, murmelte Frangois. »Auch
Wurgh hatte Anna gegenüber etwas von Horghida erwähnt.«
»Ich erinnere mich«, erwiderte Aissa. Sein dunkles
Gesicht glänzte vor Freude darüber, daß er Frangois
einen kleinen Seitenhieb verpassen konnte. »Und er sagte, daß
Anna nicht so schön wäre wie Horghida ... «
Frangois wurde rot wie ein ertappter Schuljunge.
Ben hatte sich unterdessen wieder von der Schönen abgewandt.
Er packte vier Thuta-Männer zugleich und hob sie mit
ausgestreckten Armen hoch. Horghida gluckste vor Vergnügen.
Bhugol dagegen vermochte dem Verlauf der Ereignisse plötzlich
keine heitere Seite mehr abzugewinnen. Immer öfter sah er auf
die Uhr. Instinktiv fühlte er, daß sie ihre Zeit nutzlos
vertaten. Diese Horghida wußte bestimmt nichts von einer
hyperdimensionalen Energieblase. Aus der Unterhaltung zwischen ihr
und Ben
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