PR TB 026 Die Fischer Des Universums
folgen
vermochte.
»Helme schließen!« befahl Aissa. Seine Stimme
klang rauh und fremd. Doch obwohl
erwußte, daß es nun aufTod und Leben ging, zitterten
seine Hände nicht.
Anna dagegen bebte am ganzen Körper. Frangois ging zu ihr
hinüber und half ihr beim Schließen des Helms.
»Noch zehn Sekunden!«
»Überlebensautomatik ein!« ordnete Aissa an.
Er warf einen Blick zu Anna. Die Biologin war fest angeschnallt.
Unter der Sichtscheibe des Druckhelms schimmerte matt ihr blasses
Gesicht. Befriedigt registrierte Aissa, daß die
Überlebensautomatik ihren Kontursessel in die Horizontale
brachte und sich der Prallschirm über ihren Körper spannte.
Erst dann schaltete auch er seine Überlebensautomatik ein.
Durch den Prallschirm hindurch sah er die aufrecht stehende
Gestalt Bens etwas verschwommen. Die Arbeitsgeräusche des
Schiffes sanken zu einem dumpfen Murmeln herab. Die Verständigung
erfolgte ausschließlich über die Helmsender.
»Achtung ...!« klang Bens Stimme an sein Ohr. »jetzt!«
Von den Schirmen verschwanden die verzerrten Bilder des
Normaluniversums. Im ersten Augenblick glaubte Aissa, das Manöver
wäre geglückt.
Doch dann erstarrte er in plötzlichem Entsetzen.
Hellgrünes Leuchten erfüllte übergangslos die
Bildschirme der Normaloptik. Doch es blieb nicht draußen.
Unaufhaltsam drang es durch den eingeschalteten Schutzschirm und
durch die Terkonitwände der Außenhülle. Im Bruchteil
einer Sekunde war es überall.
Aissa wollte schreien. Doch er brachte keinen Ton aus seiner
Kehle.
Mit weit aufgerissenen Augen starrte er den Roboter an. Ben stand
noch immer an seinem Platz. Er wandte Aissa den Rücken zu, und
eigentlich hätte man die Kontroll-Tastatur unmittelbar vor ihm
nicht sehen dürfen.
Aber Aissa sah die Tastatur und die Anzeigen dahinter so klar, als
blickte er durch Kristallglas. Er konnte auch den Roboter erkennen,
jedoch nur die etwas dunkleren Umrisse der Positronikhülle, des
Fusionsmeilers und der Hauptleitungen.
Ben bewegte sich nicht. Aissa fragte sich, Ob der Roboter
ausgefallen sei. Irgendein rätselhafter Einfluß mußte
ihn stillgelegt haben. Er nahm an, daß Ben gar nicht mehr
wirklich existierte, sondern nur noch ein schemenhafter Eindruck an
seine verflossene Existenz erinnerte.
Doch diese Meinung schwand dahin, als er seine Hände sah.
Er konnte durch sie hindurchsehen wie durch den Roboter!
Aber er existierte! Er wußte, daß er nicht nur einen
schemenhaften Eindruck von sich sah, sondern sich selbst. Andernfalls
hätte er nicht mehr denken können.
Aissa wollte die Hand ausstrecken, um seine Anschnallgurte zu
lösen. Doch seine Hand bewegte sich keinen Millimeter aufdas
Sammelschloß zu. Es schien, als erreichte der Willensimpuls die
Nerven seiner Hand überhaupt nicht. Er versuchte, den Kopf zu
drehen, um nach den anderen zu sehen. Nichts! Wehrlos, starr und
durchsichtig lag er in seinem Kontursessel, umgeben von einem alles
erfüllenden grünen Licht. Er fühlte keinen
körperlichen Schmerz. Es war, als besäße er keinen
Körper mehr - und dennoch konnte er seine Hände sehen.
Aber gehörten sie überhaupt noch zu seinem Körper?
Er wollte seine Füße betrachten. Es gelang ihm nicht.
Da erst bemerkte Aissa, daß auch die Augenmuskeln seinem Willen
nicht mehr gehorchten. Das, was er von Ben, von den Bildschirmen und
sich selbst sehen konnte, befand sich innerhalb eines
unveränderlichen Blickwinkels.
Aus! dachte er.
Endgültig vorbei!
Aissa war gewiß nicht die Natur, die vorzeitig aufgab.
Andererseits kannte er die Grenzen seiner Möglichkeiten genau.
Er wußte, daß es sinnlos gewesen wäre, sich gegen
das Schicksal aufzubäumen, wenn ihm sein Körper nicht mehr
gehorchte.
Eine tiefe Stille erfüllte ihn. Die Stille kam nicht nur von
außen, von dem grünen Licht, das alle Wahrnehmungen
schluckte außer den optischen. Sie kam gleichermaßen von
innen, aus der Tiefe der Seele.
Aissa betete, doch erflehte nicht um Errettung.
Seine Gedanken waren schon so weit von der Wirklichkeit entfernt,
daß er das Schwinden des grünen Lichts nicht bemerkt
hätte, wäre es nicht von einem anderen Effekt begleitet
gewesen. Erst nach geraumer Zeit nahm er bewußt das
hintergründige Murmeln wahr - das Geräusch der
Schiffsmaschinen!
Mit einem Seufzer richtete er sich auf und sah sich verständnislos
um.
Alles war so, wie es vor Beginn des Linearmanövers gewesen
war.
Aissa schaltete die Überlebensautomatik ab. Sofort stürzte
die Geräuschkulisse des
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