PR TB 030 Der Schlüssel Zur Anderen Welt
daß er als Schiffskapitän
selbst genügend medizinische Kenntnisse besäße, um
Miß Ragsor helfen zu können. Sein letzter
Zehn-Solar-Schein diente dem Mann als ausreichender Beweis dafür,
und eine halbe Minute später befanden sich Tami und Guy allein
im Wohnzimmer der Zaliterin.
Guy drehte Tami, die auf der breiten Couch lag, mit dem Gesicht
nach unten. Mit seinen medizinischen Kenntnissen war es,
konventionell betrachtet, nicht weit her. Doch vor einigen Jahren
hatte er eine besondere Art der Behandlung bei den Priestern von
Jaggid gelernt. Es handelte sich um eine gezielte Massage, bei der
bestimmte Nerven und Nervengruppen gereizt wurden und indirekt auf
die Erregungskreise des Gehirns wirkten. Besonders regte diese
Methode den sogenannten Hypothalamus an, eine Region am Boden des
Gehirns, von der her fast alle vegetativen Funktionen des Gehirns,
also Kreislauf, Atmung, Wasserhaushalt, Temperatur, Hunger, Durst und
Sexualfunktionen, stark beeinflußbar sind. Der Kapitän
hatte jene Methode außerhalb von Jaggid noch nie praktisch
erprobt; er hoffte jedoch, bei diesem Fall schwacher Schocklähmung
rasch zum Ziel zu kommen.
Seine Finger kreisten und kneteten über Nacken, Hinterhaupt,
Schläfen und Augen. Danach setzte er die Massage entlang der
Wirbelsäule fort, und nach einer Viertelstunde zeigte sich der
Erfolg.
Tami Ragsor erwachte fast schlagartig zu vollem Bewußtsein.
Rasch wählte Guy Nelson am Getränkeautomaten eine Flasche
Whisky und flößte der Zaliterin ein Glas voll ein.
Dann setzte er sich neben ihr nieder und faßte ihre Hände.
Sie lächelte ihn dankbar an, aber Guy wollte etwas mehr als
Dankbarkeit - er wollte Wissen.
„Was wollte der Fremde von Ihnen?” fragte er.
Tami zuckte zusammen.
„Wo … wo ist er?” fragte sie furchtsam. „Er
wird wiederkommen, Guy!”
„Tote kommen nicht wieder!” antwortete Guy Nelson
brutal. „Aber die Polizei wird wissen wollen, warum er Sie
überfiel, und es wäre gut, wenn Sie mir vorher einiges
darüber erzählten.”
„Oh!” Die Zaliterin wurde blaß. Ihre Lippen
bebten. Guy verspürte das Bedürfnis, sie zu beruhigen. Er
umfaßte ihre Schultern und strich ihr sanft übers Haar.
Plötzlich fand er sich in ihren Armen wieder - und ihre
Lippen gaben seinen Mund erst nach langer Zeit wieder frei. Total
verwirrt löste sich Guy von Tami. Er spürte sein Blut
rascher durch die Adern fließen als sonst und hatte Mühe,
einen klaren Kopf zu behalten.
„Du hast noch nicht geantwortet, Tami!” stieß er
heiser vor Erregung hervor.
Die Zaliterin lächelte wehmütig.
„War das keine Antwort, Guy?”
Unwillig schüttelte Nelson ihre Arme ab und sprang auf. Er
schritt unruhig im Zimmer auf und ab, bis er seine Fassung
wiedergefunden hatte.
„Ich fürchte, du steckst in einer Sache, die dir über
den Kopf wachsen wird. Es wäre besser,
mir reinen Wein einzuschenken.”
„Gerade das wäre falsch!” Tami richtete sich auf
und zündete sich eine Zigarette an. Dann schlug sie die Beine
übereinander und blickte Guy unter gesenkten Lidern hervor an.
„Du glaubst, du könntest es mit allem aufnehmen, Guy. Aber
zumindest in einem Fall irrst du dich. Wenn ich dir ,reinen Wein’
einschenke, wie du es wünschst, du würdest in dein
Verderben rennen.”
Guy Nelson knurrte unwillig und goß einen doppelten Whisky
in seine Kehle.
„Ein Nelson kann niemals in sein Verderben rennen. Der alte
Viscount Horatio zum Beispiel… “
„Ja, ja, ich weiß!” Tami lachte. „Trafalgar
und Abukir!”
„Gar nichts weißt du!” brauste Guy auf. „Wenn
du auf der glorreichen HER BRITANNIC MAJESTY mitgeflogen wärst,
als wir Uldwas’ Planeten in eine Sonne verwandelten und als wir das
Sternengefängnis im galaktischen Zentrum durchstießen …”
Die Zaliterin drückte ihre Zigarette aus, erhob sich und kam
mit schwingenden Hüften auf Guy zu. Der Kapitän wich
schrittweise zurück, aber sie erreichte ihn schließlich
doch und packte ihn an den Rockaufschlägen seiner Uniformjacke.
„Zum Teufel mit dem alten Horatio! Zum Teufel mit dem
Glorienschein der HER BRITANNIC MAJESTY! Nichts davon wird dich
retten, wenn du unvorbereitet nach Voodool kommst.”
„Voodool…?” fragte Guy entgeistert. „Woher
weißt du …? Ich … ich weiß ja selbst erst seit
anderthalb Stunden davon …”
Tami ließ ihn los.
„Du siehst, ich kenne mich ein wenig besser aus. Und ich
weiß: Wenn ich dich über den Überfall in der ,Blue
Galaxy’ aufkläre, dann rennst
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