PR TB 030 Der Schlüssel Zur Anderen Welt
Maschinenleitstand durch und
wartete, bis das Metallplastikgesicht des Roboters auf dem Bildschirm
erschien.
„George, du übernimmst sofort die Wache in der
Zentrale. Der Kapitän schläft, und ich gehe jetzt ebenfalls
in meine Kajüte. Sollte was Besonderes vorfallen, kannst du den
Kapitän wecken. Ich jedenfalls möchte nicht gestört
werden.”
„Dicke Luft!” kreischte Punch aus seiner Ecke.
Georges Augenzellen glühten heller.
„Es wird alles nach Ihrem Befehl erledigt, Madam.”
„Three cheers für the Queen!” gellte Punchs Stimme
durch die Zentrale. Im nächsten Augenblick mußte sich der
Kobold vor einer mit Wucht geschleuderten Terrine in Sicherheit
bringen. Er kroch unter einen Kontursitz und zeterte von dort: „Sei
brav, oder ich spuke wieder!”
Mabel Nelson wurde bleich und verließ eilends die Zentrale.
Kurz danach trat der Roboter ein und nahm auf dem Sitz des Kapitäns
Platz.
„So, du Gespenst”, sagte er zu Punch, „nun können
wir uns endlich einmal gemütlich unterhalten.”
Guy ließ das Panzerschott aufgleiten und spähte
vorsichtig in die Zentrale. Mabel war nicht da. Leise trat der
Kapitän ein. Verwundert rieb er sich über die Augen, als
sein Blick auf George und Punch fiel.
„Träume ich noch oder leide ich an Halluzinationen?”
murmelte er beklommen.
George und Punch hatten sich am Kartentisch niedergelassen. Der
Roboter stand vor dem Tisch, und der blaubepelzte Kobold kauerte auf
dem Tischrand. Zwischen beiden lag der schwimmende Kubus des
Video-Schach-Gerätes. Der Kubus war erleuchtet, und Guy konnte
den Stand des Spieles an der Stellung der Figuren ablesen.
Soeben betätigte George seine Spielschaltung. Die
Figurenstellung veränderte sich. „Schach!”
sagte der Roboter voller Genugtuung. „Guguh!” machte
Punch. Der kleine Kopf drehte sich hin und her. Die Finger zupften
scheinbar nervös in der silbrig schimmernden Mähne.
Guy Nelson stöhnte unterdrückt, als der Kobold ein Auge
zukniff und ihm zublinzelte. Aber es war nicht das Blinzeln, das ihn
fassungslos machte. Es war der Stand des Spieles.
Vierdimensionales Video-Schach war eine Abart des normalen
3-D-Schachspiels. Wie beim 3-D-Schachspiel war auch hier die
räumliche Anordnung dreidimensional. Erschwerend kam nur die
Zuordnung der vierten, der Zeitdimension, hinzu. Jeder Spieler hatte
dreißig Sekunden Zeit zu einem Zug. Zusätzlich aber
konnten während dieser Zeitspanne beliebig viele sogenannte
Zeitzüge getan werden. Die Zeitzüge wurden frühestens
nach dem übernächsten gegnerischen Zug wirksam. Daraus
ergaben sich mehr Probleme, als es bei flüchtiger Betrachtung
schien. Wer keine Sofort-Niederlage erleben wollte, mußte die
Zeitoder Verzögerungszüge so vorausberechnen, daß
keine der dafür ausgewählten eigenen Figuren vor dem
Einsatz vom Gegner weggenommen werden konnte. Wer auf diese Weise
mehr als einmal siegte, galt allgemein als Genie, was die
Beherrschung der Malampurschen Wahrscheinlichkeitsanalyse anbetraf.
Guy hatte vor Jahren mehrfach Siege errungen. Er wußte, wie
schwer die Beherrschung dieses Spiels war.
Und nun saßen ein Dienstroboter und ein Tier zusammen und
spielten vierdimensionales Video-Schach!
Punch hatte noch keinen Zug getan, als seine dreißig
Sekunden um waren. Dennoch veränderte sich plötzlich die
Figurenstellung.
„Matt!” kreischte der Kobold triumphierend.
Guy Nelson griff sich an die Kehle. Kopfschüttelnd
betrachtete er das Spiel. Punch hatte tatsächlich gesiegt. Das
konnte nur bedeuten, daß er die letzten Züge seines
Gegners so genial vorausgesehen hatte, daß er sie mit
entsprechenden Zeitzügen nicht nur kompensieren, sondern sogar
in einen eigenen Sieg umwandeln konnte.
Mit raschen Schritten trat er näher.
Punch hüpfte mit einem Satz vom Kartentisch und schrie:
„Achtung, der Chef kommt!”
Guy hatte sich inzwischen wieder gefaßt. Er verschränkte
die Arme vor der Brust und stellte sich vor George auf.
„Wer von euch beiden ist auf den Gedanken mit dem
Video-Schach gekommen?”
„Ich, Sir”, erwiderte George. „Ich wußte
nicht, daß wir das nicht durften. Verzeihen Sie bitte meine
Eigenmächtigkeit.”
„Du willst anscheinend nicht begreifen, was ich meine”,
sagte Guy streng. „Bist du dir nicht im klaren darüber,
daß ein Tier niemals vierdimensionales Video-Schach spielen
könnte -vorausgesetzt, es handelt sich tatsächlich um ein
Tier …?”
„Punch lernt eben schnell.”
„Unsinn, Punch ist kein Tier,
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