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PR TB 037 Die Macht Der Träumer

PR TB 037 Die Macht Der Träumer

Titel: PR TB 037 Die Macht Der Träumer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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nach einem kurzen Ausblick auf das
Paradies wieder in die Realwelt zurückgeschickt. Deshalb wurden
sie wahnsinnig. Das war der Grund, warum bei vielen von ihnen die
Organe einfach ihre Arbeit einstellten.
    Die Ärzte hatten das erkannt und mir mit der einzig möglichen
Therapie geholfen. Das heißt, sie hatten mir das Leben
gerettet. Aber wenn ich jetzt an die vergangenen vier Jahre
zurückdachte, konnte ich meinen Helfern nicht dankbar sein.
    Der Turm zog mich mit magischer Gewalt an. Er war das Produkt
eines intensiven Traumes. Die Wesen, die so etwas träumten,
mußten einen unvergleichlichen Sinn für die Reinheit der
Form, für die Komposition von Farben haben. Ihre Träume
waren wahrscheinlich mit keinem menschlichen Traum zu vergleichen.
Unwillkürlich dachte ich an meine eigenen Träume, diese
wirren Muster aus verborgenen Emotionen und vergangenen Erlebnissen.
Der Traum der Unbekannten war eine schöpferische Tat, er zeugte
von innerer Ausgeglichenheit und tiefempfundenem Frieden. Wir
Menschen konnten nur verwirrt vor dem Traumprodukt stehen.
    Ich fragte mich, warum ich diesmal keine Angst empfand, warum
dieses fürchterliche Bewußtsein eines unersetzlichen
Verlusts nicht zurückkehrte, das mich beim erstenmal fast um den
Verstand gebracht hatte. Besaß ich eine gewisse Immunität?
    Ich konnte den Turm ansehen und ihn bewundern. Ich konnte sogar,
bewußt oder unbewußt, daran denken, daß er
zusammenbrechen, sich auflösen und mit dem Staub davonwehen
würde. Diesen Gedanken hatten die Besatzungsmitglieder der
EX-133 nicht ertragen. Auch ich nicht. Unsere überstürzte
Flucht hatte sich aus der Erkenntnis heraus ergeben, daß der
Turm sich verflüchtigen würde wie alle Träume, und wir
hatten gewußt, daß keiner unserer Gedanken phantasievoll
genug sein konnte, um dieses bizarre Bild ins Gedächtnis
zurückzurufen, wenn es einmal der Vergangenheit angehörte.
    Ich spürte, wie meine Füße den Boden berührten.
Mit hängenden Schultern stand ich vor dem Turm. Er besaß
keinen Eingang, keine Fenster und keine Zinnen. Deshalb war die
Bezeichnung »Turm« auch nur eine stümperhafte
Bezeichnung dieses einmaligen Gebildes.
    Man kann eine unvergleichlich schöne Frau nicht einfach
dadurch würdigen, indem man ihr die Bezeichnung »Frau«
verleiht. Ein einziges Wort sagt zu wenig aus, es ist nicht mehr als
eine Katalogisierung, und es bleibt der Phantasie des einzelnen
überlassen, was er sich darunter vorstellt.
    Im erweiterten Sinn traf dies alles auf den Turm zu. Ich hätte
ihn auch als Monolith oder als Minarett bezeichnen können, ohne
seinem Aussehen besser gerecht zu werden.
    Der Turm schien in eine leuchtende Sphäre gehüllt zu
sein, es war die Strahlkraft der Farben auf seiner Außenfläche.
Obwohl das Gebilde scheinbar fest mit dem Boden verbunden war,
erweckte es den Eindruck der Schwerelosigkeit. Nirgends sah ich
scharfe Kanten oder Unterbrechungen in der Außenfläche.
Entweder waren keine vorhanden, oder die fließenden Farben
täuschten über sie hinweg.
    In diesem Augenblick fühlte ich mich mit den Träumern,
über deren Standort und Aussehen ich nichts wußte, auf
seltsame Weise verbunden. Ich gestehe, daß ich Tschato und die
anderen vollkommen vergessen hatte. Ihr Schicksal wäre, hätte
ich an sie gedacht, mir wahrscheinlich gleichgültig erschienen.
Ich war der Faszination des materiell gewordenen Traumes erlegen.
    Unfähig, zwischen Realität und Traum zu unterscheiden,
ging ich auf den Turm zu. Irgendwo in einem versteckten Winkel meines
Bewußtseins kämpfte ein letzter Rest Vernunft vergeblich
gegen den Einfluß des Unbekannten. Ich ging weiter, ohne mir
meiner mechanischen Körperbewegungen noch bewußt zu sein.
Ich spürte kaum noch, daß ich atmete.
    Ich erreichte den Leuchtkreis der Farben. Eingehüllt in
dieses unwirkliche Licht blieb ich stehen. Fanning mußte etwas
Ähnliches erlebt haben. Irgendwie hatte er es verstanden, ein
Stück Traummaterie über die Zeit der höchsten
Traumintensität hinweg zu retten. Von unserem Standpunkt aus war
Fanning zu einem Idioten geworden, aber wer wollte mit Sicherheit
sagen, daß der Kybernetiker mit dem Stück Kristall nicht
glücklich war?
    Ich dachte an die arbeitenden Roboter in den Bergen. Die
Erkenntnis traf mich wie ein Guß eiskalten Wassers.
    Fanning war vielleicht wahnsinnig. Er verstand jedoch noch immer
mehr als jeder andere von Positroniken. Fanning hatte einen Traum der
Eingeborenen erlebt. Es war nur natürlich, daß er

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