PR TB 038 Die Grenze Des Imperiums
arroganten Steinarbeiter bringe ich um!«
versprach Staigher. Er war fast außer sich und wollte Kelly
nachlaufen. Miriam ergriff seinen Arm und sagte halblaut:
»Halt, Mischa. Bleib hier. Er weiß nichts.«
Kelly stürmte den Hügel hinauf und nahm zwei Stufen auf
einmal, dann klopfte er hart an die rote Tür. »Komm
herein«, sagte Ashikaga. »Ich habe inzwischen erfahren,
was vorgefallen ist. Wirst du aufhören?«
Kelly blieb auf der Stelle stehen.
»Phantasierst du?« fragte er verblüfft, »habe
ich michjemals aufhalten lassen von solchen Ignoranten?«
»Nein, noch nicht. Und das ist gut so. Aber du bist
fürchterlich in deinem Zorn. Würde ein Kirschwasser helfen,
ein Kaffee und eine Zigarette?«
Kelly warf sich in einen Sessel und feuerte seinen Helm quer durch
den Raum. Die Halbkugel aus Kunststoff gab einen glockenähnlichen
Ton von sich, federte von der Säule der Duschkabine ab und
rollte zurück, direkt vor seine Füße. Kelly trat noch
einmal danach und war zufrieden, als der Helm unter der Liege
verschwand.
»Wenn man die Lebenskunst vollkommen gelernt hat, ist man
alt. Du ärgerst dich, also bist du noch jung. Hier ist der
Kaffee!«
Ashikaga lächelte und stellte die Tasse auf den Tisch.
»Danke, Takan«, sagte Kelly und gebrauchte diesen
Namen zum erstenmal auf diesem Planeten. Langsam beruhigte er sich.
Drei Tage lang schwebten die Verhältnisse, dann neigte sich
eine Schale der Waage. Und es warjene Schale, mit der Major Michail
Staigher belastet wurde. Von den fünfzehn erkrankten Männern
starben neun. Die Arbeit wurde unterbrochen, als man sie unter einer
Klippe, vierzig Kilometer vom Südostrand des Kontinents
entfernt, begrub. Kelly lief einen halben Tag ruhelos umher und
fühlte sich wie eine Gestalt aus der Apokalypse, aber dann
gelang es Ashikaga ein zweitesmal, ihn zu beruhigen. Ab diesem
Zeitpunkt wurde Kelly Morteen ruhig und blieb besonnen und
beobachtete Staigher und Traver mit den Augen eines Habichts. Er war
nicht gewillt, einen zweiten Anschlag auf sein Werk, auf Chorsabad zu
gestatten.
Jemand half ihm dabei, aber er wußte es nicht.
*
Die Arbeit ging weiter, und sie verlief in den folgenden zehn
Tagen absolut störungsfrei.
Die Fräsen beendeten ihre lange Wanderung und versammelten
sich in der geschwungenen Bucht, neben der Mündung des
fingerförmigen Einschnitts. Die Fabrik stieß pünktlichjede
Viertelstunde ein neues Bauteil aus, die Schwerlastgleiter brachten
es an die Stelle, und die doppelseitigen Grabenkräne paßten
das Stück ein.
Elektrische Rammen schlugen die einzelnen Stücke in die
Fassungen; Lichtbogen verschweißten den Monierstahl. Trupps von
besonders konstruierten Robots krochen in die Tunnels hinein, zogen
Schläuche mit großen Querschnitten hinter sich her und
versprühten Tonnen von schnelltrocknendem Kunststoff. Sie
überzogen den Schacht der Kanalisation mit einer spiegelglatten
Oberfläche, an der nichts anhängen konnte; die schwache
natürliche Neigung aller Kanäle sorgte dafür, daß
die Abwässer — in denen später verkleinerte Abfälle
schwimmen würden — sicher in der Aufbereitungsanlage
mündeten, die gerade erstellt wurde.
Eine kleine Fabrik, in der die Schmutzwasser über glühende
Röhren geleitet und augenblicklich verdampft wurden. Der Dampf,
chemisch reines Wasser nach zwei elektrostatischen Filtern, wurde in
eine unterirdische Höhle geblasen, dort abgekühlt und
verflüssigt, anschließend in einen Hochwasserbehälter
gepumpt, von dem die Stadt allein ein halbes Jahr leben konnte. Die
neun Tiefbrunnen, die bereitsjetzt funktionierten, würden allein
schon genügt haben.
Der Tunnel für die unterirdische Bahn war komplizierter.
Wieder sprühten die Robots Kunststoffschaum auf die glatten
Betonwände. Noch während oberirdisch Planierraupen das
ausgehobene Erdreich wieder in die seitlichen Räume schoben, es
mit Wasser durchsetzten und mit Schallrüttlern verdichteten,
trocknete der Schaum an. Er war Wärmeisolation und
Schalldämpfungsmittel gleichzeitig und erhielt nun einen
Farbüberzug aus glasähnlichem Material. Auf diese Weise
bekamjede zusammenhängende Strecke eine Farbe, die sie
kennzeichnete.
Der zweite Bauabschnitt liefhier an, der Ausbau der Bahnhöfe.
»Die Logistiker haben diesmal feine Arbeit geleistet«,
sagte Ashikaga und fuhr mit einem Fettstift den riesigen Aufriß
der untersten Ebene nach. Er verharrte an einem der neunundvierzig
Bahnhöfe und machte einen dicken Kreis.
»Bisjetzt«, sagte Kelly
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