PR TB 038 Die Grenze Des Imperiums
Nicht ganz drei Stunden später waren zwanzig
schwere Gleiter unterwegs, zweihundert Robots und siebzehn
Kontrolleure. Sie wunderten sich nicht wenig, aber Ashikaga tröstete
sie mit der Aussicht, daß dieses Restaurant in Kürze voll
funktionsfähig sein würde. Und das ausschließlich für
die Angehörigen der Baumannschaften, nicht für die
Pioniere.
Ashikaga saß noch nicht richtig in seinem Sessel, als es
wieder summte. Kelly stand vor der Tür und hielt eine
Kirschwasserflasche wie eine Keule in der Hand.
»Los«, sagte er, »gib es schon zu. Du kannst
noch immer nicht rechnen, obwohl du einige Semester Fertigbau
studiert hast.«
»Ganz richtig«, sagte Ashikaga. »Wovon sprecht
Ihr, Meister?«
Kelly warf sich erschöpft in einen Sessel und wischte sich
den Schweiß von der Stirn. Er war müde. Was ihm fehlte,
waren ein Bad, eine Kanne Kaffee und einige Gläser. Er flüchtete
zu Ashikaga, wo er alles zu finden hoffte.
»Sage einmal«, fragte er und zündete sich hastig
eine Zigarette an, »ist die Lust zur Improvisation plötzlich
in dich gefahren? Was soll das? Du ziehst den Bebauungsplan für
Bucht 83 um sieben Monate vor! Kannst du das erklären? Mich traf
schier der Schlag.«
»Höre gut zu, Freund Kelly«, sagte Ashikaga. »Wir
sind einer gewaltigen Sache auf der Spur. Azeema und ich haben das
Wochenendhaus eines Raumfahrers entdeckt, eines abergläubischen
Raumfahrers.« Kelly verzichtete auf eine Rückfrage und
hörte zu.
Ashikaga erzählte ihm alles, auch seine Vermutungen. Dann
stellte er das Wasser für den Kaffee auf und stellte die Gläser
auf den Tisch.
»Das ist einfach grotesk«, sagte Kelly. »Du
tippst auf Staigher und Miriam, nicht wahr?«
Ashikaga wiegte zögernd den Kopf.
»Sicher«, sagte er, »sie scheinen am stärksten
verdächtig. Aber nicht immer sind die Verdächtigten die
Täter. Was ist mit Ariman Serafian?«
»Er wird nicht mehr lange leben. Er tauchte heute mittag in
der Bauleitung auf, hielt mir einen Kilometer Listen unter die Nase
und behauptete mit allen Zeichen künstlicher Erregung, ich sei
ein Verschwender, was mich natürlich aufregte. Ich warf ihn
hinaus.«
Ashikaga lachte.
»Der Bursche ist so zäh wie das Leder, wonach er
riecht. Er kam wieder, mit drei Soldaten der Pionierabteilung. Sie
vollführten eine halbe Manöverübung, und Serafian wies
mir nach, daß ich meinen Etat bereits um zehntausend Solar
überzogen habe. Ich holte einen Komputer und rechnete ihm vor,
daß ich durch unser scharfes Tempo allein fast eine
Viertelmillion an Löhnen ersparen werde, bis die Großanlagen
fertig sind, ließ ihn stehen und gab ihm den Rat, sich bei
Miriam oder bei Staigher auszuweinen. Wenn die beiden Menschen da
morgen noch einen Vorstoß machen, sende ich einen Funkspruch an
Bull oder an Tifflor. Es gibt Grenzen für meinen Vorrat an
Geduld. Diese windigen Bürokraten; sie zählen die Ziegel,
aber die Stadt sehen sie nicht.«
»Wenn dujetzt hinübergingest zu dir und baden würdest,
kann ich fast garantieren, daß der Kaffee und das Abendessen
fertig sind, wenn du zurückkommst«, sagte Ashikaga. »Ich
habejemanden gefunden, der uns etwas aus dem Kasino holt.«
»Treuester meiner Freunde«, erwiderte Kelly, »ich
eile. Warte auf mich — ich bin in zehn Minuten
hier.«
»Eine Viertelstunde!« rief Ashikaga ihm nach.
Jeangeerd hat Aufsicht bei den Reparaturarbeiten, dachte Kelly,
als er sich auszog, unter die Dusche stellte und zuerst heiß
duschte, dann solange kalt, bis ihn die Haut schmerzte. Er trocknete
sich flüchtig ab, öffnete das Fenster und ließ das
Band mit denLully-Fanfaren ablaufen. Dann sprühte er sich Schaum
ins Gesicht, wartete sechzig Sekunden und sang bemerkenswert falsch
zur Musik mit, dann wischte er seinen Bart mit dem erstarrten Schaum
ab und nahm Rasierwasser. Er schlüpfte in ausgetretene
Leinenschuhe und eine hellbraune Leinenhose, dann suchte er in seinem
Schrank nach einem kurzen Hemd. Der Türsummer ertönte.
Kelly blickte durch den Raum und sah, daß die Verriegelung
offenstand.
»Wer immer draußen steht, herein!« rief er laut.
Die Tür öffnete sich, und Miriam Traver trat ein. Sie
blickte sich zuerst um, bemerkte dann Kelly und kam näher. Kelly
war erstaunt und zeigte es auch. Er ging auf die Ärztin zu, das
Hemd in den Händen und fragte:
»Was verschafft mir den Vorzug Ihres Besuchs, Madame?«
Sie blieb stehen. »Ich habe eine Frage und eine Bitte. Hören
Sie mir zu?«
»Ich dachte, wir wären spätestens seit
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