PR TB 042 Das Erbe Der Jahrtausende
sagte er.
»Also ein Viereck«, schlug Lyssa Fadrique vor.
»Ein Viereck mit einer Öffnung. Die Eingänge zu
den Hütten liegen alle zur Mitte. Aber es sind noch hundert
verschiedene Dinge zu bedenken. Wir kommen darauf, wenn wir bauen.
Welches Material?«
»Baumstämme, Holz, Moos und Lehm. Zweige und Flechtwerk
aus kleinen Ästen.«
»Richtig«, sagte Sherpa und nahm sein Vibromesser aus
der Satteltasche.
»Wir roden zuerst eine Lichtung. Die Bäume müssen
alle nach außen fallen, weil wir sie dort besser bearbeiten
können. Dann bleiben insgesamt vierundsechzig Bäume
stehen.«
»Je vier für eine Hütte?« fragte Roger
Paleao und überlegte, wie Sherpa den Bau meinte.
»Genau. Wir entscheiden uns hier für Baumhäuser.«
»Ich schlage vor, daß zehn Mann eine Gruppe bilden und
je ein Haus errichten«, sagte Sander Torrens und sah Sherpa
fragend an.
»Ja. Und zwar werde ich diese erste Gruppe einweisen. Die
anderen sehen nur zu und schlagen dann die Iglus auf. Wir brauchen
ungefähr zwei Tage, um eines der Häuser fertig zu haben.«
Sie gingen nach einem kräftigen Essen an die Arbeit.
Zuerst markierten sie ein Viereck. Dieses Viereck bestand aus
nebeneinanderliegenden Gruppen von je vier Bäumen, die
zueinander die richtigen Entfernungen besaßen. Alle anderen
Bäume wurden mit Kerben versehen. So, daß sie, wenn sie
fielen, stets vom Zentrum des Lagers aus niederbrachen.
Dann fällten sie mit den Ultraschallsägen und den
Vibromessern rund um eines der kleinen Vierecke sämtliche Bäume.
Der Wald hallte unter den Geräuschen der fallenden Stämme.
Tiere entwichen erschreckt aus dem Unterholz, flohen aus den
zitternden Ästen der hohen, glatten Stämme. Eine Stunde
später war das erste Baumviereck freigelegt.
Sherpa rannte zwischen seinen Schützlingen umher und zeigte
ihnen, wie man die Werkzeuge mit größtem Effekt einsetzen
konnte. Sie versammelten sich um die vier einzelnen Stämme.
»Raubtiere können bis zu vier Metern senkrecht
hochspringen. Der Boden eines Hauses muß also höher sein
als vier Meter. Wir nehmen eine Höhe von fünf Metern.«
»Eine Frage, Sherpa«, sagte Cristy Ximinez laut. »Wie
kommen wir, ohne zu fliegen, in diese Höhe?«
»Relativ einfach, Mädchen«, sagte Sherpa, »indem
wir ein Gerüst bauen, das insgesamt sechzehnmal zu verwenden ist
und nur einmalige Arbeit verursacht.«
Er erklärte ihnen, wie man schnell und mit wenigen Mitteln
eine feste Plattform bauen konnte. Sie schnitten Kerben und Fugen in
die Stämme und bauten zwischen die vier Seitenträger des
Hauses etwas, das aussah wie eine Treppe mit Absatz. Eineinhalb
Stunden später standen Sherpa und drei Kolonisten auf dem
Baugerüst.
»Jetzt kommt die Maßarbeit«, erklärte
Sherpa.
Die Stämme bewegten sich im Wind. Aus diesem Grund mußten
die Nuten eine bestimmte Form haben. Die Verbindungen mußten
haltbar, aber elastisch gebaut werden. Sherpa demonstrierte mit einer
der summenden Ultraschallsägen den Vorgang.
»Eine Plattform, die etwa auf jeder Seite eineinhalb Meter
über die senkrechten Stämme hinausragt. Vier Balken,
ungeschält, die sich an den Schnittpunkten kreuzen und mit
breiten Bändern aus praktisch unzerreißbaren Lianen
gehalten werden.«
Sie zersägten einen langen Stamm in vier Teile, je acht Meter
lang. Dann wurden diese Teile hochgeschleppt und eingepaßt. Ein
Rahmen umgab jetzt, sicher eingebaut und abgesteift, die beiden Paare
von Stämmen.
»Ganz klar«, sagte Beada Ferrer und wog das schwere
Vibromesser in der Hand, »darauf kommt jetzt eine Lage von
Bohlen, die nebeneinander liegen. Die Fugen werden mit Lehm,
vermischt mit unseren Sägespänen, ausgekleidet.«
Sherpa lachte.
»Kluges Kind! Genauso machen wir es.«
Als die Nacht kam, hatten sie eine Plattform fertig. Sie erhob
sich in fünf Metern Höhe, wiegte sich rhythmisch im Wind
und hielt mindestens zehn Jahre, wenn nicht ein Orkan die vier
senkrechten Träger entwurzelte. Eine breite Leiter aus längs
durchgeschnittenen Stämmen geringen Durchmessers führte vom
Zentrum des geplanten Dorf Vierecks hinauf. Die Fugen waren mit Lehm
und Spänen, altem und trockenem Laub und mit Moos ausgefüllt.
Ein kleiner Herd aus Lehmziegel, die in dem Feuer glasiert und
ausgetrocknet wurden, stand auch schon; er befand sich an der
Außenseite des unfertigen Hauses.
Während am nächsten Tag die zweite Gruppe die
Grundarbeiten für ein zweites Baumhaus ausführte, sah die
dritte zu, wie das Haus fertiggestellt wurde. Die
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