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PR TB 042 Das Erbe Der Jahrtausende

PR TB 042 Das Erbe Der Jahrtausende

Titel: PR TB 042 Das Erbe Der Jahrtausende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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daß jegliche Art von Zwang, den
er sich selbst auferlegte, die Fieberanfälle der
Gleichgültigkeit durchstehen ließ.
    Also richtete er sich nach dieser Erkenntnis.
    Er ritt und hoffte auf Dinge, die ihm das Handeln erleichtern
würden, indem sie auf ihn zukamen und ihn zwangen, etwas zu tun,
das ihn vergessen ließ. Der Pfad, auf dem er sich fortbewegte,
war schmal und zeigte nur die Spuren von Tieren. Aber hin und wieder
erkannte er die untrüglichen Zeichen dafür, daß hier
vor nicht allzulanger Zeit Menschen gezogen waren: Jäger. Die
zerschnittenen Zweige dicht vor seinen Augen sagten ihm, daß
sie von Speerspitzen stammten, deren Schäfte die Jäger auf
der Schulter getragen hatten.
    Der Wald verschluckte ihn. Hinter ihm verklang das Brummen der
Schallsägen.
    Jeder Mann, der einsam ist und ein schweres Problem mit sich
herumschleppt wie ein Geschwür, versucht, sich dieses Problems
zu entledigen. Er wird seinen gesamten Verstand einsetzen, um das,
was ihn bewegt, zu analysieren, zu zergliedern und durch die Arbeit
der Gedanken die Lösung herbeizuführen. Er wird tun, was er
vermag.
    Für Sherpa war dies alles alt... fast schon Gewohnheit. Eine
Gewohnheit, die er verfluchte und verachtete.
    Er hatte bisher in seinem Leben, das nun schon fünfundvierzig
Jahre dauerte, viele Probleme gelöst. Probleme des Verstandes
und solche des Herzens. Die des Verstandes waren, so schwer sie auch
wogen, verhältnismäßig leicht zu beseitigen - sie
lösten sich unter dem Zugriff der Logik und der Verwertung
erworbenen Wissens auf. Und im Laufe der Jahre hatte er für den
Rest seiner Probleme ein Verfahren festgelegt, das bisher stets
genutzt hatte; vorzüglich und ausschließlich. Es war die
Methode des feinverteilten Masochismus.
    Je länger und öfter, wußte Sherpa Carmichael, der
scheinbar schläfrig im Sattel des darcan hockte und den Pfad
entlangritt, je öfter man sich selbst mit dem Gegenstand seiner
inneren Verzweiflung konfrontierte und ihn von allen nur möglichen
Seiten verglich und ansah, desto genauer lernte man ihn kennen. Der
Schmerz der Erkenntnis, jedesmal neu entfacht, wurde, so zu einer
Dauereinrichtung. Dinge, die dauernd geschehen, stumpfen ab.
Gegenstände und Menschen, die noch vor Jahren gehaßt,
gefürchtet oder geliebt worden waren, verblaßten unter der
Vielzahl neuer Betrachtungspunkte. Und am Ende waren sie nichts mehr
wert - nichts, das noch zählte.
    Ein Bild, dessen graue, beschmutzte Rückseite man kannte,
verblaßte in den Farben und verlor an Wirkung. Ein Mensch, den
man geliebt hatte, verkümmerte unter den Gedanken an seine
Fehler zu einem verdorrten Nichts. Zwar schmerzte jedesmal aufs neue
der Gedanke daran, aber der Schmerz, zu oft beschworen, verlor seine
Wirkung. Und eines Tages war man von allem frei und bereit, eine
neue, womöglich noch größere Torheit zu begehen.
    Sherpa lachte heiser auf und richtete sich im Sattel auf.
    »Verdammt!« knurrte er und betrachtete den
schimmernden Gegenstand über seiner großen Armbanduhr. Der
Minikom schwieg. Er hatte mindestens fünfundzwanzigmal die Hand
ausgestreckt, um den Knopf zu drücken und McQuiston zu rufen,
aber fünfundzwanzigmal war er zurückgeschreckt, meist im
letzten Moment, Millimeter vom Knopf entfernt.
    Das Tier blieb stehen, als Sherpa den Zügel bewegte.
    Er schob langsam den Stoff seiner leichten Jacke zurück und
starrte auf den kleinen Lautsprecher, das unsichtbar eingebaute
Mikrophon. Die winzige Lampe blickte ihn hoffnungsvoll an, wie ein
Auge Satans. Er streckte langsam die rechte Hand aus und umklammerte
sein linkes Handgelenk, dann bewegten sich die Finger tastend über
den Ärmel. Der Zeigefinger schwebte zitternd über dem
Knopf.
    »VASCO DA GAMA«, sagte Sherpa tonlos und ließ
den linken Arm fallen.
    Der darcan fauchte erschreckt auf und begann zu traben, als Sherpa
ihm die Absätze in die Weichen rammte. Sie ritten schneller und
schneller und fegten den Pfad entlang, als könnte der Mann
seinen Gedanken entfliehen. Wieder einmal hatte er gesiegt. Eine
Viertelstunde später war er am Fluß.
    Unter den Hufen wurde der feine Kies des Hochwasserbettes
meterweit geschleudert und prasselte zurück. Sherpa stob hinaus
in das grelle Sonnenlicht, riß das Tier herum und galoppierte
flußaufwärts. Ein Kilometer, ein zweiter..
    Dann fing er sich wieder und ließ den darcan in Schritt
gehen.
    Rechts neben ihm war der Fluß, der, verglichen mit dem
breiten Strom des Delta, sehr schmal schien und sehr reißend
war. Vor

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