PR TB 042 Das Erbe Der Jahrtausende
Westseite erhielt
ein steil abfallendes Dach, das auf der Ostseite flach verlief und
weit ins Zentrum hineinragte. Am Fuß der vier Stämme
wurden dicke Teller aus gebranntem Lehm angebracht, deren Außenseiten
man in angewärmtes Baumharz gelegt hatte. Das gleiche geschah in
etwa zehn Metern Höhe über dem Dach. Insekten, die nicht
flogen, Schlangen und ähnliche unerwünschte Tiere wurden
durch die Leimteller vom Haus ferngehalten. Und der Geruch stieß
Raubtiere ab.
Das Dach wurde von unten nach oben mit flachen Büscheln alter
Blätter gedeckt; sie wurden mit Pflanzenfasern zusammengebunden
und an die Querleisten befestigt. Die Seitenwände bestanden aus
dünnen Ästen, die übereinanderlagen und durch zwei
Leisten gehalten wurden. Am Abend des zweiten Tages wurde das erste
Haus eingeweiht.
Es gab frischen Braten, und zwei Krüge des leichten Weines,
den Dembele ihnen mitgegeben hatte, gingen im Kreis herum.
»Innerhalb eines terranischen Monats können dreißig
Mann diese Siedlung fertigstellen«, sagte Sherpa. »Die
Techniken beherrschen die meisten von euch, aber das Verfahren ist
natürlich variabel. Denkt daran, wie man mit gleicher
Geschwindigkeit eine Stadt in felsigem Gelände bauen kann.«
Spät nachts zogen die drei Wachen auf, und zwei Männer -
Jean Torien und Bill Aaken - schliefen die erste Nacht dort oben. Am
nächsten Morgen, nach dem langen Frühstück, rief
Sherpa seine Mannschaft herbei und stand auf.
»Freunde«, sagte er laut. »Wir haben einiges
geschafft und vieles gelernt. Wir sind von Port McKinley aus in einem
riesigen Bogen durch die Wälder geritten und haben ein Großteil
unserer Strecke hinter uns gebracht.
Unser Ziel ist nicht erreicht.
Wir sind, weil wir ständig diese Übungen einschoben,
vermutlich ein halbes Hundert Tage hinter Falkayn zurückgeblieben.
Er hatte zwar ein Jahr lang Zeit, uns zu entkommen, aber er reist
langsam, läßt sich Zeit und muß seinen Weg suchen.
Wir haben es leichter, weil wir nur ihn zu suchen brauchen. Aus
diesem Grund werde ich euch verlassen.«
»Höre ich richtig?« fragte Marion Tyrins
verblüfft. »Sherpa läßt uns allein in den
endlosen Wäldern?«
Sherpa lächelte und entgegnete:
»Nur für ein paar Tage. Ich weiß nicht, ob es
zehn Tage sind oder weniger - oder mehr. Ich reite entlang des
Flusses stromaufwärts. Vermutlich treffe ich innerhalb kurzer
Zeit auf dieses Fischerdorf. Ich frage nur nach Falkayn. Aber für
euch ändert sich nichts.«
»Wir sollen also diese Baumstadt fertigstellen?«
»Ja. Ihr wißt vielleicht, daß von diesen
vierhundert Tagen alles für euch abhängt. Ich schreibe in
dreihundert Tagen lange Beurteilungen, nach denen euer Rang auf der
neuen Welt festgesetzt wird. Zwei von euch sind für den Posten
des Kolonistenvertreters vorgesehen. Sie werden im Amt bestätigt
oder abgewählt, wenn die Bevölkerung der neuen Welt so
zahlreich ist, daß sich eine demokratisch ausgerichtete Wahl
lohnt. Strengt euch also an. Das soll nun nicht heißen, daß
ich lauter Klassenbeste heranzüchten will. Ich komme in einigen
Tagen zurück und hätte gern, daß hier eine neue
Siedlung entstanden ist. Außerdem könnt ihr den Sender
aufbauen, die Geräte anschließen und warten. Wenn ich
zurück bin, funken wir Port McKinley unsere Fortschritte. Sie
schicken dann eine Space-Jet los, die entweder landet oder unsere
Post abwirft. Klar?«
Torrens grinste und deutete nach oben.
»Du groß Jäger ich Freund. Du viel arbeiten
hurtighurtig, dann fallen groß Geschenk vom Himmel,
savvy?«
»Yessir, yessir«, antwortete Sherpa und setzte eine
Zigarre in Brand. »Geschenk ihm lohnen groß Anstrengung.«
»Paßt auf«, sagte Roger Paleao und wandte sich
an seine Kameraden. »Wir bekommen alle lauter ausgesucht gute
Beurteilungen, wenn noch alle Hütten stehen, sobald der Chef
zurückkommt. Bringst du uns auch etwas mit vom Ausflug?«
»Sicher«, sagte Sherpa. »Vermutlich eine eminent
ansteckende Krankheit.«
»Ausgezeichnet!« erwiderte Pilar Accarti.
Eine Stunde später war Sherpa Carmichael wieder unterwegs. Er
ritt Julian, den ausgeruhteren der beiden darcani, trug nur wenig
Gepäck mit sich und seine sämtlichen Waffen. Er war nicht
nur wegen der Fischer geritten und wegen der Überlegung, daß
die Kolonisten sich selbst überlassen bleiben sollten, sondern
wegen der Flut der Gleichgültigkeit, die ihre ersten Ausläufer
wieder einmal nach ihm ausstreckte. In den vergangenen hundert Tagen
hatte er die Erfahrung gemacht,
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