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PR TB 042 Das Erbe Der Jahrtausende

PR TB 042 Das Erbe Der Jahrtausende

Titel: PR TB 042 Das Erbe Der Jahrtausende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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Freund Nico.
    Sherpa las den Brief dreimal durch, freute sich darüber und
warf ihn dann mit der Kassette ins Feuer. Schmorend und stinkend
brannte der Kunststoff.
    Der zweite Brief kam von Alissar.
    Sherpa zögerte, ihn zu öffnen. Er hatte wenig
Illusionen, und er fürchtete sich davor, etwas lesen zu müssen,
das ihn noch tiefer verwunden würde als alle die Ereignisse der
letzten Zeit. Dann schüttelte er den Kopf und brach den Brief
auf.
    Alissars Schrift, noch vor hundert Tagen eckig und ungelenk, war
inzwischen geschliffen und klar. Sherpa fühlte wieder das
unbegreifliche Gefühl des Staunens, das ihn bei manchen ihrer
Bemerkungen ergriffen hatte - damals.
    Er las:
    Weißer Mann Sherpa!
    Er stellte fest, daß sie Interkosmo schrieb.
    Ich bin jetzt hier - in Newport Beach, California, Terra/Sol - und
weiß vor Eindrücken nicht, wo ich anfangen soll, womit ich
anfangen soll. Zunächst danke ich Dir, daß Du mir
ermöglicht hast, hierherzukommen und alles zu erleben, was ich
inzwischen erlebt habe. Hier im Heim habe ich ein Zimmer für
mich allein mit einer Million von Knöpfen und Tasten, die mich
jeden Morgen verwirren, weil dann Dinge zu summen, zu leuchten und zu
klappern anfangen. Das Essen ist vorzüglich, und die Ausbilder,
die wir haben, sind von einer unendlichen Geduld; es sind meist
Robotapparaturen für die verschiedensten Zwecke. Ich habe mich
nach langen Beratungen entschlossen, mich hier als Kontaktperson
ausbilden zu lassen. Wahrscheinlich schaffe ich es nicht in den
vierhundert Tagen...
    Sherpa drehte das hauchdünne Kunststoffblatt um und las
weiter. Alissar schrieb über ihre Arbeit, über
    die anderen Mädchen, die sich hier befanden und aus allen
Teilen der Galaxis stammten, über den Eindruck, den ein Ausflug
nach Terrania auf die Mädchen und sie gemacht hatte, über
die Aussicht, in einem der Experimentalschiffe mitzufliegen, als
Kadett, über die Aussicht, zurückzukehren nach Eight
Wombats.
    Der Brief schloß:
    ... natürlich wirst Du jetzt eine Reihe von Fragen haben und
eine Reihe von wilden Vermutungen. Nachdem ich einen kleinen Einblick
in das komplizierte Getriebe aller der Dinge bekommen durfte, die
Dich lebenslang umgaben und mich nicht, weiß ich Deinen
verzweifelten Kampf erst richtig zu würdigen. Es wäre
unfair und unserer nicht würdig, zu lügen. Ich lege also
alles in Deine Hände und weiß, daß Du in einiger
Zeit, die für uns beide sehr schnell vergehen dürfte, hier
stehen wirst, wieder in Deiner Uniform, die Du ja eigentlich niemals
ausgezogen hast. Nico kümmert sich, solange sein Schiff noch
nicht gestartet ist, rührend um mich. Wir beide werden sehr viel
Kraft brauchen und sehr viel Glück, und ich liebe Dich.
    Alissar Ashdar.
    Der nächste Morgen, elf Uhr, wischte etwas von den Eindrücken
der Nacht weg; nicht alle indes. Sherpa wußte, daß ihm
niemals wieder das unbefangene, einfache Mädchen aus den Wäldern
gegenüberstehen würde, das schweigend in einer Hütte
hin und her huschte und keine eigenen Wünsche hatte, als
geduldet zu sein oder die Gefährtin eines Mannes zu sein, nur
weil er ein Mann war. Mit der Länge der Erziehung -jeder Art von
Erziehung - stiegen die Ansprüche, und er kannte die
unbarmherzige Schärfe, die in den Sälen des Exotischen
Dienstes herrschte; und er wußte, daß zu allen seinen
Kämpfen ein weiterer Kampf kommen würde - sein Kampf um
Gleichberechtigung. Er schüttelte den Kopf und begann, seinen
vier Tage alten Bart zu entfernen. Nichts war einfach im Kosmos, sein
Leben am wenigsten. Alles war höllisch kompliziert, und manche
Menschen verhungerten in den Maschen dieser Netze.
    Er besichtigte die Mustersiedlung und fand, so sehr er sich auch
anstrengte, nicht einen einzigen Fehler. Er wartete mit knurrendem
Magen, bis man ihm ein kaltes Fladenbrot gab und eine zwei Finger
dicke Scheibe des kalten Gazellenbratens und trank drei Tassen
Kaffee.
    Dann war ihm etwas wohler.
    Nachdenklich betrachtete er die Gesichter der dreißig
Kolonisten. Er mußte sich entscheiden, wer ihn vertreten
sollte.
    Torrens?
    »Nein«, knurrte er. »Den brauche ich selbst.«
    Neyl Paterson?
    »Zu jung und zu unkonzentriert. Außerdem wird er sich
nicht durchsetzen können.«
    West Larsen!
    Ja. Larsen war richtig. Manchmal etwas zu hart, aber die
Verantwortung, die er aufgebürdet bekommen würde, glich
vieles aus. Er würde fünfundzwanzig Kolonisten, sich
eingeschlossen, gut und vernünftig führen. Sie brauchten
nichts Neues mehr zu lernen, sondern

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