PR TB 042 Das Erbe Der Jahrtausende
ein
Jäger, nicht sehr alt. Etwa vierundzwanzig Jahre. Der Weg
Falkayns ist ein Weg der Vernichtung.«
»Strahler?« fragte Sherpa.
Sanders Gesicht war voller verkniffener Linien.
»Ja. Er starb schnell, aber nicht ohne Qualen.«
Sherpa kletterte ebenfalls hinauf und blickte auf den Toten
nieder. Er war seit ungefähr einer Woche tot. Dort, wo die Vögel
noch etwas übriggelassen hatten, sah man Spuren von
Verbrennungen, die eine Waffe der Experimentalflotte verursacht
hatte. Neben dem Jäger lagen seine Waffen, auch sie versengt bis
zur Unkenntlichkeit. Der Körper war mit Erdfarbe bestrichen
gewesen, der Farbe der Trauer.
»Wir suchen nach Spuren, Freunde«, sagte Sherpa ruhig.
»Hier in der Nähe muß sich ein Kampf abgespielt
haben.«
Sie schwärmten aus.
Innerhalb einer halben Stunde fand Sander, was sie gesucht hatten.
Die Spuren erzählten eine kurze, tragische Geschichte. Ein Zug
von ungefähr zwanzig Jägern war hier einen Pfad
entlanggegangen, offensichtlich in großer Eile; niedergehauene
Zweige bewiesen es. Dann hatten die Jäger Falkayn erreicht.
Spuren durchgehender darcani waren zu sehen, ein verlorenes Tuch und
ein zertretenes, flüchtig angelegtes Feuer. An einigen
Baumstämmen waren noch die Flammenspuren zu sehen.
Jäger, vermutlich jene, denen Falkayn die Tiere gestohlen
hatte, hatten ihn zu überfallen versucht. Er hatte sich gewehrt
und hatte Vernichtung um sich gestreut. Thu isin Lharsa - er warf mit
Blitzen. Zwei abgebrochene Speere steckten tief in Baumstämmen.
Falkayn und jenes Mädchen waren geflohen, die Jäger..
Torrens kam zurück und sagte:
»Zweihundert Meter weit im Wald warteten die Tiere. Die
Jäger rannten zurück und stoben auseinander. Später
sammelten sie sich wieder; ich sah die Reste der Bäume, die sie
umschlugen, um den Totenturm zu bauen.«
Sherpa fühlte, wie die dumpfe Gleichgültigkeit, die ihn
seit dem Erwachen peinigte, wieder in ihr Versteck zurückgedrängt
wurde. Er war froh darüber und ging zu seinem Tier zurück,
das Pilar hielt.
»Wie alt würdest du die Spuren schätzen, Sander?«
fragte Edgar.
»Acht Tage, neun Tage..«
»Das könnte stimmen«, sagte Sherpa. »Weiter.
Die Zeit wird knapp.«
Sie ritten weiter. Maximal zehn Tage betrug der Vorsprung
Falkayns. Innerhalb der Frist, die ihnen blieb - rund
siebenundfünfzig Tage bis Port McKinley - mußten sie
diesen Vorsprung aufholen.
»Wir reiten weiter«, sagte Sherpa. »Ho!«
Und wieder hörte man nichts anderes als das harte Trommeln
der Hufe, die Rufe, mit denen sich die sechs Menschen verständigten
und die Geräusche, die flüchtende Tiere verursachten. Tag
um Tag verging. Weit vor ihnen waren die unbekannten Jäger, die
sich an Falkayn rächen wollten.
Weit vor den Jägern waren Falkayn und das Mädchen.
Vor Falkayn lagen die Geheimnisse MANETHOS.
Nach Sherpas Karte waren sie jetzt nur noch eintausend Kilometer
von Port McKinley entfernt. Rund eintausendsiebenhundert Kilometer
hatten sie zurückgelegt seit dem Tag, an dem sie sich geteilt
hatten. Achtundfünfzig Tage, seitdem sie Arckaringa Desert
erreicht hatten. Die Rechnung war gut, aber noch immer war keine Spur
von Falkayn zu sehen.
Aber sie erkannten, wenn sie eines der unzähligen Zeichen
entdeckten, daß sie den Jägern immer näher kamen.
Diese ritten in der Spur Dashiel Falkayns.
»Ho - Sherpa!« Der Schrei kam von Pilar, die links
ritt.
»Hier!« Sherpa zügelte sein Tier. Er spürte,
daß die Tiere langsam ermüdeten und eine längere
Pause brauchten. Schon seit Stunden überlegte er, was er ihnen
noch zumuten konnte.
»MANETHO!«
Sherpa riß die Hand hoch und lenkte sein Tier hinaus in die
freie Wüste. Dann sah auch er, und neben ihm die anderen Männer,
was Pilar zuerst gesehen hatte. Der große Berg, auf dessen
Gipfel die Bewohner der Wälder die Stadt vermuteten. Er schwang
sich wie ein ungeheuer großes Pagodendach aus der flirrenden
Luft der Ebene empor. Der ganze Berg war schneeweiß und wirkte
wie ein sehr stumpfer Kegel, dessen Seiten leicht konkav geschwungen
waren. Über allem lag der schmerzende Glanz vom Himmel und
weißer Farbe.
»Das also ist unser aller Ziel«, sagte Sherpa. »Wir
werden ihn jetzt immer sehen können - weiter.«
Fünfundzwanzig Tage lang wuchs der Berg.
Dann fanden sie das Mädchen.
***
Gegen Nachmittag kamen sie durch einen Wald aus Gewächsen,
die Ähnlichkeit hatten mit Pinien. Termitenbauten, streng von
Ost nach West ausgerichtet, standen auf dem hartgebackenen Sand, der
sich
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