PR TB 042 Das Erbe Der Jahrtausende
entschlüsselt werden muß?
Machen wir Feuer und schlafen wir dann, wir haben es nötig.«
Sie knüpften die Hängematten an die Bäume,
fesselten die Vorderfüße der Tiere, suchten Holz und
machten ein Feuer. Sie aßen und tranken, wuschen sich und
fühlten, wie mit der Feuchtigkeit die Kräfte zurückkamen.
Pilar schlief zuerst ein, zum Schluß wachte nur noch Sherpa. Er
sah sich um und bemerkte, daß jede Einzelheit stimmte. Nichts
war vergessen worden, alles war gesichert, ohne daß er etwas
hatte sagen müssen. Er war sehr zufrieden mit seinen
Schützlingen. Sie würden Wollonggong so gestalten, wie sie
es wollten.
Spät nachts - Sherpa hatte wortlos die erste Wache übernommen
- hörte er die Geräusche.
Er löste sich aus dem Geflecht der Luftwurzeln, in dem er
gesessen hatte und huschte aus dem Lichtschein des Feuers. Schritte
kamen näher, leise Stimmen murmelten.
Und dann tauchten zwischen den Blättern und Stämmen zwei
Gestalten auf.
Sie waren schlank und hochgewachsen und trugen zwei lange Stangen
zwischen sich. Eine dritte Gestalt lag darauf ausgestreckt und hatte
drei lange Speere in den Armen. Ruhig und furchtlos kamen die Jäger
näher, traten in den Feuerschein und setzten die Bahre ab.
Sherpa erkannte, als das Licht auf eines der Gesichter fiel, die
schmalen Züge einer Jägerin aus dem Dorf ohne Namen.
»Willkommen!« sagte er ruhig.
Furchtlos drehten sich die Jägerinnen um und sahen ihm
entgegen. Er senkte den Lauf der Waffe und ging näher.
Augenblicklich waren die anderen wach, ließen sich aus den
Hängematten fallen und kamen verschlafen zum Feuer.
»Ihr seid die drei Jägerinnen von Dembele aus dem
namenlosen Dorf. Was ist geschehen?«
»Wir tragen unsere verwundete Freundin mit uns, weißer
Mann.«
Sherpa steckte die Waffe ein und deutete auf die Sättel. »Ist
noch etwas Eßbares da?«
Pilar nickte und kümmerte sich darum. Die beiden Jägerinnen
setzten sich und blickten ins Feuer.
»Woher kommt ihr?«
»Von Norden«, sagte eine der mageren, schmutzigen
Gestalten. »Wir verließen vor neunundzwanzig Tagen thu
isin Lharsa.«
»Warum?« fragte Sherpa und konnte seine Erregung nur
mühsam verbergen.
»Er wurde langsam wahnsinnig. Je mehr wir uns MANETHO
näherten, desto schneller rannte er. Schließlich raubte er
wandernden Jägern zwei dieser Tiere und ritt davon.«
»Mit der vom Stamme Gebel al Ashdar?«
»So ist es.«
»Warum ist eure Kameradin verwundet?«
»Thu isin Lharsa schoß sie an.«
»Wie?« fragte Sander entgeistert. »Ich glaubte,
ihr seid freiwillig mit ihm gegangen?«
Die Jägerinnen nickten und begannen, sich heißhungrig
über den Braten und den Rest der Fladenbrote herzumachen. Dann
brachte Pilar zwei Becher voll Wasser, und die Jägerinnen
tranken sie, sichtlich am Ende ihrer Kräfte, aus.
»Ja«, antwortete Kand'ya, nachdem sie ihren Namen
genannt hatte. »Wir gingen freiwillig mit ihm, weil er uns
Abenteuer versprach. Aber wir wußten damals noch nicht, wie
besessen er war. Nichts war ihm
schnell genug. Er jagte durch die Wälder und nach MANETHO. Er
schlug uns, wenn wir nicht taten, was er wollte. Eines Nachts
beschlossen wir, uns von ihm zu trennen. Aber dieses Mädchen
erwachte und schrie.«
Sherpa schüttelte wütend den Kopf.
»Und er verfolgte euch und verwundete dieses Mädchen?«
»Ja«, sagte Takilit, die andere Jägerin. »Genauso
war es. Nicht anders.«
»Wo war das?« fragte Sherpa wieder und entfernte einen
Käfer aus seinem eisgrauen Haar.
»Im Norden. Dort wo die Wälder auf und nieder gehen und
man den Berg sehen kann.«
»Also in der Nähe von MANETHO?«
»Ja. Etwa zwölf Tagesreisen davon entfernt. Das Mädchen
blieb bei ihm, aber sie wurden von den Jägern verfolgt, denen er
die darcani gestohlen hatte. Vielleicht leben sie nicht mehr. Wir
trafen die Jäger, und sie schenkten uns einige Seile für
die Bahre hier.«
»Wie ist die Strecke bis dorthin, wo ihr euch von thu isin
Lharsa trenntet?«
Takilit wandte den Kopf und blickte Greyne schweigend an. Dann
antwortete sie nachdenklich:
»Gut. Ihr werdet mit den Tieren sehr schnell vorankommen.
Man kann jederzeit Wild antreffen und Bäume mit guten Früchten.«
Sherpa lächelte verächtlich.
»Wir werden Falkayn finden, ehe er in die Stadt eindringt«,
sagte er düster, »und wenn wir unsere Tiere zuschanden
reiten müssen. Was wißt ihr über MANETHO?«
Kand'ya und Takilit musterten Sherpa mit einer gewissen Ehrfurcht.
»Nicht viel. Dort ist ein Geheimnis, das
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