PR TB 043 Die Pflanzen Des Todes
voraus«, sagte er und musterte wieder die
Photographie. »Kommen Sie in einigen Metern Abstand hinter mir
her.«
Der Beifahrer entsicherte seine schwere Waffe und stellte sich auf
seinen Sitz. Er legte den Lauf auf die Verstrebung der Frontscheibe
und sicherte nach allen Seiten. Sherpa zog seinen Strahler und
behielt ihn in der Hand, während er die Halme zur Seite bog und
langsam durch die gelben Mauern ging. Er überquerte einen
Wildwechsel, den vermutlich eine Herde Bisons des Typs crassicornis
getrampelt hatte, die hier tagsüber die zarten Halme und
Schößlinge des Bambus fraßen. In der Luft waren nur
die Geräusche der Pflanzen und das Rauschen des Wassers, rund
hundert Meter entfernt.
Sherpa suchte nach einem Loch im Bambus; er hatte die Halme zur
Seite geknickt, als er den Sender abgesetzt hatte. Da er mehr als
einen Kopf größer war als der Durchschnitt der Halme, sah
er einige Meter weit. Mehrmals sprang er in die Höhe, dann hatte
er es.
»Hier!« rief er und winkte dem Gleiter.
Das Fahrzeug fuhr heran wie ein Sturmboot durch Brandungswellen
und warf rechts und links die krachenden Ge -wächse um, hielt
neben Sherpa an, und der Kapitän schob seine dunkle Brille über
die Augen und kletterte an Bord.
»Dort drüben ...«, sagte er.
Ein Teratornisgeier erhob sich schwerfällig und mit
krachenden Schwingen; aus seinem Hakenschnabel hingen Fleischfetzen.
Sherpa blieb neben dem Beifahrer stehen und dirigierte den Piloten.
Innerhalb von zehn Sekunden hielten sie an der Stelle, die wie ein
kleiner Trichter in dem Stangengewirr aussah.
»Ich habe Glück gehabt«, sagte Sherpa. »Seht
euch das an!«
Er deutete aus drei Metern Höhe hinunter auf den Grund des
Trichters. Hier sah man den schwarzen Kasten des Senders mit der
ausgefahrenen Antenne, die in den Sonnenstrahlen glänzte.
Daneben lagen die aufgerissenen Reste eines Tieres; Sherpa forschte
in seinem Gedächtnis und sagte:
»Ein Synthetocerashirsch mit dem langen Hörn über
den Nüstern. Entweder war er verletzt und hatte sich verkrochen,
oder ein Eiszeitwolf hat ihn hier überfallen.«
Das Aas stank mörderisch, und die Männer hielten sich
die Nasen zu.
»Wir machen folgendes«, erläuterte Sherpa. »Wir
brennen hier den Bambus nieder, nachdem wir einen großen Kreis
herausgeschnitten haben. Die Wurzeln stecken in festem Boden, so daß
wir keinen Steppenbrand zu befürchten brauchen. Dann planieren
wir einen breiten Weg bis zur Straße. Genau hier werden
fünftausend Menschen in einer langen Prozession herauskommen.«
»Einverstanden. Stell den Gleiter ab, Junge«, sagte
der Beifahrer.
Krachend splitterten die Bambushalme. Die Männer verließen
den Gleiter und hoben die Geräte von der Ladefläche. Sie
schraubten eine lange Ultraschallsäge an einen Satz von
angetriebenen Raupenbändern und schalteten die Energie-zufuhr
ein.
Die Raupen ruckten an.
Vor ihnen schnitt das Band der jetzt unsichtbaren Säge den
Bambus einige Millimeter oberhalb des Erdbodens ab. Steine und
Hochwurzeln, Reste verdorrter Halme und ein kleines Skelett wurden
wie mit einer Klinge ab ge schnitten. Die Halme sanken nach rechts
und nach links nieder und blieben in einer hohen Schicht liegen.
Die beiden Männer waren geübte Arbeiter. Sie fuhren in
einer ziemlich großen Spirale durch das Feld, das protestierend
aufknackte und raschelte. Die Spirale hatte einen Durchmesser von
einigen fünfzig Metern, und Sherpa steckte die Waffe ein und
schleppte die Bambushalme vom Rand weg. Dann ging er zurück zur
Ladefläche und holte einen Schaumlöscher hervor. Er
schnallte ihn auf seine Schultern
und schritt den äußersten Kreis ab. Die Mauer wurde auf
der Innenseite des freien Platzes mit einer dichten Schicht
schneeweißen Schaums besprüht. Dann war das Gerät
leer, und Sherpa stellte es zurück.
Summend schmolz das Gerät die letzten Halme ab.
Eine Lichtung von fünfzig Metern Durchmesser war um den
Sender und den toten Hirsch gerodet worden. Sherpa wartete, bis die
Maschine sich auf der Seite zur Straße entfernte, schleppte
dann den Kadaver auf die Ladefläche des Gleiters und schrie:
»Vorsicht — ich zünde den Bambus an!«
»In Ordnung. Fliegen Sie den Gleiter nach draußen!«
»Wird gemacht.«
Sherpa sammelte einige trockene Reste, schichtete sie zusammen und
zündete sie mit seinem Feuerzeug an. Die Flammen waren im
Sonnenlicht unsichtbar, aber ein schmaler Rauchstreifen kräuselte
sich hoch. Der Schaum an den Rändern begann zu erstarren. Dann
loderte
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