PR TB 044 Mission in Andromeda

Sie
hatten zwar nichts dagegen, daß wir in ihre Falle liefen, aber
sie würden zuviel riskieren, wenn sie uns entkommen ließen.«
    Baar Lun lachte ironisch.
    »Wie wollen sie uns an der Flucht hindern, Lethos? Sie haben
esja nicht einmal geschafft, unsere Körperschirme zu zerstören
— und die FREEDOM I verfügt über ganz erheblich
stärkere Abwehrschirme. Allein der HO-Schirm...«
    Lethos unterbrach ihn schroff.
    »Den HÜ-Schirm dürfen Sie aufkeinen Fall
aktivieren! Bedenken Sie bitte, daß wir uns in einem Raum
befinden, in dem gleichzeitig — wenn auch auf einem niedrigeren
Energieniveau — die bewohnte Oberfläche Taafuns existiert!
Die Einwirkungen, die ein durch Linearraumenergie gespeicherter
Schutzschirm ausübt, könnten den Einfluß meines
Niveautransmitters aufheben. In diesem Falle erschiene die Oberfläche
wieder auf dem ehemaligen Niveau, was mit Sicherheit nicht nur
unseren Tod bedeutete, sondern die Taafun-Tefroder außerdem den
Tlunx auslieferte.«
    »Wenn wir sterben, sterben die Tlunx ebenfalls«,
widersprach Hawk.
    »Ich halte das für unwahrscheinlich. Die Tlunx verfügen
über einen derart metabolischen Organismus, daß sie die
meisten denkbaren Katastrophen lebend überstehen können.«
    Omar Hawk seufzte.
    »Ihre Argumente haben mich überzeugt, Lethos. Also
fliegen wir mit Hilfe unserer AnzugAggregate schnellstens zur FREEDOM
I zurück und Sie rufen Ihr Ewigkeitsschiff. Ich denke doch, daß
uns die Tlunx nichts mehr anhaben können, wenn wir erst wieder
darin sind, oder... ?«
    Der Hüter des Lichts lächelte beruhigend.
    »Sobald das Schott hinter uns zufällt, haben wir nur
noch ein Problem: Wie tauschen wir die Tlunx gegen die rechtmäßigen
Bewohner Taafuns aas?«
    Das stimmt nicht. Ihr Problem würde ein ganz anderes,
elementares sein. Aber das konnte selbst der Hüter des Lichts
nicht wissen.
    *
    Als Omar Hawk einen der zahlreichen Helioparks an Bord des
Ewigkeitsschiffes betrat, wehte

    ihm der Atem des Todes entgegen.
    Die ehemals saftig grüne Rasenfläche lag schwarz und
glimmend unter einer unnormal heftig strahlenden Kunstsonne. Es roch
nach Brand und Verwesung. Die exotischen Bäume und Sträucher
vor dem Video-Hintergrund waren verwelkt und verdorrt. Dunkle,
zusammengerollte Blätter rieselten von den Zweigen.
    Der Oxtorner hielt unwillkürlich den Atem an.
    Wie konnte so etwas geschehen?
    Er entsann sich noch genau der Erklärungen, die Tengri Lethos
ihnen über die Heliogürtel gegeben hatte. Danach
    verfügtejede einzelne Anlage über ein separates
semi-organisches Gehirn, das Klima, Düngung und Pflege der
Pflanzen sowie die Versorgung der Tiere nach einem bis ins kleinste
ausgearbeiteten Programm regelte. Änderungen des Programms
erfolgten nur durch gedankliche Befehle des Hathors.
    Aber Lethos würde niemals den Befehl erteilen, die Flora und
Fauna eines Helioparks zu vernichten — und dennoch war es
geschehen!
    Omar trat an den kunstvoll angelegten Teich im linken Drittel der
ehemaligen Rasenfläche. Die Wasseroberfläche blinkte ihm
tot und mit bleiernem Glanz entgegen. Verwesende Fische und andere
Wassertiere trieben an der Oberfläche, die Bäuche nach oben
gedreht. Die Wasserpflanzen waren abgestorben.
    Ihn fröstelte trotz der Hitze.
    Er wandte sich ab und schritt auf eine Gruppe Sträucher zu,
die in ihremjetzigen Zustand in makabrem Kontrast zu dem lebensfrohen
Video-Hintergrund stand. Wolken grauer Asche wurden von seinen
Stiefeln aufgewirbelt. Er bückte sich, als er ein schlaffes
Gebilde auf dem verbrannten Rasen entdeckte.
    Es war ein toter Vogel von Handspannenlänge. Den Namen kannte
Omar nicht, aber er empfand den Schmerz darum nicht weniger stark.
Das Tier war derartig ausgedörrt, daß ein Flügel bei
der Berührung zerfiel. Von den Augen sah Omar nur noch die
Höhlen.
    Er richtete sich auf und ballte die Hände zu Fäusten.
    Der Gedanke daran, daß es in den anderen Helioparks ähnlich
wie hier aussehen könnte, erfüllte ihn mit Entsetzen.
    Omar Hawk wandte sich um und lief aus der Halle. Er mußte
den Hathor finden und ihm berichten, was er gesehen hatte!
    Mit Schwung warf er sich in die abwärts führende
Komponente eines Doppelröhrenlifts.
    Im nächsten Augenblick schrie er auf.
    Das tragende Feld teilweiser Antigravitation war verschwunden.
    In etwa fünfKilometern Entfernung schienen die Schachtwände
sich in einem Punkt zu vereinigen. Bei einem Sturz in diese Tiefe gab
es nicht die Spur einer Oberlebenschance.
    Diese Überlegungen