PR TB 048 Planet Der Veteranen
das Schiff seit zwölf Jahren nicht mehr
überholt worden war. Obwohl George im Maschinenraum innerhalb
von Nanosekunden auf Unregelmäßigkeiten im
Triebwerksbetrieb reagierte, bockte und schlingerte das Schiff ganz
erheblich.
Mabel Nelson blickte von ihrem Strickzeug auf.
»Wenn Mr. Bull wüßte, wie du diesen Kahn
verlottern läßt, er würde dir die Lizenz entziehen
lassen.«
Guy grinste und griff unter seinen Kontursitz, um die angebrochene
Whiskyflasche hervorzuziehen. Nachdem er einen kräftigen Schluck
genommen hatte, kratzte er sich nachdenklich sein unrasiertes Kinn.
»Du siehst die Dinge nicht realistisch, mein liebes
Schwesterlein. Woher soll ich das Geld für Inspektionen und
Generalüberholungen nehmen? Es reicht gerade immer aus, um die
Hafengebühren und die Steuern zu bezahlen.«
»Und um sich allmählich totzusaufen!« fuhr Mabel
ihn an. »Und dann mischst du dich immer wieder in Sachen, die
dich überhaupt nichts angehen. Warum fliegen wir nicht nach
Becksports System weiter, um die Ladung Rapositerz termingemäß
zu übernehmen? Statt dessen gammelst du auf Last Port und auf
diesem Aladin herum und jagst einem Phantom nach. Das, was du tust,
ist Aufgabe der Solaren Flotte!« Guy zündete die
ausgegangene Pfeife wieder an und schüttelte den Kopf.
»Vielleicht werde ich die Solare Flotte auch noch verständigen,
Mädchen. Aber solange ich nicht weiß, worum er sich
überhaupt handelt, wäre es unverantwortlich, den
Riesenapparat der Flotte in Bewegung zu setzen, nur um vielleicht
eine Nichtigkeit aufzuklären. Was glaubst du, was es dem
Imperium kosten würde, einen Schiffsverband über rund
achtzigtausend Lichtjahre hinweg in Marsch zu setzen?«
»Ach . . .?« meinte Mabel. »Und an deine
Unkosten denkst du natürlich nicht. Aus dir wird nie ein
richtiger Geschäftsmann werden, Guy.«
»Zumindest kein kleinlicher Krämer«, entgegnete
Nelson und setzte erneut die Flasche an. In diesem Augenblick wurde
die H. B. M. von einer heftigen Explosion
erschüttert. Die Whiskyflasche stieß gegen Nelsons
kümmerliche Zahnstummel.
Der Captain hustete und spukte. Seine Rechte krachte auf den
Interkomschalter. »Was ist los, George?«
Das Metallplastikgesicht des Roboters erschien auf dem unruhig
flackerndem Bildschirm.
»Felddüse vier ist zusammengebrochen, Sir. Ich habe das
entsprechende Triebwerk sofort abgeschaltet, doch dürfte der
Terkonitrahmen des Düsenfeldes ziemlich heftig implodiert sein.«
Guy balancierte den Splitter eines Zahnes auf der Zunge und spie
ihn kunstgerecht in die Vertiefung auf seinem Pult, der ihm
hauptsächlich als Aschenbecher diente.
»Sieh zu, daß so etwas nicht wieder vorkommt!«
»Alles, was ich dazu tun kann, Sir, ist, die Daumen zu
drücken. Falls Sie es noch nicht wissen sollten: Unsere H. B. M.
hat dringend eine Generalüberholung nötig.«
»Papperlapapp!« schimpfte Guy. »Jetzt haust du
in die gleiche Kerbe wie Mabel. Aber daraus wird nichts. Ein
richtiger Raumfahrer schreit doch nicht gleich nach einer Überholung,
nur weil ein Triebwerk ausfällt. Strenge deine Positronen ein
wenig an und laß dir etwas einfallen, womit wir den Schaden
später beheben können!«
»Zu Befehl, Sir«, erwiderte George steif und schaltete
ab.
Guy Nelson seufzte. Er warf einen Blick zur Distanzanzeige und
erkannte, daß es an der Zeit war, mit dem Landemanöver zu
beginnen. Die HER BRITANNIC MAJESTY befand sich nur noch
vierzigtausend Kilometer von der Oberfläche Aladins entfernt. Im
ZieLchirm wackelte die Gegend um den Krater Kant hin und her.
»Die Gyrotrone könnten auch besser funktionieren«,
murrte der Captain. Er nahm einige Einstellungen vor, aber ganz ließ
sich die Schlingerbewegung des Schiffes nicht ausgleichen.
In hundertzwanzig Kilometer Entfernung schaltete er den
Prallschirm ein. Die dünne Monclatmosphäre hätte bei
der Geschwindigkeit der H. B. M. ausgereicht, die Unterseite des
Schiffes zum Glühen zu bringen. Auch in dieser Beziehung war
Aladin ein Doppelgänger des Erdmondes.
Kurz danach setzten die Landestützen auf. Die H. B. M. drehte
sich ein wenig auf der Stelle, sank etwas nach Backbord ab und stand
dann still.
Guy Nelson zog unwillkürlich den Kopf ein, als sich ein
größerer Gegenstand aus der Nähe des
Triebwerksringwulstes löste und mit Donnergepolter über die
Außenzelle rollte. Der Aufschlag auf dem Mondboden dagegen
erzeugte wegen der fehlenden Atmosphäre kein Geräusch.
Die Einsatzgruppe versammelte sich auf einer
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