PR TB 051 Aufruhr in Terrania
vor einer Glastür stehen.
Ein Schritt weiter. Die Tür schob sich seitwärts zurück;
ein schleifendes Geräusch ertönte.
Jetzt war sie in der Eingangshalle. Eine breite Treppe führte
hinauf, vorbei an zwei Doppelposten: Wachrobotern mit gesenkten
Strahlern. Die zweite Halle war eine Garantie dafür, daß
niemand hier unbefugt eindringen konnte. Langsam ging das Mädchen
zu der Sperre.
Dicht vor dem energetischen Vorhang blieb sie stehen.
„Sind Sie angemeldet?“ fragte der grauhaarige Mann
hinter der gläsernen Barriere.
„Ja. Ich soll mich bei Mister Caraghan von der
Sicherheitsabteilung melden.“
„Einen Moment.“
Der Wirrwarr aus Menschen, die sich schnell und sicher
bewegten, das Murmeln von zahllosen Gesprächen und die
Leuchtzeichen auf der Vermittlungstafel hinter der Barriere konnte
unsicher machen. In dem neununddreißigstöckigen Bau der
Administration liefen die Fäden aus sämtlichen Gegenden des
Imperiums zusammen. Der Mann hinter der schußsicheren Scheibe
richtete das Okular eines Linsensatzes auf das Mädchen.
Irgendwo erschien ihr Gesicht jetzt auf einem Schirm. „Ihr
Name?“
„Nicolee Coover.“
Sie sah zu, wie sich die Lippen des Mannes bewegten; er sprach mit
einem unsichtbaren Partner.
„Sie sollen sich auf jemanden berufen. Bitte diesen Namen.“
„Ich möchte Mister Caraghan sprechen und soll mich auf
Finn Caolcrod berufen“, erwiderte sie.
„In Ordnung.“
Ein Spalt öffnete sich in dem Energievorhang. Das Mädchen
ging durch. Neununddreißigstes Stockwerk. Sie bewegte sich
mitten zwischen den Menschen in Uniformen auf den Antigravschacht zu
und ahnte nicht, daß sie genau beobachtet wurde. Man wußte
bereits, daß sie keinerlei Waffen trug und keinerlei Geräte,
mit denen man hier etwas anrichten konnte. Der Mann, der sie
beschattete, schwang sich eine Viertelsekunde hinter ihr in den
Schacht und verließ ihn zusammen mit ihr. Es sah wie zufällig
aus, als er ihr Zögern bemerkte und fragte:
„Wen wollen Sie hier oben sprechen?“
„Einen Mann namens Caraghan“, sagte sie schnell.
„Hier. Diese Tür.“
Er öffnete die Tür, und hinter einem Tisch schaltete
jemand ein Visiphon aus. Sie war, ohne es zu merken, unablässig
beobachtet worden.
„Sie müssen Miß Coover sein“, sagte der
Mann lächelnd und streckte seine Hand aus. „Danke, Don!“
„Richtig. Sind Sie Caraghan?“
„Ja. Würden Sie bitte einen Moment warten?“
„Bitte.“
Ihr Herz klopfte bis zum Hals, und sie merkte, daß ihre
Lippen trocken waren. Caraghan bewegte sich schnell und
geräuschlos, wie eine große Katze, durch eine Tür
und blieb etwa eine Minuten lang unsichtbar. Wie von einem anderen
Planeten kamen der Straßenlärm und das Geräusch eines
landenden Gleiters durch die dicken Scheiben. Caraghan kam zurück
und zeigte beim Lächeln weiße Zähne. Herzlich sagte
er:
„Miß Coover - der Solarmarschall erwartet Sie. Bitte,
halten Sie sich an die Zeit. Er ist wirklich überbeschäftigt.
Tun Sie ihm den Gefallen?“
„Ja“, sagte Nicolee. „Gern.“ Sie lächelte
zurück.
Sie zog nervös ihren rechten Handschuh aus. Caraghan deutete
zur gegenüberliegenden Wand und ging voraus. Die
Sicherheitssysteme dieses Hauses schienen voller Überraschungen
zu sein. Während sie dem Sicherheitsbeamten folgte, sah Nicolee
in einem halben Kilometer Entfernung das Obergeschoß von THE
COLONIES. Einen Sekundenbruchteil lang dachte sie an jenen
merkwürdigen Mann, dessen Karte sie hatte. Sherman Ravage,
KISHANPUR.
Hinter ihr schloß sich eine getäfelte Tür.
„Guten Tag“, antwortete sie leise.
Der Raum war groß und relativ kahl, aber sie wußte,
daß eine Serie von versenkbaren und eingebauten Dingen auf
Knopfdruck herbeigezaubert werden konnten. Rationelle Kühle
zeichnete diesen Raum aus, die Details der Einrichtung wiesen darauf
hin, daß hier jemand arbeitete, der die Logik der konstruktiven
Vernunft zum Lebensprinzip gemacht hatte.
„Was kann ich für Sie tun, Miß Coover?“
fragte Tifflor und schüttelte ihre Hand. Er hatte einen festen,
kühlen Händedruck. „Bitte, setzen Sie sich.“
Er drehte einen schweren, lederbespannten Sessel herum und lehnte
sich ihr gegenüber an die Kante des mit Kassetten und
Schreibmaterial übersäten Tisches.
„Ich weiß nicht“, erwiderte sie zögernd,
„ob Sie etwas für mich tun können. Ich habe jüngst
Ihr Interview gelesen, das Sie für die Zeitschrift blue nebula
gegeben haben. Sie sagten, daß Sie sich sehr gut und
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