PR TB 051 Aufruhr in Terrania
noch nicht gemeldet“, sagte sie.
„Sie
scheinen ein gut informierter Polizist zu sein, Finn.“ Finn
legte seine Hände auf die Lehnen des Sessels.
„Es geht so“, sagte er. „Meine Vorgesetzten sind
voll des Lobes. Glauben Sie im Ernst daran, daß Tifflor anrufen
wird? Es würde für ihn sehr viel bedeuten ...“
Sie nickte ernst.
„ ... und für mich alles“, schloß Nicolee.
Sie blickte Finn an, als wolle sie ihn zeichnen. Der junge Mann in
dem dunkelroten Dreß saß entspannt da, richtete seine
wachsamen Augen auf sie und hielt zwischen den langen, kräftigen
Fingern eine unangezündete Zigarette. Nicolee griff zu ihrem
winzigen Feuerzeug, aber Finn winkte ab.
„Ich weiß das so gut wie Sie, Mädchen“,
sagte er plötzlich. „Und ich bin gekommen, um Sie zu
warnen. Selbstverständlich werden Sie mich anhören, zum
Hades schicken und das Gegenteil tun.“
Sie lächelte weich und träumerisch.
„Ich fürchte, genau das werde ich tun.“
Finn lachte wieder.
„Hören Sie jetzt bitte gut zu: Tifflor, Rhodan, Bull,
Adams und Mercant und noch eine Reihe anderer Personen sind für
das Imperium und für jeden einzelnen Menschen dieses Imperiums
wichtig. So wichtig wie die Luft, die wir atmen. Sie werden daher
behütet wie kostbare Erbstücke. Ganze Armeen kümmern
sich um diese Männer. Auch um Tifflor. Als Sie, beispielsweise,
Tifflor besuchten, wurden Sie von insgesamt acht Roboteinrichtungen
und von vierzehn verschiedenen Männern der Galaktischen Abwehr
beobachtet, durchsucht, geröntgt, überwacht und belauscht.
Nur Tifflors Büro wird nicht beobachtet. Verstehen Sie?“
Nicolee Coover war sehr hübsch. Ihre Schlankheit unterstrich
noch ihre Schönheit, und sie besaß noch die Frische eines
jungen Mädchens, obwohl die Arbeit in der Redaktion bisweilen
mörderisch war. Finn sah dies alles und fragte sich, wie wohl
Tifflor darauf reagieren würde.
„Ich verstehe“, sagte sie und zog die Beine an sich
heran. „Aber ich begreife nicht, worauf Sie hinauswollen,
Finn.“ „Es sind zwei Dinge, die ich zu bedenken gebe,
Nicolee“, sagte er. „Beide Dinge können für Sie
furchtbar wichtig
werden. An dem ersten Teil dieser Entwicklung bin ich persönlich
interessiert; der zweite entzieht sich meinem Eingreifen. Auch habe
ich keine Lust, mich darum zu kümmern.“
„Ich höre!“
„Tifflor wird bewacht. Die Männer, die um ihn herum
sind, würden sich für ihn in Streifen schneiden lassen. Von
ihnen droht ihm keine Gefahr. Nicht eine Sekunde lang. Die Gefahr
kommt von außen. Von Mensehen wie Ihnen. Warum wollen Sie sich
mit Tifflor verabreden?“
Nicolee lächelte in falscher Bewunderung.
„Mann!“ sagte sie erstaunt. „In Ihrem Alter kann
ein Polizist doch nicht mehr so naiv sein. Warum will ich mich mit
Tifflor verabreden? Weil es mir Spaß macht, hier zu sitzen und
zu warten, bis er drei Minuten Zeit für mich hat. Weil ich
nichts anderes zu tun habe, als auf den Solarmarschall zu warten. Das
war Ironie.“
Finn steckte die unangezündete Zigarette hinter sein Ohr.
„Ich weiß“, sagte er mild. „Sie haben sich in
Tifflor verliebt? Bitte eine klare Antwort. Ich werde es nicht der
TERRANIA POST durchgeben.“
„Ja.“
Finn grinste.
„Wie apart. Dachte ich es mir doch. Und Sie haben den
Eindruck, daß Ihre Gefühle erwidert werden?“
Sie lächelte mit den Augen, ohne die Lippen zu verziehen. Ihr
Ausdruck war absolut siegesgewiß.
„Ich leide nicht gerade unter sehr ausgeprägten
Tagträumen“, sagte sie. „Ja, diesen Eindruck habe
ich.“
Finn hielt ihrem Blick mühelos stand.
„Was nahmen Sie als Vorwand, sich mit Tifflor zu treffen?
Ohne meine Hilfe wären Sie niemals bis in sein Büro
eingedrungen.“
Nicolee blickte ihn wütend an. Dann betrachtete sie das Bild
der Staffelei, schien seine Anwesenheit zu übersehen. Sie drehte
den Kopf und erwiderte fast tonlos:
„Es war kein Vorwand. Ich habe, über fast ein halbes
Jahrtausend hinweg, einige Dinge geerbt. Eine von Tifflors
Freundinnen aus seinen Studienjahren war meine Ururgroßmutter.
Briefe, Fotos und eine Uhr. Ein Geschenk,
das niemals überreicht wurde. Ich wollte es ihm geben. Dieses
Zeug ist Teil meiner Chancen. Sie verstehen ... es gibt gewisse
Regeln.“
„Eine Uhr“, sagte er und überlegte.
„Kann ich sie sehen?“ fragte er dann.
„Warum?“
„Ich möchte sie sehen. Bitte.“
Sie stand auf, befestigte den rechten Mokassin wieder und ging zu
dem Einbauschrank. Dort zog sie ein Schubfach
Weitere Kostenlose Bücher