PR TB 051 Aufruhr in Terrania
Visiphon und Schachteln mit
verwirrenden Bezeichnungen darauf und unverständlichen Zahlen.
Die Skalen des Stereogerätes wurden hell.
Gleichzeitig dampfte das Wasser in einer bizarr geformten Kanne.
„Wie geht es dir?“ fragte Lutz unvermittelt und
öffnete den Deckel der Pulverkaffeedose. Er warf einen
mißtrauischen Blick in Shermans Gesicht. Die Männer
kannten sich seit der Zeit, in der Ravage sein Büro eingerichtet
hatte; Bolkain war für die Ausstattung der Schautafeln und
Diagramme des Ausstellungsraumes verantwortlich.
„Nicht schlecht“, erwiderte Sherman und zog an seinen
Hemdmanschetten. „Den Umständen angemessen. Ich bin noch
immer nicht verheiratet, der Umsatz steigt, aber im Augenblick gehen
viele Stornierungen ein; Wesentliches hat sich nicht geändert.“
Lutz lachte.
„Das sehe ich. Du bist noch immer der Mann, der gut
angezogen ist, vorzügliche Manieren und weiße Hemden
besitzt, schwarze Zigaretten raucht und nicht weiß, wohin er
gehört und was er mit seinem Leben anfangen soll.“
Vorsichtig goß er das heiße Wasser auf das
dunkelbraune Pul ver. „Du siehst aus wie der Abfall von drei
Planeten, mein Freund. Du glaubst, reine Existenz wäre
gleichzusetzen mit Leben. Du lebst nicht. Du bist begraben oder
eingeäschert, nur weißt du es nicht. Ist Inger noch immer
in dich verliebt?“
Jedes Wort stimmte, und doch wußte Bolkain nicht alles.
Sherman schluckte trocken und erwiderte:
„Ich glaube, ja. Aber ich bin nicht in sie verliebt, falls
du das auch wissen willst.“
„Eines Tages“, sagte Lutz dumpf, „wirst du
erkennen müssen, was du alles falsch gemacht hast. Dann wird ein
großes heulendes Elend über dich kommen. Du wirst alles
hinwerfen und dich in einer panischen Reaktion auf unterentwickelte
Planeten begeben und dort Großwild jagen oder ähnlichen
Unfug anstellen. Dann haben wir die große Detonation.“
Shermann starrte ihn schweigend etwa fünf Sekunden lang an,
dann erwiderte er langsam und leise:
„Ich weiß, daß ich Fehler machte und mache. Aber
ich bin kein Chamäleon, was meinen Charakter betrifft. Ich kann
nicht über meinen Schatten springen.“
„Versuch’s“, sagte Lutz und stand auf. Er legte
eine Kassette in das Stereogerät. „Versuche es. Du Wirst
sehen, wie schnell eine neue Gewohnheit eine alte ersetzen kann.“
Musik wurde hörbar.
„Was ist das?“ fragte Sherman und schüttete Milch
in die Tasse.
„Etwas ganz Irres“, sagte Lutz. „Kennst du
sicher noch nicht. Es ist schon ein Vorteil, unzähligen anderen
Rassen zu begegnen und deren Kultur zu erforschen. Dongsoni.
Eingeborenen tanze.“
Lutz versuchte, in die Papiere und Schaltelemente, in die
Werkzeuge und die Instrumente seiner Arbeitsplatte Ordnung zu
bringen. Er schichtete Pläne übereinander, legte winzige
Stahlgriffel mit nadelfeinen Spitzen und komplizierte Linsensätze
in die Fächer von Kunststoffbehältern, ordnete die
Mikroskope und wischte schließlich über den weißen
Kunststoff, der an den Rändern abgesplittert war.
„Tadellos“, sagte Lutz. „Das ist eine Arbeit,
die mich freut. Richtig interessant.“
Sherman trank den Kaffee aus und stand auf.
„Übrigens ...“, begann Bolkain und drehte die
Lautstärke der Musik zurück.
„Ja?“
„Warst du schon im Crash down?“
„Nein. Sollte ich dort gewesen sein?“ Sherman lächelte
leicht irritiert.
„Seit Monaten zerreißen sich die Kommentatoren der
Zeitschriften und der Terra Television die Lippen über dieses
seltsame kulturelle Ereignis, und nur mein lieber, geschäftlich
so tüchtiger Freund hat es nicht notwendig, dort zu erscheinen.
Nimm dir Inger unter den Arm und lasse dich einen Abend lang
unterhalten. Mach dir ein paar lustige Stunden - geh ins Crash down.“
Sherman streckte die Hand aus.
„Deine Empfehlungen sind niemals schlecht“, sagte er
halblaut. „Ich werde mich dort umsehen.“
Lutz grinste sarkastisch.
„Vergiß nicht“, sagte er hart, „daß
dort nicht die sterile Atmosphäre eines Exportbüros
herrscht. Man sagt, die Leute dort hätten eine Menge Spaß!“
„In Ordnung“, erwiderte Sherman und schüttelte
Lutz die Hand. Er wandte sich zur Tür.
„Morgen abend, zehn Uhr!“
„Einverstanden.“
Sherman Ravage schwebte nach unten, schwang sich in seinen Gleiter
und fuhr zurück zu seinem Büro, seinen Wohnräumen. Er
parkte den Gleiter in der Tiefgarage und nahm dann die Rolltreppe
hinauf in den Patiohof. Mit schnellen Schritten ging er ins
„Formalhaut“
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