PR TB 051 Aufruhr in Terrania
bediente und
anfeuernde Texte sprach. Über den Tonköpfen lagen die
positronischen Abtastgeräte, die jeden Schlag in einen Impuls
verwandelten, dieser schaltete grüne, gelbe, kalkweiße,
rote oder blaue Lampensätze an.
Finn und Nicolee gingen an der linken Plattform vorbei, gerieten
für Sekunden in den Kegel eines antiken Filmprojektors, der
Schmalfilme aus dem zwanzigsten Jahrhundert vorführte, und
bahnten sich einen Weg durch die Tanzenden. Neben einer langen Bar
blieben sie stehen.
Finn zog einen Eintrittsausweis hervor, las die Summe ab und
verglich sie mit einer Preistafel, die von ständig wechselndem
Licht angestrahlt wurde. Nach einem Blick auf Nicolee sagte er sehr
laut zu dem Mädchen hinter der Bar: „Zwei Screwdriver!“
Die Mischung aus einem Drittel terranischen Gins und zwei Dritteln
venusischen Orangensaftes war für den Abend das Richtige. Finn
erhielt zwei große Kunststoffbecher und gab einen davon
Nicolee.
„Danke, Watson!“ schrie sie gutgelaunt und trank ihm
zu. Verdrängung war nur ein Teil der Erklärung für
dieses Phänomen. Die jungen Terraner und jene, die zu Gast auf
diesem Planeten waren, besuchten dieses Lokal und ähnliche
Einrichtungen, um zu vergessen. Ihre
privaten kleinen Sorgen und die großen innenpolitischen
dieser Jahre. Hier zu sein war ungefährlich. Es war relativ
billig, farbig und laut. Die Tage waren gefährlicher und
mühevoller. Und da sich die Jugend Terranias weder den
Sektenführern anschloß, noch versuchte, den Lauf der Dinge
durch übertriebenes persönliches Engagement zu
beeinflussen, war dies ein harmloses Ventil. Finn sah die jungen
Mädchen und Männer lieber hier als im Gobi-Park, wo sie
Croton Manor zuhören würden. Er grinste und versuchte zu
erkennen, wohin Nicolee blickte. Ihre Augen waren trotz des Lärms
verträumt und halb geschlossen.
Auf einer der zahlreichen Betonstufen, mit unverwüstlichem
Kunststoffteppich ausgelegt, saß ein schlanker, jüngerer
Mann. Finn kannte ihn. Er starrte verloren und versunken auf das
Spiel aus Farben, Klängen und
Bewegungen.
„He!“ schrie Finn und grinste, „das ist nicht
Tifflor, Mädchen!“
Sie wandte langsam den Kopf und öffnete die Augen ganz.
„Ich weiß!“ rief Nicolee.
„Scheint aber dennoch ein reizender Bursche zu sein“,
brüllte Finn zurück. Niemand nahm Notiz von ihrer seltsamen
Unterhaltung. „Hat ein Büro in THE COLONIES.“
„Woher wissen Sie ...?“ wollte sie fragen.
Er winkte ab, wurde gestoßen und verschüttete einen
Teil des Screwdrivers.
„Flüchtig kennengelernt. Watson kennt alles und jeden!“
Sie hob gelassen den Arm und sah auf die Uhr.
„Gehen Sie mit!“
Nicolee und Finn blieben etwa einen Meter seitlich von Sherman
Ravage stehen. Der achtundzwanzigjährige Mann saß mit
angezogenen Beinen da, hatte die Arme um die Knie geschlungen, so daß
die breiten Manschetten sichtbar wurden, und hatte eine brennende
Zigarette zwischen den Zähnen. Es sah aus, als träume
Ravage einen tödlichen Alptraum.
Nicolee tippte Ravage nachdrücklich auf die Schulter.
Er erschrak etwas und schaute auf. Die Asche fiel auf seine dunkle
Jacke. Er achtete nicht darauf. Langsam stand er auf, musterte kurz
Finn Caolcrod und warf die Zigarette weg.
„Guten Abend!“ brüllte er und hustete. „Sie
haben mich erschreckt.“
„Genau das wollte ich, Mister Ravage“, sagte Nicolee
und schüttelte seine Hand. „Daß wir uns ausgerechnet
hier treffen!“
„Wir kennen uns“, sagte Ravage zu Finn und spürte
dessen harten Händedruck. „Haben Sie jüngst gefunden,
was Sie suchten?“
Finn schüttelte den Kopf und sah in die ängstlichen
Augen des Mannes. Er sah aus wie jemand, der sich mit einem düsteren
Geheimnis herumschlagen muß - oder mehreren.
„Kein Kommentar!“ erwiderte der Polizist.
stetiges, berufsmäßiges mißtrauen und immer wache
aufmerksamkeit. er vermutet ein geheimnis bei mir, aber er weiß
nichts...
„Ein Freund hat mir den Rat gegeben, mich hier zu
entspannen“, sagte Ravage und zog seine Manschetten in den
Ärmel zurück. „Ein recht origineller Laden hier; nur
die Unterhaltung ist etwas mühsam. Geht an die Stimmbänder!“
wiedererwachtes menschliches interesse bei dem mädchen. etwas
mitleid; nicht viel, vergleiche mit einem anderen mann ... mit
tifflor, schwankendes abwägen und ein undeutliches allerlei von
widerstrebenden gedanken...
„Und der Erfolg?“ fragte Nicolee und trank ihren
Kunststoffbecher leer.
„Nur teilweise“,
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