PR TB 051 Aufruhr in Terrania
inneren
Konflikt des Mädchens. Sie wußte, daß eine
Freundschaft mit Tifflor sehr schön wäre und sehr
problematisch. Und sie spürte ebenfalls, daß Sherman der
Mann war, den sie bisher gesucht hatte. Nur - in Marschall Tifflor
hatte sie sich verliebt. Aber nicht in Ravage.
Noch nicht...
Er wagte einen Vorstoß.
„Es kann manchmal bitter sein, wenn man allein ist.
Einen Vorteil aber hat diese Isolation: Man lernt, auch wenn man
nicht will, über sich nachzudenken. Sie sollten allein
nachdenken, Nicolee! Ich darf Sie doch so nennen?“
„Ja, natürlich“, sagte sie etwas zerstreut.
Sie drehte den Kopf und sah ihn von der Seite an. Seine Augen
waren stumpf, und die Lippen aufeinandergepreßt.
„Ich sollte nachdenken“, sagte sie. „Ja, das
sollte ich. Ich weiß allerdings nicht, zu welchem Ergebnis ich
kommen werde.“
„Das ist das Risiko“, meinte er. „Ich kann
warten. Nicht unbeschränkt lange, aber eine Zeitlang. Ich kann
Ihnen auch entgegenkommen, aber helfen kann ich Ihnen nicht,
Nicolee.“
mein Gott... diese Unsicherheit! wenn tifflor anruft, weiß
ich, was ich zu tun habe, wenn er es nicht tut, kenne ich nicht
einmal den grund seines Schweigens, sicher ist richtig, was finn
sagte: er kann zögern wegen der Verantwortung, die er ablehnen
muß, kann ... ich weiß nichts.
Sherman blieb stehen und zog den kleinen, runden Schlüssel
aus der Manteltasche. Er schloß die Tür des rechten Sitzes
auf, half Nicolee in den Sitz und schloß die Tür. Er ging
um den Gleiter herum und schwang sich hinter das Steuer. Die Maschine
lief an, die Kunststoff schale schwebte hoch und drehte sich langsam,
dann beschleunigte Ravage. Der starke Motor zog den Gleiter dicht
über dem Beton aufwärts, die Scheinwerfer wurden
eingeschaltet.
„Wohin, Nicolee?“ fragte Ravage scheinbar unwissend.
„Crest Plaza Apartments“, erwiderte sie. „Mißverstehen
Sie mich nicht: Kommen Sie auf einen Kaffee mit nach oben?“
vielleicht wird etwas eine kleinigkeit einfacher, wenn ich länger
mit ihm zusammen bin ... ich bin ratlos, so etwas ist mir noch nie
passiert...
„Gern“, sagte Ravage. „Aber nicht lange. Ich
habe morgen einen anstrengenden Tag.“
Auch diese Nacht sollte noch mehr als anstrengend sein, aber er
konnte es nicht wissen.
Der Gleiter raste durch die fast leeren Straßen Terranias
und parkte zehn Minuten später inmitten des runden Parks. Sie
gingen nebeneinander, ohne sich zu berühren, auf den Eingang zu,
durchquerten die Halle und schwebten nach oben. Ins dreiundzwanzigste
Stockwerk.
Ravage setzte die leere Tasse ab und zerdrückte seinen
Zigarettenrest in dem zierlichen Aschenbecher. Für eine halbe
Stunde war ihm eine Illusion vermittelt worden; diese dreißig
Minuten waren für ihn mehr wert gewesen als ein halbes Jahr
harter Arbeit. Er stand auf und nahm seinen Mantel von der
Sessellehne. Nicolee blieb auf der Liege sitzen und blickte ihn an.
„Ich danke Ihnen für den Kaffee“, sagte er. „Ich
weiß, daß er ein Symbol war. Darf ich Sie anrufen?“
Sie nickte schweigend.
hoffentlich bald ... es wäre ein mittel, mich vor unsinnigen,
unvernünftigen gedanken abzubringen .. .tifflor wird nicht
anrufen.
„Haben Sie meine Nummer?“
Er winkte nachlässig ab.
„Ich werde sie finden können“, erwiderte er und
ging zwei, drei Schritte näher an die Liege heran. Sehr
vorsichtig strich er Nicolee eine kurze Strähne des blonden
Haars aus der Stirn, dann ging er zur Tür.
„Bleiben Sie sitzen“, sagte er. „Ich finde
allein nach draußen.“
Sie blickte ausdruckslos zu ihm hinauf und hob langsam die linke
Hand. Er wurde von dem Ansturm wirbelnder Gedanken erschüttert
und riß sich zusammen.
„Gute Nacht“, sagte er tonlos.
„Ja“, sagte sie.
Hinter ihm glitt die Wohnungstür zu, und er lehnte sich einen
Augenblick gegen die kühle Mauer. Schweißtropfen
glitzerten auf seiner Stirn, und im selben Moment, als er die Hand
hob und darüberwischen wollte, hörte er von innen den
Summer des Visiphons. Ein Gedanke:
julian tifflor. . .!
In der folgenden halben Sekunde stellte er sich vor, wie sie von
der Liege aufsprang und die Antworttaste niederdrückte. Es war
Tifflor, las er in ihren Gedanken. Und
er hörte und verstand während der nächsten Minuten,
was in dem Raum hinter ihm gesprochen wurde.
„Sie sind es, Solarmarschall!“ sagte sie und starrte
in die Linsen über dem Bildschirm.
„Ja“, erwiderte Tifflor unschlüssig. „Habe
ich Sie sehr gestört? In diesem
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