PR TB 051 Aufruhr in Terrania
er
sagte, morgen würde er die Uhr holen und umbauen.
Der Fremde nickte.
„Sie scheinen etwas zu selbstsicher“, sagte er.
„Spielen sie mit dem Gedanken, in letzter Sekunde
abzuspringen?“
„Nein. Überhaupt nicht“, antwortete Ravage
tonlos.
Der Fremde lächelte und entblößte gelbe,
viereckige Zähne. Er stand auf und kam langsam auf Ravage zu.
Sherman spürte wieder die schwarze Wand aus kalter
Entschlossenheit und brachte es fertig, nicht zurückzuweichen.
„Sie werden es so einrichten“, befahl der Fremde, „daß
Julian Tifflor am vierzehnten Februar abends getötet wird.
Verstehen Sie?“
Ravage schüttelte den Kopf.
„Nein“, sagte er. „Dazu ist mein Plan nicht
exakt genug. Ich kann niemandem befehlen, sondern muß
abwarten.“
Das Grinsen des Mannes mit dem sandfarbenen Haar war wölfisch.
„Vierzehnter Februar!“ flüsterte er. „Abends.
Wir haben es so geplant. Am dreizehnten wird Tifflor abgelenkt werden
und am vierzehnten dieses Monats wird er daran denken, sich mit dem
Mädchen zu treffen. Ihre Sekretärin ist noch
gesund?“
Sherman nickte und biß die Kiefer aufeinander. Der Fremde
schien ihn sehr aufmerksam zu beobachten. Jetzt war er nur noch
fünfzig Zentimeter von Sherman entfernt. Er hob die Waffe etwas
an und deutete mit dem Lauf auf das Gesicht des Exportkaufmannes.
„Denken Sie immer daran“, sagte er. „Inger
Javelin kann auf verschiedene und sehr langsame Arten sterben; eine
Kleinigkeit für unsere Organisation. Und -bevor Sie diese Coover
zu Tifflor laufen lassen, sollten Sie sich noch etwas mit ihr
vergnügen!“
Er lachte kurz und hart.
Ravage holte aus und schlug zu. Er schlug mit der linken Hand den
Lauf der Waffe zur Seite und traf den Fremden seitlich am Kinn. Es
gab ein trockenes Geräusch, und der Kopf des Mannes ruckte zur
Seite. In die dunklen Augen kam ein Zug von Verblüffung, dann
federte der Fremde zurück, traf Ravages Unterarm mit einem
vernichtenden Teakwon-Do-Schlag und riß die andere Hand hoch.
Der Dorn der Zielvorrichtung schrammte quer über das Gesicht
Shermans, und er glaubte, ein glühender Stab habe ihn getroffen.
Wieder lachte der Fremde und ließ die Waffe fallen. Sein Arm
beschrieb einen exakten Halbkreis, dann bohrte sich die Faust in
Shermans Magen. Ächzend brach Sherman zusammen. Er spürte
den Tritt kaum mehr, der seine Rippen traf.
„Verdammt“, sagte der Fremde und betastete sein
Kinn, indem er sich bückte. Er behielt dabei Ravage im Auge
und hob die Waffe wieder auf. Ravage lag zusammengekrümmt dicht
neben den Spitzen der dünnen Stiefel.
„Sie scheinen noch nicht genug zu haben“, sagte der
Fremde.
Ravage würgte etwas hervor.
„Vierzehnter Februar. Abends. Denken Sie daran. Wir
beobachten Sie ständig.“
Ravage hörte nicht, wie der Mann die Wohnung verließ.
Er fühlte sich abermals gedemütigt bis zum
Zusammenbruch. Jetzt fürchtete er nicht einmal mehr den Tod,
sondern den Schmerz. Und er glaubte, Inger gegenüber
jenes Maß an Verantwortung zu haben, das nicht zuließ,
diese gesamte Aktion Leutnant Caolcrod zu offenbaren. Ravage fühlte
sich nutzlos, erbärmlich und sehnte den Vierzehnten herbei.
Er kam taumelnd auf die Füße.
Drüben, über fünfhundert Meter entfernt, brannten
Lichter in der großen Dachwohnung, die Tifflor bewohnte. Ravage
wankte ins Bad, um sich zu übergeben.
*
4. Februar 2436...
Sherman hatte über die tiefsten Stellen der Wunde Bioplast
geklebt. Die Wundränder schmerzten dank des Medikaments nicht
mehr. Er ging die knarrende Treppe hoch und öffnete die nur
angelehnte Tür. Dröhnende Musik empfing ihn, ein Geruch
nach frischem Kaffee und der ungewohnte Anblick eines blonden
Mädchens mit halblangem Haar. Überrascht blieb er stehen.
Lutz saß ohne Brille am Tisch, las in einer Fachzeitschrift und
sah hoch.
„Der Schatten dort an der Tür kann doch nur der
vergnügungssüchtige Sherman Ravage sein.“
Er setzte die Brille auf.
„Richtig“, sagte er. „Ich darf bekannt machen:
Dies ist Miß Candela Suomi. Candela ist ihr Kosename; ein
Quadratzentimeter eines bei zweitausendsechsundvierzig Grad Kelvin
glühenden schwarzen Körpers hat die Lichtstärke von
sechzig Candela. Miß Suomi strahlt heller, wenn sie mich
sieht.“
Irritiert über den Redestrom des Freundes und über das
Mädchen nahm Ravage eine Hand aus der Jackentasche und ergriff
die Hand des Mädchens.
„Das ist der schwerreiche Sherman Ravage, der unsere
heutigen Drinks finanziert hat“, sagte
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